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"Hier ist es schön": 1400 Blicke auf Graz
Samstag, 10. November 2007
In einem Essay mit dem Titel „Hier ist es schön" machte sich Robert Musil Gedanken über Form und Funktion von Ansichtspostkarten. Speziell die kolorierten Ortsansichten „sehen in der ganzen Welt einander ähnlich". Sie würden mit lapidaren Kommentaren ihrer Adressaten versehen, in der Art „Hier ist es unbeschreiblich schön". Und man glaubte sozusagen dem erstandenen Bild und dem selbst beigefügten Kommentar, was schließlich der einzige Grund sei, selbst (nochmals) an den Ort zu reisen, von dem man die Ansichtskarte gekauft hat.

Ansichtskarten, müsste man Musil interpretieren, stellten somit ein überhöhtes Bild wirklicher Orte dar, über die Distribution entständen in der Folge unwirkliche Orte als Utopien des Fremdenverkehrs. „Wenn die Welt so aussähe, könnte man wirklich nichts Besseres tun, als ihr eine Marke aufzukleben und sie in den nächsten Kasten zu werfen."

 

 

Entlehnung bei Musil. Eva Tropper und Margareth Otti borgten sich Musils Titel und erstellten mittels 1400 Exemplaren aus der 8000 Ansichtskarten umfassenden Sammlung des Grazer Stadtmuseums ein über drei Räume verteiltes Panorama mit 1400 Blicken auf Graz. Wichtig war den Kuratorinnen die Häufung von Bildmotiven zu verschiedenen Zeiten. Dabei fällt auf, dass das einzelne Motiv seit der Wende zum 20. Jahrhundert eine Tendenz vom Quer- zum Hochformat zeigt. Am Beispiel des Uhrturms im zweiten Raum der Ausstellung wird deutlich, dass dieser zunächst – und zur Orientierung für Ortsunkundige – zumeist vor dem Hintergrund einer Teilansicht der Stadt abgebildet wurde. Mit der Zeit und wachsender Motivverbreitung wird er im Hochformat zum Solitär.

und borgten sich Musils Titel und erstellten mittels 1400 Exemplaren aus der 8000 Ansichtskarten umfassenden Sammlung des Grazer Stadtmuseums ein über drei Räume verteiltes Panorama mit 1400 Blicken auf Graz. Wichtig war den Kuratorinnen die Häufung von Bildmotiven zu verschiedenen Zeiten. Dabei fällt auf, dass das einzelne Motiv seit der Wende zum 20. Jahrhundert eine Tendenz vom Quer- zum Hochformat zeigt. Am Beispiel des Uhrturms im zweiten Raum der Ausstellung wird deutlich, dass dieser zunächst – und zur Orientierung für Ortsunkundige – zumeist vor dem Hintergrund einer Teilansicht der Stadt abgebildet wurde. Mit der Zeit und wachsender Motivverbreitung wird er im Hochformat zum Solitär.
Die Schau besteht aus drei Installationen, deren erste einen Standpunkt auf dem Schloßberg simuliert, um den in konzentrischen Kreisen weitere topografisch korrekt zugeordnete Ansichten auf Postkarten angeordnet sind. Der zweite Raum beschäftigt sich mit diversen Ansichten des Uhrturms bis in die Gegenwart und der dritte Raum führt an alphabetisch geordnete Straßen und Plätze der Stadt, womit auch die Veränderung des Stadtbildes über mehr als ein Jahrhundert vorgeführt wird.

 

 

Vorgänger von SMS & Co. Individuell und persönlich werden die Ansichtskarten durch die lesbaren Mitteilungen. Damit geht auch ein über den Tourismus hinausreichender Verwendungszweck einher, wenn Adressanten etwa aufgefordert werden, etwas zu erledigen, oder ein Treffpunkt vereinbart wird. Hiermit wird auch plausibel, dass diese billige, schnelle und öffentlich einsehbare Post wohl ein Vorgänger unserer inzwischen alltäglichen Kommunikationsmittel vom Telefon bis zum SMS ist. Der Katalog zur Ausstellung versammelt Beiträge von Margareth Otti, Eva Tropper, Anton Holzer und Otto Hochreiter.

Individuell und persönlich werden die Ansichtskarten durch die lesbaren Mitteilungen. Damit geht auch ein über den Tourismus hinausreichender Verwendungszweck einher, wenn Adressanten etwa aufgefordert werden, etwas zu erledigen, oder ein Treffpunkt vereinbart wird. Hiermit wird auch plausibel, dass diese billige, schnelle und öffentlich einsehbare Post wohl ein Vorgänger unserer inzwischen alltäglichen Kommunikationsmittel vom Telefon bis zum SMS ist. Der Katalog zur Ausstellung versammelt Beiträge von Margareth Otti, Eva Tropper, und .
Hier ist es schön. Grazer Ansichtskarten ist bis zum 6. April 2008 im Stadtmuseum Graz zu sehen. Informationen unter www.stadtmuseum-graz.at.

 

Seit Mai 2007 ist www.grazoutside.net online. Nach einem Konzept von und in Umsetzung durch Milo Tesselaar versammelt das Recherche-Projekt Grazoutside – in Kooperation mit dem Stadtmuseum Graz – Menschen, die nicht in Graz leben, aber einen Bezug zu Graz haben. Diese Verbindungen zur Stadt können Geburtsort und Familie sein, aber auch ein Studium, ein Arbeitsaufenthalt oder ein punktuell prägender Moment. Recherche, Dokumentation und Präsentation ihrer Biografien, ihrer Beweggründe, Unternehmungen und Initiativen, die Erfassung und Darstellung ihres Schaffens, Lebens und Denkens ist Anlass und Ziel für Grazoutside.

Wenzel Mraček

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