Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Streifzug durchs Grazer Schauspielhaus
Archiv - Rezensionen
Image„Der Menschenfeind" Nach einer Saison reich an Theaterabenden, die ziemlich kühn, gelegentlich sogar verrückt waren, löst nun Patrick Schlösser mit Molières „Der Menschenfeind" den Anspruch eines mittleren Stadttheaters voll ein: gekonnt, unauffällig modisch, beiläufig belanglos. Halbherzig gesungene Chansons und Freisekt in homöopathischen Dosen im Foyer, nebst Verweisen auf eine Bussibussi-Gesellschaft reichen nicht. Molierès Stücke gleichen Präzisionsuhrwerken, aber für die Zeit, die sie anzeigen, braucht es auch einen präzisen Weltentwurf.

Bei Patrick Schlösser und seinem Bühnenbildner Paul Lerchbaumer besteht dieser aus dem modernen Design von vorgestern, in dem sich eine Handvoll Schauspieler zum rasend schnellen Schlagab- bzw. Wortaustausch finden. Molières Held Alceste ist ein Rasender, der lieber zu Grunde geht, als eine Welt, so wie sie nun einmal ist, heuchlerisch und unvollkommen, zu akzeptieren. Jan Thümer spielt in Graz nicht die intensive Unruhe in Molières Uhrwerk, sondern nur einen misanthropischen Langweiler – aber einen Langweiler, der wirklich langweilig ist. Und die ansonsten kluge Martina Stilp gibt eine flache Barbiepuppe mit stark überhöhter Stirn. Aus der Jugendkultur kommt Max Mayer als schräger, reicher Junge herüber, Dominik Maringer ist Philinte, der dackeltreue Freund Alcestes, Fredrike von Stechow agiert als Arsinoé, eine auf das Leben und Célimène eifersüchtige Intrigantin – alle spielen sie gekonnt Molières Text nach. Jeder setzt durchaus Anfänge für eine Figur in einer möglichen, anderen Inszenierung, aber die Spieler loten nie aus, was es heute mit den Menschen in diesem alten Text auf sich haben könnte. Einzig Dominik Warta, der ein bisschen unverschämt outriert, trägt als schleimiger, rachsüchtiger Poet den französischen Klassiker gelegentlich bis in die Gegenwart.
Für den gehobenen Abonnentengeschmack noch am 13., 16., 20. und 22. Juni.

Dunkel lockende Welt
Man kann die Stücke von Händl Klaus als theatermodische Petitessen ablehnen.
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >