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URBAN Graz evaluiert: Erfolge und Misserfolge
Dienstag, 11. September 2007
Eine Diplomarbeit an der Fakultät für Architektur der TU Graz – verfasst von DI Kheder Shadman, der sein Studium neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Grazer AusländerInnenbeirates abgeschlossen hat – evaluiert die Auswirkungen der EU-URBAN-Projekte auf die Lebensqualität und soziale Integration im Grazer Bezirk Gries.

Die detaillierte Betrachtung einzelner Bereiche, die für die Lebensqualität entscheidend sind, ergibt ein differenziertes Bild: URBAN hat etwa zur Verbesserung der Angebote an Grünflächen, Park- und Freizeitanlagen beigetragen, im Besonderen sind hier der Oeverseepark und die Errichtung des Augartensteges genannt. Auch die Qualität der Wohnungen konnte durch URBAN-Projekte gesteigert werden; insgesamt wurden 261 Wohnungen mit 14.000 Quadratmetern Wohnfläche saniert und 80 Wohnungen an die Fernwärme angeschlossen. Verschlechterungen gab es hingegen bei den Parametern Lärmbelastung und Luftqualität wegen der kontinuierlichen Zunahme des Autoverkehrs – die einzige Verbesserung ergab sich durch die Verkehrsberuhigung des Griesplatzes.
Wenig erfreuliche Feststellungen musste Shadman in Bezug auf die Partizipation der Wohnbevölkerung an sie betreffenden Entscheidungen machen: Entgegen der Annahme, dass der Wille zum Mitentscheiden durch die Realisierung von Maßnahmen im unmittelbaren Wohnumfeld der Betroffenen steigt, ist die Wahlbeteiligung (auch) im Bezirk Gries gesunken. Gesunken ist während des Durchführungszeitraumes des URBAN-Projektes allerdings auch die Arbeitslosigkeit – ob dies auf die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen im Rahmen des URBAN-Programmes zurückzuführen ist lässt sich allerdings aus dem vorhandenen Datenmaterial nicht erschließen, betont der Autor.

Veränderungen von MigrantInnen positiver beurteilt. Dass die im Bezirk besonders stark vertretene ausländische Wohnbevölkerung (2006: 25%) von den Maßnahmen nicht besonders profitiert haben dürfte, lässt sich u.a. daran ablesen, dass kein einziger Betrieb in MigrantInnenhand von URBAN-Förderungen profitieren konnte. Allerdings, so Shadman, „haben die befragten MigrantInnen die von ihnen wahrgenommene Veränderung im Projektgebiet positiver bewertet, was auf eine unterschiedliche Wahrnehmung im Vergleich zu den ,Einheimischen‘ schließen lässt“. Warum diese ihr Wohnumfeld „schlechter“ beurteilen als die Neugra-zerInnen, erklärt Shadman nüchtern damit, dass „die Mehrheit der ,Einheimischen‘ die Migranten als ,Problem bzw. Belastung‘ in Bezug auf die Bevölkerungszusammensetzung wahrnimmt. Dieser ,Verschlechterungsfaktor‘ fällt bei den Migranten weg“.

Die Bilanz des URBAN-Projektes: Shadman kommt in seiner genau recherchierten Arbeit zum Ergebnis, dass „die durchgeführten EU-Projekte positive Effekte erzielen konnten; die Effizienz solcher Maßnahmen in Zukunft aber noch gesteigert werden kann“. Unter anderem fordert er eine „Null-Messung“ im Sinne einer Ist-Zustand-Erhebung durch den Einsatz von entsprechenden Indikatoren vor Projektbeginn, damit die Überprüfung von Wirksamkeit, Nachhaltigkeit und Nutzen nach Programmabschluss (Evaluierung) genauer ermöglicht wird. 

cs

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