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„Die Produktionsmittel haben sich geändert, der STERZ ist der alte geblieben“ |
Dienstag, 10. Juli 2007 | |
30 Jahre und 100 Ausgaben STERZ: Das steirische Qualitätsgericht wird nun schon seit Jahrzehnten mit ständig wechselnden Ingredienzien und bleibend gutem Geschmack von Gernot Lauffer zubereitet. STERZ-Koch Lauffer – gelernter und dereinst auch (gemeinsam mit Klaus Kada) praktizierender Architekt – verrät im Gespräch mit KORSO-Herausgeber Christian Stenner ein paar Rezept-Details. Wenn eine Zeitschrift 30 Jahre lang existiert wie der STERZ ist zu vermuten, dass sie einen Funktionswandel erlebt hat. Es hat sich nichts geändert – ich hab da ein paar frühe Hefte mitgebracht, hier etwa Heft Nummer 5 über Architektur … Das Erscheinungsbild ist gleich geblieben. Geändert hat sich insofern etwas, als die Gründer diese Hefte für sich selbst gemacht haben. (Blättert) Das waren die ersten Hefte mit Pollanz, da war ich noch nicht dabei. Dann kam der Selbstverwirklicher Gerald Brettschuh dazu, der das Medium auch dazu verwendet hat, sich darzustellen, es aber auf der anderen Seite in sein Charisma einbezogen und auf diese Art gepusht hat. Er war in der Lage, ganz entrische Leut’ zum Schreiben zu bewegen, er war ein echter Querverbinder zur Volkskultur. Das hat eine Zeitlang gedauert, dann hatte er keine Lust mehr, und dann kommt die Zeit, die man die dienende nennen könnte: Ich selbst schreibe ja nur selten etwas, meine Verwirklichung ist die Produktion von STERZ. … jedenfalls wird der STERZ mit dir identifiziert. Klar, wenn man so etwas über Jahrzehnte betreibt, muss das so sein. Aber für viele ist immer noch der Brettschuh der STERZ-Apostel. Dennoch: Das Setting, wie man heute zu sagen pflegt, hat sich total geändert. Als ich die ersten Ausgaben des STERZ Ende der siebziger Jahre gelesen habe, war das im Kontext des Aufbruchs einer Grazer Szene, wo jeder jeden kannte, die ich als 20-Jähriger damals ganz am Rande miterlebt habe. Das war eine Gruppe, deren Organ der STERZ auf gewisse Weise war. Davon sind manche tot wie etwa Gunter Falk, … andere etabliert, Professor geworden … … aber trotzdem findet der STERZ auch heute seine LeserInnen. Da muss sich doch etwas am STERZ geändert haben. Nein, die Umstände haben sich geändert, die Produktionsmittel haben sich geändert, nur der STERZ hat sich nicht geändert. Er ist immer noch offen für alles, was qualitätsvoll genug ist, dass man es drucken kann. Die Kriterien sind einfach: Der Text muss interessant sein, er muss zu einem Diskurs beitragen, er muss bemerkenswert sein, dann soll und darf er im STERZ mitspielen, im einzigen Forum, wo alles möglich ist außer ganz groben Verstößen wie Antisemitismen oder Ähnliches. Der STERZ kennt keine Gattungsgrenzen, es gibt das klassische Feuilleton, den fiktionalen Prosatext, den wissenschaftlichen Aufsatz, die Lyrik … Richtig, das ist das unveränderte Konzept, das war schon in den ersten Heften so. Neu dazugekommen sind bloß Monografien wie das Herms-Fritz-Heft oder die Brettschuh-Hefte oder jene mit den Fotografien von Helmut Utri. Wie sieht’s eigentlich mit dem Altersschnitt der STERZ-Gemeinde aus? LeserInnen – und AutorInnenschaft pflegen ja mit ihrem Medium zu altern … Wir haben schon die Absicht, auch jüngere Leute zu erreichen – beim Identitäten-STERZ hat sich zum Beispiel ein 20-Jähriger gemeldet, der eine Fotoreportage über mongolische Identität abgeliefert hat. Das liegt auch daran, dass der STERZ nicht diese Insider-atitüde pflegt, im Gegenteil: Eigentlich will man die Autoren gar nicht kennen, das macht objektiver. Mag alles andere schlecht sein, was der Betreffende je produziert hat, so kann der bewusste Text, den er eingereicht hat, eben dennoch wert sein abgedruckt zu werden. Die aktuelle STERZAusgabe „100“ (103 S., 8,60 Euro) ist im gut sortierten Buchhandel zu erwerben und bei STERZ unter www.sterzschrift.at zu bestellen. Die nächste Ausgabe handelt vom „Streit“. Dafür können noch Beiträge eingereicht werden. Infos dazu ebenfalls unter www.sterzschrift.at
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