Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Günstige Wetterlage für den Radverkehr
Mittwoch, 11. Juli 2007
Seit 1979 kämpft ARGUS für den Ausbau des Radverkehrsnetzes und bessere Bedingungen für RadfahrerInnen. Obmann der  ARGUS Radlobby in der Steiermark ist der gebürtige Ire Dr. Ben Hemmens. Manfred Unterholzer von KORSO sprach mit Hemmens über die vielfältigen Aktivitäten von ARGUS.

ARGUS klingt nach Überwachung. Woher kommt der Name und was sind die Ziele von ARGUS?
ARGUS ist einerseits die Abkürzung für Arbeitsgemeinschaft umweltfreundlicher Stadtverkehr, andererseits schauen wir als Radlobby wachsamen Auges darauf, dass die Radlerinnen und Radler nicht unter die Räder kommen.

Eine Art ÖAMTC oder ARBÖ für Radler?
Gewissermaßen. Wir sind eine verkehrspolitische Interessensvertretung und wollen bewusst machen, dass der Radverkehr einen wesentlichen Beitrag zum Funktionieren des gesamten städtischen Verkehrssystems leistet. So hat die Förderung des Radverkehrs Vorteile für alle, nicht nur für jene, die selbst mit dem Rad fahren. Fahrend oder abgestellt nimmt ein Fahrrad viel weniger Fläche in Anspruch als ein Auto – jede Zunahme des Radverkehrs hilft also, die Straßen zu entstopfen.

Was bringt die Mitgliedschaft bei ARGUS?
In erster Linie bringt die Mitgliedschaft, dass die Lobby für das Alltagsradeln gestärkt wird, dass das Fahrrad als Verkehrsmittel ernst genommen wird. Was Mitglieder konkret bekommen, sind eine Haftpflicht-, Unfall- und Rechtsschutzversicherung. Darüber hinaus gibt es gute Konditionen für eine Fahrraddiebstahlsversicherung. Wir informieren über eine bundesweite Zeitschrift, den „Drahtesel“, und betreiben eine steirische Website www.graz.radln.net, mit aktuellen Nachrichten, Hintergrundinfos und einem Forum, wo man sich austauschen kann.

Und das hat verkehrspolitische Wirkung?
Allein der Umstand, dass das auch vom Radverkehrskoordinator der Stadt Graz gelesen wird, bringt schon was. Oder der Schwerpunkt „Das Rad im Alltag“ des Landes: Wir haben Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder im März 2006 eingeladen, und unsere Diskussion ist auf fruchtbaren Boden gefallen.
Hat der Verein außer Dienstleistungen und Politik auch etwas für Normal-Radler zu bieten?
Natürlich gibt es auch ein soziales Element: Drei Mal im Monat haben wir Dienstagabend einen Radler-Stammtisch beim Mohrenwirt, am ersten Dienstag ein offenes Arbeitstreffen, meist zu aktuellen Themen. Dazu kommen kleinere Touren. Eine gute Mischung, glaube ich.

Gibt es Ergebnisse der Arbeit von ARGUS, auf die Sie besonders stolz sind?
Die beste Errungenschaft meiner bisherigen Zeit als Obmann ist noch relativ unsichtbar und besteht darin – mit Unterstützung des Landes –, eine wirkliche Koordination der Planung für den Radverkehr in Graz und Umgebung einzuleiten. Das heißt, bis 2008 soll eine integrierte, durchdachte Strategie für Radrouten in Graz sowie von und zu den Nachbargemeinden die bisherige, ziemlich fragmentarische Vorgehensweise ersetzen. Da war ARGUS ein Katalysator. Aber es gibt auch Einzelerfolge: Die Radstation am Hauptbahnhof zum Beispiel oder die Keplerbrücke-Unterführung, wofür wir uns eingesetzt haben. Das geht bis hin zur Erneuerung der Bodenmarkierungen, die heuer im Frühjahr nach unserer Kritik in Angriff genommen wurde.
Das Projekt, das uns am meisten Spaß macht, weil es uns in direkten Kontakt mit den Radlern auf der Straße bringt, ist unsere Radlicht- und Technikaktion, bei der wir mit der Polizei und mit „Bicycle“ kooperieren. Allein heuer im Frühjahr wurden 900 Fahrräder überprüft – 579 wiesen Defekte auf, 301 Reparaturen wurden erledigt. Damit wollen wir auch das nicht immer optimale Image der Radler aufpolieren.

Wo sehen Sie in Zukunft den größten Handlungsbedarf für ARGUS?
Wir sind ein Opfer unseres eigenen Erfolgs und sind als kleines, ehrenamtliches Team momentan sehr gefordert. Das heißt, unser wichtigstes Ziel ist, neue Mitglieder und Aktivisten anzuwerben, damit wir Aktionen und Projekte umsetzen können! Die politische Wetterlage ist so günstig wie seit 10 Jahren nicht mehr, d.h. wenn man an der richtigen Stelle Druck macht, passiert was. Da warten einige recht lohnende Lobbying-Aktivitäten auf entsprechend motivierte und fähige Leute.



Die 1979 in Wien gegründete Arbeitsgemeinschaft umweltfreundlicher Stadtverkehr ARGUS ist ein gemeinnütziger überparteilicher Verein mit dem Ziel, ein fahrradfreundliches Klima zu schaffen. ARGUS ist bei Politikern, Behörden und Medien ein anerkannter kompetenter Ansprechpartner und die wichtigste Lobby-Organisation im Bereich Radverkehr in Österreich.  Teilorganisationen oder Kooperationen mit regionalen Vereinen gibt es in der Steiermark, in Ober-österreich, Niederösterreich und Tirol.

Das Verkehrsressort der Steiermärkischen Landesregierung unter Landesrätin Mag. Kristina Edlinger-Ploder hat 2007 den Schwerpunkt „Das Rad im Alltag“ gesetzt, der 2008 und 2009 fortgesetzt werden soll. Das Fahrrad wird damit als gesundes, umweltverträgliches und günstiges Verkehrsmittel positioniert, mit Kampagnen Pendler, Schüler oder Gemeinden angesprochen. Außerden wird an einem radfahrfreundlicheren Verkehrsklima und einer besseren Infrastruktur gearbeitet.
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