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„Besoffenheit ist echt cool, da kann man dann echt gut reden“ (Chatroom) |
Mittwoch, 11. Juli 2007 | |
Aufgefallen von Christian Theiss Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark Das Trinkverhalten der Europäer ist so verschieden wie das Wetter in den einzelnen Regionen. Südlich warme Länder, wie Frankreich, Italien, Griechenland, haben einen anderen Zugang zum Alkohol und weisen eine weitaus niedrigere Alkoholfrequenz auf, als dies in den nördlichen Regionen wie den skandinavischen Ländern der Fall ist. Zurückführen lässt sich das auch darauf, dass in südlicheren Regionen zu jeder Mahlzeit das Glas Wein getrunken wird, durchaus auch schon in jungen Jahren, jedoch nie ohne die entsprechende Menge an Wasser. Diese Art von Trinkkultur haben wir nur partiell für uns entdeckt, bedenkt man, wie schnell das Krügerl dem Gespritzten den Rang ablaufen kann und dass Alkopops zum Essen genau so passen wie der Champagner zur Stelze. Die Alkopops sind es aber, die von jugendlichen Konsumenten aufgrund ihres hohen Zuckergehaltes leicht überschätzt werden und immer wieder Anlass zu Schlagzeilen geben. Alles „nur“ Schlagzeilen (!?), die zwar ernst zu nehmen, aber keineswegs so bedrohlich sind, wie ihre erste mediale Wirkung es uns vermittelt. Allen Unkenrufen zum Trotz sind es „nur“ 0,14 % von 120.000 der steirischen Kinder und Jugendlichen (zwischen 11 und 18 Jahren), die jährlich in Krankenhäusern zur Ausnüchterung landen, weil sie weit über ihre Verhältnisse getrunken haben. Diese und noch einige Zahlen hat Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Müller vom LKH-Univ.Klinikum Graz beim „Tag der Regionen“ zum Thema „Genuss oder Sucht – Alkohol im Gemeindeleben“ präsentiert. Auffällig ist, dass die Altersgrenze der Alkoholintoxikation bei Kindern und Jugendlichen immer weiter nach unten sinkt. Zurückzuführen ist das unter anderem auf eine zunehmende säkulare Akzeleration. Die Körpergröße hat aufgrund biologischer und sozioökologischer Faktoren um ca. 20 cm zugenommen. Bei der endokrinologischen Akzeleration hat sich in den letzten 100 Jahren eine Verschiebung um vier Jahre nach vorne feststellen lassen. Wissenschaftlich lässt sich viel erklären, aber an der Tatsache, dass unsere Jugend ein neues „Freizeitvergnügungen“ wie „binge drinking“ („bis der Notarzt kommt“) für sich entdeckt hat, ändert das nichts. Hintergründe gibt es dafür genug. Handelt es sich um „einmalige Ausrutscher“ gekoppelt mit der unterschätzten Wirkung des Getränks, dann ist es für die Betroffenen aufgrund der Auswirkungen meist eine Lehre und mitunter sogar „heilsam“. Müssen Jugendliche sich jedoch in der Gruppe beweisen und es entsteht ein Gruppenzwang, Renommiertrinken, dann wird es kritischer. Solche Gruppen sind keine Eintagsfliegen, sie sind oft das einzige Sozialnetz von Jugendlichen. Bedenklich ist es, wenn der Griff zur Flasche eine Art Entlastungs- und Bewältigungsstrategie für Kinder und Jugendliche wird. Dann sind Fluchtmotive und Angstbewältigung vor Familien-, Schul- und Lehrstellenproblemen oder auch Liebeskummer die Hintergründe. Dann wird die Suche zur Sucht und jede Schlagzeile zur Bedrohung!
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