Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Die Gedanken sichtbar machen - Der Gedankenprojektor
Donnerstag, 18. Oktober 2007
„Ich erwarte mir, Gedanken zu fotografieren … Im Jahr 1893, als ich mit gewissen Nachforschungen beschäftigt war, kam ich zur Überzeugung, dass ein fest umrissenes Bild, das in Gedanken geformt wird, in einem Reflex ein dazu korrespondierendes Bild auf der Netzhaut erzeugen muss, welches von einem geeigneten Apparat gelesen werden könnte. Das brachte mich auf mein System des Fernsehens, das ich damals ankündigte … Meine Idee war es, eine künstliche Netzhaut zu verwenden, die ein Objekt des gesehenen Bildes empfängt, einen optischen Nerv und eine weitere Netzhaut am Ort der Wiedergabe … beide gestaltet wie ein Schachbrett, mit dem optischen Nerv als Erdung."

So stellte sich 1933 Nikola Tesla, Erfinder des ersten praktischen Systems zur Drehstrom-Kraftübertragung und Entwickler des Tesla-Transformators, vor, es wäre möglich, Gedanken nicht nur sichtbar zu machen, sondern sie mittels Fern-Sehen auch übertragen zu können. Die Gedanken aber erzeugen eben kein „korrespondierendes Bild auf der Netzhaut", wie es vergleichsweise nach der platonischen Optik auch nicht der Fall ist, dass sich die Objekte einer äußeren Welt in kleinen Bildern, Simulakren, von außen auf der Netzhaut abbilden. Da lag der in Kroatien gebürtige Nikola Tesla, der an der TU in Graz studiert hatte, kurzzeitig Mitarbeiter von Thomas Alva Edison war und im Lauf seiner wissenschaftlichen Karriere rund 100 Patente anmeldete, ganz schön daneben, wie es landläufig heißt.

 

 

Das blaue Kleid schreiben. Allerdings sollte die Idee, diesen Gedankenprojektor als technische Installation im Rahmen eines künstlerischen Konzepts umzusetzen, für die MitarbeiterInnen des Künstlerkollektivs alien productions zur Herausforderung werden, sich dieser Technik-Utopie anzunähern. In der Installation Der Gedankenprojektor sind BesucherInnen eingeladen, Bilder ihres Augenhintergrunds über einen Augenspiegel – Ophtalmoskop – aufnehmen zu lassen, die daraufhin in den Raum projiziert werden. Gleichzeitig werden diese Fotografien an einen Rechner übertragen, der diese Daten mittels Bilderkennungssoftware zu einem „Gedankenfries" verrechnet, der ebenfalls in den Raum projiziert wird. Der absolut schmerzfreie Selbstversuch zeigte, dass die solcherart sichtbar gemachten und als eigene bezeichneten Gedanken nicht wenig überraschen, wenn das Ergebnis der Prozedur etwa lautet: „Das blaue Kleid schreiben."

Allerdings sollte die Idee, diesen als technische Installation im Rahmen eines künstlerischen Konzepts umzusetzen, für die MitarbeiterInnen des Künstlerkollektivs zur Herausforderung werden, sich dieser Technik-Utopie anzunähern. In der Installation Der sind BesucherInnen eingeladen, Bilder ihres Augenhintergrunds über einen Augenspiegel – Ophtalmoskop – aufnehmen zu lassen, die daraufhin in den Raum projiziert werden. Gleichzeitig werden diese Fotografien an einen Rechner übertragen, der diese Daten mittels Bilderkennungssoftware zu einem „Gedankenfries" verrechnet, der ebenfalls in den Raum projiziert wird. Der absolut schmerzfreie Selbstversuch zeigte, dass die solcherart sichtbar gemachten und als eigene bezeichneten Gedanken nicht wenig überraschen, wenn das Ergebnis der Prozedur etwa lautet: „Das blaue Kleid schreiben."

 

Mit dem Gedankenprojektor nehmen alien productions allerdings anschaulichen Bezug auf ein immer dichter werdendes Netz von Registrierungs- und Überwachungssystemen, das die Evidenz persönlicher Daten zunehmend befördert. In diesem Projekt ist es die Erfassung des Retinabildes, das, wenngleich per Zahlencode anonymisiert, über Internet abgerufen werden kann und zwar unter http://alien.mur.at

 

Alien productions’ Der Gedankenprojektor ist bis zum 28. Oktober im Künstlerhaus Graz installiert.

 

Wenzel Mraček

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