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Zum 40. Mal Steirischer Herbst – Nahe genug ? |
Mittwoch, 11. Juli 2007 | |
„Nahe genug“ ist das Motto, das Leitmotiv, des diesjährigen Steirischer
Herbst. Was 1967 als Avantgarde-Festival begann, wird heuer zum 40. Mal
und inzwischen, nachdem die Avantgarden längst Geschichte sind, als
interdisziplinäres Festival mit ca. 100 Projekten an 29 Spielstätten in
Graz und der Steiermark ausgetragen. Für die Eröffnung am 20. September und über 25 Festivaltage haben Intendantin Veronica Kaup-Hasler und Team ein Programm ausgearbeitet und organisiert, das einmal mehr die Disziplinen Theater / Tanz / Performance, bildende Kunst, Musik, Literatur, Theorie / Diskurs / Spielfeldforschung und diesmal auch Film umfasst. Temporäre Architektur. Zur Eröffnung in der Helmut-List-Halle, spielen Staalplaat Soundsystem (NL/D/GB) nicht einfach in dem so genannten White Cube für Musik, sondern, entsprechend ihrem Arbeitsprinzip, mit der Infrastruktur der Halle als Klang generierenden Elementen und auch das Publikum trägt zur integrierenden Soundinstallation bei. Das Festivalzentrum befindet sich in diesem Jahr auf den Karmeliterplatz und ist derzeit noch als Grundriss wahrzunehmen: The Theatre ist ein Konzept der schwedischen Architekten International Festival, Tor Lindstrand und Mårten Spångberg, mit dem temporäre Architektur in die Nähe von Performance gerückt werden soll. Die Entwicklung von The Theatre erfolgte in eineinhalbjähriger Zusammenarbeit mit rund vierzig Künstlern, Architekten, Theoretikern aus elf europäischen Ländern und Vertretern der steirischen Industrie. Neben der Herbstbar wird hier vor allem der Theorieteil seinen Ort finden; im Anschluss an den Herbst geht The Theatre auf Tour, vorerst nach Zagreb, London, Stockholm und Montpellier. Mit Architekturfotografie, die im allgemeinen den Eindruck entstehen lässt, Bewohner und Benutzer von Gebäuden seien „gerade auf Urlaub geschickt worden“, setzt sich eine von Markus Bogensberger und Gabu Heindl konzipierte Ausstellung im Haus der Architektur auseinander. Architekten werden gebeten, von ihren Gebäuden je ein Foto zu machen, das diese in Gebrauch zeigt. Diese Architektenfotos wiederum werden durch Statements und weitere Fotos von BenutzerInnen kommentiert, ergänzt durch eine Diskussionsrunde. Ein Gespräch zu Architektur und Alltag in globalem und lokalem Kontext findet in The Theatre am 9. Oktober statt. Politik, Erinnerung und Rebellion. Zum 40er des Herbst hat Kurator Reinhard Braun eine Ausstellung zur Geschichte des Festivals für das Stadtmuseum Graz unter dem Titel Reading Back And Forth erstellt. Sieben KünstlerInnen zeigen Auftragsarbeiten zum Thema im Umfeld von Öffentlichkeit, Politik, Erinnerung und Rebellion. In der Rubrik Bildende bzw. Medienkunst nimmt der Medienturm unter dem Titel Active Agents das brisante Thema Körpergrenzen und Technologie unter die Lupe. Wie schon Günther Anders 1956 vermutete, dürfte sich inzwischen tatsächlich das „Subjekt der Geschichte“ vom Menschen in Richtung der von ihm selbst entwickelten Technologie verschoben haben. Volksgarten im Kunsthaus dagegen möchte ein umfassendes Porträt der Bezirke Lend und Gries aus der Sicht internationaler KünstlerInnen geben. Fotografien, Filme und Installationen in der Camera Austria zeigen What We Bought, Auswüchse der Kauf- und Wegwerfgesellschaft. Eine Ausstellung im Forum Stadtpark handelt von Zuneigung und Entfremdung zwischen Moskau und Graz, die Minoritengalerien behandeln Pathos und Emotion künstlerischer Gesten, dem Fundus der Religion(en) entlehnt und der Grazer Kunstverein stellt infrage, wann Formen zu autoritären Ornamenten geraten, ein „essayistisches Raumensemble“. In Fortsetzung der Thematik des Vorjahres behandeln Vorträge und Ausstellung in der Neuen Galerie das Thema Un / Fair Trade, Ungleichheiten dominiert von Politik, Wirtschaft und Handel. Hausbesuche – Nahe genug? Als Installation bezeichnet Hannah Hurtzig, Initiatorin der Mobilen Akademie, ein Projekt unter dem Titel Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen. Die nun achte Ausgabe, die am 30. September im Orpheum stattfinden wird, dreht sich um Die Gabe und andere Verletzungen des Tauschprinzips. Etwa hundert Expertinnen werden anwesend sein und Besucher können versuchen, nach einem nicht unkomplizierten Prozedere für jeweils eine halbe Stunde und gegen jeweils einen Euro, eine Expertin oder einen Experten im persönlichen Gespräch zu konsultieren. Neben etlichen weiteren Theater und Tanztheaterprojekten hat Gerhild Steinbuch ein Auftragswerk für die Studiobühne der Grazer Oper unter dem Titel Verschwinden oder Die Nacht wird abgeschafft geschrieben. Das musikprotokoll stellt sein Programm unter den Titel Nahe genug – Die Musik und das Unmittelbare. Vom Nähen und Kochen, vom Liegen und Lieben, vom Radio- und Musikhören. Das Literaturhaus bietet Hausbesuche durch Autorinnen und Autoren an, damit den unmittelbaren Austausch in privatem Rahmen. In einer Reihe von Dokumentarfilmen für Kinder und Jugendliche untersucht my space die Welt der Jugendlichen gegenüber der von Erwachsenen in einer von Gudrun Sommer kuratierten Koproduktion zwischen doxs! (Duisburg), Kindermuseum FRida & Fred und dem Filmzentrum Rechbauer. Detaillierte Informationen und das gesamte Programm auf www.steirischerherbst.at Wenzel Mraček
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