Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Burkina Faso: Mehr Bildungschancen durch die Schaf-Schule
Mittwoch, 11. Juli 2007
Laciné Sawadogo, Deutschlehrer in der Stadt Ouahigouya im westafrikanischen Burkina Faso, hat 1998 ein Jahr an der Grazer Germanistik studiert. Nach der Rückkehr in sein Heimatland hat er eine Reihe von Projekten gestartet, die vor allem ein Ziel verfolgen: Den Kindern des Landes eine bessere Ausbildung zu ermöglichen. Christian Stenner sprach mit dem engagierten Pädagogen über seine Tätigkeit.

Burkina Faso ist in Österreich wenig bekannt – in kulturell interessierten Kreisen vielleicht am ehesten noch durch das große afrikanische Filmfestival in Ouagadougou. Abgesehen davon gilt Burkina Faso seit dem Sturz Thomas Sankaras als eher autoritär regiertes Land …
Allein schon weil es bei uns an die 80% Analphabeten gibt, kann man nicht von Demokratie sprechen.

Gibt es Alphabetisierungskampagnen – und wenn ja, in welcher Sprache?

Ja, derzeit wird ein Schwerpunkt auf die Schulbildung gelegt, weil das die Basis der Entwicklung ist, jede/r soll zumindest lesen und schreiben können.
Das Alphabetisierungsprogramm wird primär auf Französisch betrieben, es gibt aber auch Alphabetisierungsprogramme in den Nationalsprachen. Dafür interessieren sich die Menschen aber weniger, weil bei uns 60 Sprachen gesprochen werden – man müsste also wieder eine neue lernen, wenn man innerhalb Burkina Fasos umzieht. Daher ziehen die Menschen das Französische vor, das überall gesprochen wird. Englisch wird als erste Fremdsprache in den Gymnasien gelehrt.

Du bist Deutschlehrer …

Das hat folgenden Grund: Meine Eltern waren Gastarbeiter in Côte d’Ivoire, ich habe dort die Sekundarstufe besucht, und dort gab es einen Deutschlehrer, der uns interessante Dinge über die große Wirtschaftsmacht Deutschland erzählte – und über den deutschen Fußball. Ich liebte damals den Sport und daher habe ich angefangen Deutsch zu lernen, auch um vielleicht eines Tages nach Deutschland fahren zu können.
1998 habe ich ein Stipendium bekommen, das mir erlaubt hat in Graz zu studieren, gewohnt habe ich in der Elisabethstraße im Studentenheim der Akademikerhilfe. Damals ist es mir gelungen, viele ÖsterreicherInnen für Burkina Faso zu interessieren. Das war mir eine große Hilfe bei meinen späteren Projekten.
Ich habe gleich nach meiner Rückkehr einen Entwicklungshilfe-Verein, Neeed-Burkina, auf die Beine gestellt, weil ich durch meinen Auslandsaufenthalt vollends davon überzeugt war, dass Bildung der einzige Ausweg aus der Unterentwicklung ist.

Welche Projekte führt Neeed-Burkina durch?
Wir arbeiten vor allem im Schulbereich –  mit 80% Analphabeten ist keine Entwicklung möglich. Vor allem arbeiten wir mit Mädchen. Bei uns herrscht nämlich die Meinung vor, dass man Mädchen ohnehin nicht in die Schule schicken soll – sie sollen arbeiten. Sie in die Schule zu schicken bringt nichts, weil sie ohnehin einmal heiraten werden. Wir treten gegen solche Vorstellungen auf, weil erstens jedes Kind das Recht auf Schulbildung hat und zum Zweiten gerade die Mädchen sehr viel im familiären Umfeld ändern können, wenn sie eine Ausbildung genossen haben. Sie engagieren sich dann auch viel mehr für die Ausbildung ihrer Kinder und können auch stärker am politischen Leben teilnehmen. Unser zentrales Projekt ist ein Patenschaftsprojekt. Österreichische und nun auch US-amerikanische PatInnen stellen die Mittel zur Verfügung, mit denen wir Schulsachen kaufen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit versuchen wir zudem, die Eltern dahingehend zu sensibilisieren, dass es notwendig ist, alle Kinder in die Schule zu schicken, vor allem auch die Mädchen.
Daneben gibt es noch ein zweites Projekt, das wir gemeinsam mit den amerikanischen „Friends of Burkina Faso“ durchführen. Das Projekt heißt „Schaf-Schule“ und funktioniert so: Zu Schulbeginn bekommen die Kinder das Schulmaterial – die Bücher, die Hefte, die Schuluniformen – und zusätzlich ein Lamm. Die Eltern ziehen das Tier auf, nach einem Jahr verkaufen Sie es, aus den Einnahmen können sie ein weiteres Lamm und die Schulsachen für das nächste Jahr kaufen. Wir haben schon über 1000 Kinder in diesen Projekten, die wir 1999 begonnen haben.


Für weitere Informationen, Kontoverbindung: www.neeed.org. KORSO spendet die Hälfte der bis 01.09.2007 eingehenden Aboeinnahmen von Neu-Abos für die Patenschafts-Aktion von Laciné Sawadogo – pro neun neue Abos werden wir eine Patenschaft übernehmen!

» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >