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Elevate 2007: Musik meets Demokratiediskurs |
Dienstag, 11. September 2007 | |
Zum dritten Mal findet „Elevate“ – Festival für zeitgenössische Musik und politischen Diskurs – vom 24. bis 28. Oktober in den bekannten Locations – Dom im Berg, Schloßbergkasematten, Forum Stadtpark – statt. Geboten werden vier Tage und Nächte pausenlos volles Programm mit prominenten Vortragenden zum Thema „Demokratie“, qualitativ hochwertigen Musik-Acts mit mehr als 100 KünstlerInnen aus 14 Nationen, Workshops mit ExpertInnen aus der „Szene“, Installationen und Performances. Stargäste der Veranstaltung, die wieder vom Team um Daniel Erlacher, Roland Oreski und Bernhard Steirer organisiert wird, sind zweifellos die langjährige Kongressabgeordnete Cynthia McKinney, die wegen ihrer unbeugsamen Haltung aus der demokratischen Partei hinausgedrängt wurde und 2008 wahrscheinlich bei den Präsidentschaftswahlen als Nader-Nachfolgerin für die US-amerikanischen Grünen antreten wird – und der nun schon 85-jährige weltbekannte Medien- und IT-Kritiker Joseph Weizenbaum, an den, so verrät Erlacher, „wir nur sehr schwer herangekommen sind – aber unser Konzept hat ihn so überzeugt, dass er zugesagt hat.“ Und in letzter Minute hat auch der bekannte radikale Kritiker des World Wide Web, Richard Barbrook, sein Kommen angekündigt. Ein ausführlicher Diskussionsprozess. „Wir haben diesmal drei Zugänge zum zentralen Thema – der Demokratiefrage – gewählt“, sagt Erlacher. Inhaltlich sind die einzelnen Veranstaltungen in die Themenbereich „Technologie“, „Medien & Journalismus“ sowie „Analyse, Kritik, Perspektiven“ gegliedert; noch stehen nicht alle ReferentInnen fest. Der inhaltliche Schwerpunkt wurde in einem ausführlichen Diskussionsprozess erarbeitet – einer der Auslöser, erinnert sich Oreski, sei die Debatte über Demokratie in Wirtschaft und Unternehmen gewesen, die vor etwa einem Jahr bei einer gemeinsamen Veranstaltung von KORSO und dem Sozialressort des Landes Steiermark geführt wurde. Underground & Elektronik. „Als KuratorInnen für den Musikschwerpunkt des Festivals konnten wir zwei herausragende Persönlichkeiten gewinnen“, freut sich Steirer: Der Japaner DJ Scotch Egg hat bei uns noch relativ unbekannte Underground-Bands aus den USA engagiert, und die Grande Dame der britischen Undergroundkultur, Mary Anne Hobbs – „ihre BBC-Radio-1-Experimentalshow ist weltweit bekannt“ – featuret britische Musiker. Daneben gibt’s Experimentelles und Elektronisches – etwa die deutschen Modeselektor, die am Donnerstag im Dom im Berg ihr neues Album in Verbindung mit Visuals des ebenfalls international renommierten Kollektivs Pfadfinderei präsentieren werden. Theorie & Praxis. Besonders wichtig ist den Veranstaltern die Vernetzung zwischen den theoretischen Ansätzen der ReferentInnen und konkreten lokalen Initiativen. Steirer: „Wir wollen nicht nur analysieren und kritisieren, sondern auch Alternativen aufzeigen“ – etwa im Medienbereich, wo lokale Netz-Initiativen wie das Grazer „Funkfeuer“ widerständiges Potenzial bergen. Das Programm wird im elevate_lab mit Workshops zu Themen ergänzt, die für die Musikschaffenden aktuell wichtig sind, etwa zu Fragen der Musikvermarktung. Oreski: „Besonders interessant wird der Workshop des MICA (music information center austria), in dem es um digitale Geschäftsmodelle speziell für unabhängige Musikschaffende und kleine Labels gehen wird.“ Der Performer Sven König wird drastische Praxis zum Thema Musikrechte vorführen: Er spielt kommerzielle Videos live unter vollem Körper- und Stimmeinsatz nach. Die Präsentation einer Diplomarbeit über die Grazer Elektronikmusikszene, Diskussionen über die Entwicklung von Underground-Bewegungen sowie über die Problematik von Rechteverwaltung und Copyright in Zeiten von Peer2Peer und Creative Commons sind weitere Elemente des vielfältigen Angebots. Jimmy Wales blieb bis um vier. Die Vernetzung der Akteure und des Publikums ist eine der wichtigsten Absichten des Festivals, sagt Erlacher: „Wir schaffen Atmosphäre, einen Treffpunkt und Kommunikationsraum“ – genau dafür ist „Elevate“ auch schon international bekannt. „Schon letztes Jahr sind wegen der besonderen Kombination, die wir bieten, Leute aus ganz Europa angereist, aus Schweden, Irland, Frankreich, der Schweiz … viele davon treten dann auch persönlich in Kontakt mit uns und geben uns Feedback.“ Von der „Elevate“-Atmosphäre sei aber nicht nur das Publikum begeistert: „Wikipedia-Begründer Jimmy Wales ist beim ersten Festival bis um vier Uhr Früh im Dom im Berg geblieben, weil’s ihm so gefallen hat; ein amerikanischer Künstler, der hier aufgetreten ist, hat von sich ein Video über die Veranstaltung ins Netz gestellt – letztendlich wären wir nie an Leute wie McKinney und Weizenbaum herangekommen, wenn dem Elevate-Festival nicht bereits der Ruf einer außergewöhnlichen Veranstaltung vorauseilen würde.“ Live und im Archiv. Diesmal soll die gesamte viertägige Veranstaltung dokumentiert werden, „das ist ein eigenes Medienprojekt“, berichtet Erlacher. Mehrere Kamerateams werden bei den verschiedenen Terminen präsent sein, die Doku soll als Livestream ins Netz gestellt werden, es werden aber auch einzelne Vorträge oder Auftritte archiviert und on demand abrufbar sein. Damit nicht genug: Die Dokumentation ist als bidirektionales Medium geplant, sodass auch BesucherInnen Beiträge einreichen können. Was das Publikum vor Ort betrifft, rechnen die OrganisatorInnen mit an die 5000 Personen, davon etwa 250 aus dem Ausland. Finanziert wird Elevate zum großen Teil vom Kultur-und Jugendressort des Landes, die Stadt Graz stellt den Dom im Berg und einen bescheidenen finanziellen Beitrag bei.
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