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„Stromsparen ist gleich wichtig wie der Umbau des Energiesystems“
Archiv - Nachhaltigkeit und Ökoland
Montag, 13. März 2006
ImageSeit Jahrzehnten ist Dr. Heinz Kopetz als einer der engagiertesten Vorkämpfer für den Einsatz der erneuerbaren Energien weithin anerkannt. Sein Tatendrang ist aber trotz Ruhestandes noch lange nicht gestillt: Vor kurzem wurde er zum neuen Präsidenten des Europäischen Biomasseverbandes gekürt. Für KORSO sprach Josef Schiffer mit der europaweit führenden Autorität in Sachen Bio-energien.

Wie sieht Ihre Vision für die Energiezukunft aus?
Die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich durch den Preisanstieg der fossilen Energieträger tiefgreifend verändert. Hierin liegt eine große Chance für Österreich, den Umstieg auf erneuerbare Energieträger endlich mit allen Mitteln zu forcieren. Unterstützt werden wir dabei inzwischen auch durch die offizielle EU-Politik, die den Einsatz von Energie aus Biomasse bis 2010 verdoppeln will.

Worin sehen sie die Hemmnisse für den Umbau des Energiesystems?
Trotz der Gefahr weiterer Preissteigerungen wird von Seiten der Energieerzeuger noch immer zu stark auf den Einsatz fossiler Energieträger gesetzt. In den vergangenen drei Jahren haben sich die Marktpreise für Erdgas mehr als verdoppelt. Hier sprechen wir uns daher u.a. gegen die zu große Dimensionierung des Gaskraftwerkes Mellach aus – die vierfache Menge des Energiebedarfs von Graz würde dort ungenutzt in die Luft geblasen – und fordern eine Halbierung seiner Größe auf 400 Megawatt.

Wie sollen unter den derzeitigen Bedingungen die Kyoto-Ziele erreicht werden?
Es wird gewiss nicht leicht werden, daher braucht es ganz klare energiepolitische Vorstellungen für die Umsetzung der Ziele. Nach unseren Vorstellungen soll der Anteil erneuerbarer Energien bis 2025 auf 50% des Gesamtverbrauchs erhöht werden. Für diesen Weg ist das Einsparen von Energie durch bessere Dämmung und sparsamere Fahrzeuge mindestens genauso wichtig wie der Ausbau der Bioenergien.

Welche Maßnahmen müssten Ihrer Meinung nach gesetzt werden?
Energie ist durch die Liberalisierung der Märkte zu billig geworden, dadurch steigt der Verbrauch. Es werden mehr positive Anreize für die erneuerbaren Energien benötigt. In Schweden hat man etwa die Besteuerung von Heizöl erhöht, um Fernwärme aus Biomasse zu verbilligen. Ähnliche Steuerungsinstrumente wären auch hierzulande wünschenswert. Dafür ist es jedoch notwendig, dass die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile der Energiewende klar auf dem Tisch liegen.
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