Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
DJ Kolchos, DJ Sowchos
Donnerstag, 18. Oktober 2007
„Eine (auch im metaphorischen Sinn) durch Dunkelheit erzeugte oder geprägte, negative (in der Regel unheilvolle) Stimmung kann mit dem Begriff der Düsternis beschrieben werden", lehrt uns die Wikipedia.

Der Düsternis liegt also die Dunkelheit zugrunde, die, ebenfalls der Wikipedia zufolge, noch steigerbar ist durch das „Grabesdunkel". Wer sein Leben in Gräbern und dunklen Höhlen zubringt, muss auf lange Sicht mit einer drastischen Beeinträchtigung des Sehsinns rechnen, wie das Beispiel des Grottenolms zeigt, denn das Farbsehen weicht langsam den Grautönen und macht teure Farblaserdrucker bzw. -therapie überflüssig und erinnert an den Himmel Lettlands im Herbst über den in allen Farben leuchtenden Wäldern, die der Biberpopulation signalisieren, dass es nun Zeit wird für den Winterschlaf.

Nach mehreren Jahren, die von stilistischen Richtungswechseln geprägt waren, zeichnet das neue Album Given to the Rising (Cargo Records) der kalifornischen Band Neurosis wieder jenes brachiale und gleichzeitig subtile Songwriting aus, das sich jeder Beschreibung durch Worte zu entziehen versucht und nicht allen Lärm-emittenten des Brüllgenres zu eigen ist. Düstere Riffs, gefrorene psychedelische Nebelwände aus verzerrtem Gitarrenlärm, hier und da ein Break, der jäh von einem Grunzen unterbrochen wird – von dieser schönen undherzensguten Musik lassen wir uns forttragen ins Sumpfgebiet des lettischen Küstentieflands, wo wir mit Großmutter Plauksme an warmen Spätsommersonntagen immer wieder ein Schlückchen Zelta zu uns nahmen.

Dagegen wirkt das Album Excellent Italian Greyhound (Touch & Go) des Trios Shellac, anfangs von vielen als kurzlebiges Projekt des zur Zeit der Bandgründung im Jahr 1992 auf einem vorläufigen Höhepunkt seines musikalischen Wirkens stehenden Steve Albini betrachtet, weitaus nüchternerer. Die Band Albinis, der als Tontechniker für zahllose Produktionen verantwortlich war, die heute zum Kanon des Wahren, Guten und Schönen in der Musik zählen, erweist sich erneut als spröder Störfall in der Welt unerschütterlicher Rockkonventionen. Wir hören zu und gehen „am Rande eines Wahnsinns spazieren – so wie wir alle". (Derrick)

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