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Ein kühler Maskenball |
Donnerstag, 18. Oktober 2007 | |
Verdis „Un ballo in maschera" – die Premiere war am 23.9. – dürfte nicht der glanzvollste Abend der heurigen Saison werden, bietet die berühmte Oper aber immerhin in einer klaren, schnörkellosen Version. Am 16. März 1792 wird der schwedische König Gustav III., ein aufgeklärter Monarch, auf einem Maskenball niedergeschossen und stirbt bald darauf. Die Geschichte inspirierte Verdi zu einer seiner bedeutendsten und reizvollsten Opern.
Etwas zu verbergen. Graf Riccardo, Statthalter von Boston, liebt Amelia, die Ehefrau seines Freundes und Sekretärs Renato. Amelia will von der Wahrsagerin Ulrica ein Gegenmittel gegen diese Liebe. Die Wahrsagerin prophezeit dem Grafen, dass er durch jenen sterben wird, der ihm als Erster die Hand reicht. Das macht ausgerechnet Renato, der dem Grafen wenig später bei dessen Stelldichein mit Amelia hilft, den Attentätern zu entkommen. Bei dieser Gelegenheit erkennt Renato seine (unschuldige) Frau in der Vermummten, der Sekretär und Ehemann schließt sich aus Rache und Eifersucht den Verschwörern an. Auf einem Maskenball sticht er den Freund und Fürsten nieder, der ihm sterbend vergibt. , Statthalter von Boston, liebt Amelia, die Ehefrau seines Freundes und Sekretärs Renato. Amelia will von der Wahrsagerin Ulrica ein Gegenmittel gegen diese Liebe. Die Wahrsagerin prophezeit dem Grafen, dass er durch jenen sterben wird, der ihm als Erster die Hand reicht. Das macht ausgerechnet Renato, der dem Grafen wenig später bei dessen Stelldichein mit Amelia hilft, den Attentätern zu entkommen. Bei dieser Gelegenheit erkennt Renato seine (unschuldige) Frau in der Vermummten, der Sekretär und Ehemann schließt sich aus Rache und Eifersucht den Verschwörern an. Auf einem Maskenball sticht er den Freund und Fürsten nieder, der ihm sterbend vergibt.
Der Titel „Ein Maskenball" ist programmatisch. Alle Figuren haben etwas zu verbergen: Riccardo und Amelia ihre Leidenschaft, die Verschwörer ihre tödlichen Pläne, Renato seine Eifersucht. Nur der Page Oscar plaudert aus, was er weiß, und liefert so seinen Herrn unbewusst dem Tod aus.
Kühle und Bilderreichtum. Nun ist es ja nicht so, dass Attentate, Untreue und Eifersucht keine Themen mehr wären. Nun ist es ja nicht so, dass Attentate, Untreue und Eifersucht keine Themen mehr wären.
Die Aufführung von „Un ballo in maschera" im Grazer Opernhaus ist aber so sehr von aller politischen Aktualität gereinigt, die Inszenierung von Anselm Weber derart auf das Wesentliche reduziert, dass man sich fragt, was davon noch übrig ist. Diese Reduktion kann also wohlwollend als beinahe genial oder übel als bloße Einfallslosigkeit aufgefasst werden. Das alte Operngespenst naiver Illustration droht in dieser Inszenierung jedenfalls nur mehr mit einem überdimensionierten Totenkopf als Höhle für die Wahrsagerin Ulrica und einem schummrigen Galgenberg. Tichina Vaughn als Wahrsagerin Ulrica evoziert dazu mit einem effektvollen Mezzosopran eine archaisch-düstere Stimmung, kann den Bogen aber nicht immer durchgehend halten.
Typisch für die kühle Inszenierung ist das Arbeitszimmer Renatos, in dem er und seine vermeintlich untreue Frau Amelia durch das extreme „Cinemascopeformat" getrennt sind. Auch hier kommt die schöne, durchgehende Idee des Bühnenbildners Hermann Feuchter zum Tragen, die Parkette, auf denen sich diese (höfischen) Geschichten doch abspielen, als helle, graugrüne Wandverkleidung zu nehmen. Olga Romanko als Amelia trägt dazu ein hinreißendes blassgelbes Kleid, das perfekt auf diesen Hintergrund abgestimmt ist. Ihr Sopran ist dabei allerdings trotz gelegentlicher schöner Effekte nicht ganz so überzeugend wie die Farbeffekte. Überhaupt erzählt Michaela Mayer-Michnay noch am sinnlichsten mit ihren Kostümen: Riccardo als uninteressierter Freizeittyp im Bademantel, dann der Wechsel von steifer Bürgerkleidung zur eher sinnlichen Matrosenkluft und am Ende, nach langer Kleiderdisziplin, der geradezu berstende Bilderreichtum des Maskenballs: Affen in den Kronleuchtern, Zebras, Papageien und Krokodile auf dem Parkett.
Rollendebüts. Die Regie arrangiert die Massenszenen geläufig, arbeitet aber individuelle Katastrophen, wie den Moment, da Renato in der Vermummten seine Frau erkennt, nur beiläufig heraus. Alexej Markov als Sekretär bietet insgesamt die reifste Leistung, Gustav Porta als sein Gegenpart Riccardo findet sich nach anfänglichen Schwierigkeiten immer überzeugender in die Titelrolle. Die gelegentlich auftretenden Unsicherheiten lassen sich vor dem Hintergrund sehen, dass es sich für beinahe alle um ein Rollendebüt handelt. Hyon Lee als Page Oscar bot schauspielerisch eine Klasse für sich, schien beinahe über das Ensemble hinauszuwachsen und meisterte ihre Rolle auch musikalisch leichtfüßig. Das Opernorchester folgte Johannes Fritzsch federnd, wobei dem Schwung gelegentlich die Ausdifferenzierung fehlte. Eine Inszenierung, die sich durch Klarheit und Bescheidenheit empfiehlt. Die Regie arrangiert die Massenszenen geläufig, arbeitet aber individuelle Katastrophen, wie den Moment, da Renato in der Vermummten seine Frau erkennt, nur beiläufig heraus. als Sekretär bietet insgesamt die reifste Leistung, als sein Gegenpart Riccardo findet sich nach anfänglichen Schwierigkeiten immer überzeugender in die Titelrolle. Die gelegentlich auftretenden Unsicherheiten lassen sich vor dem Hintergrund sehen, dass es sich für beinahe alle um ein Rollendebüt handelt. als Page Oscar bot schauspielerisch eine Klasse für sich, schien beinahe über das Ensemble hinauszuwachsen und meisterte ihre Rolle auch musikalisch leichtfüßig. Das Opernorchester folgte federnd, wobei dem Schwung gelegentlich die Ausdifferenzierung fehlte. Eine Inszenierung, die sich durch Klarheit und Bescheidenheit empfiehlt. Willi Hengstler
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