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Pfauengarten: Weltkulturerbe mit Sollbruchstelle? |
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Über den neuen Managementplan zum Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes der Grazer Altstadt, der Ende Jänner im Grazer Gemeinderat beschlossen wurde, sind nicht alle Beteiligten glücklich: Die Vertreter der Stadtplanung sehen in ihm einen Meilenstein für die Erhaltung der Altstadt, aber seine Kritiker wollen nicht recht an den Stein der Weisen glauben, der ärgerliche und unnötige Vorfälle à la Kommodhaus ausschließen wird können.
Schwammige Formulierungen und andere Mängel lassen zuviel Raum für eine Auslegung zugunsten von bauwilligen Investoren, befinden die Bürgerinitiativen. Außerdem sei die Öffentlichkeit bisher kaum von dem Instrument in Kenntnis gesetzt worden. Investoren als „Stakeholder" des Welterbes. Seine Vorgeschichte liegt in dem von der UNESCO eingeforderten Regelwerk für eine konkrete Vorgangsweise begründet, mit der die Stadt den ernsthaften Willen, ihr Weltkulturerbe zu schützen, bekunden sollte. Stadtbaudirektor DI Mag. Bertram Werle präsentierte das komplexe Werk, das sich aus drei Teilbereichen zusammensetzt: dem Managementplan mit „empfehlenden Charakter", dem Masterplan, der die Schutzzonen in Wort und Bild beschreibt, sowie einem die Bauvorhaben begleitenden Informations- und Kommunikationsprozess der zentralen „Stakeholder", also von Interessensvertretern. Damit sind aber offenbar nur solche mit handfesten monetären Interessen gemeint: Für großen Unmut unter den Initiativen sorgte die Enthüllung, dass sich unter diesen mit Dr. Reinhard Hohenberg (wegraz) und Gerald Gollenz (acoton) zwar Repräsentanten der großen Immobilienfirmen, aber kein einziger von den Bürgerinitiativen findet. Im Gegensatz zur im Plan beschworenen „transparenten Projektentwicklung" steht auch die zum Schutz der Investoreninteressen beschworene Verschwiegenheitspflicht der Baubehörde, die auf Unverständnis stößt, weil sie Möglichkeiten zur rechtzeitigen Mobilisierung der Medien stark einschränkt. Die Altstadt soll keine Touristenkulisse sein. Dr. Wiltraud Resch und DI Christian Andexer, die gemeinsam den Masterplan erarbeitet haben, heben hervor, dass das historische Erbe der Altstadt nicht „der Ankurbelung des Tourismus und dem Umsatz der Kaffeehäuser dienen", sondern den Grazern selbst als Ausdruck ihrer Identität gesichert werden soll. „Der Status des Weltkulturerbes der UNESCO ist per se kein Schutz", erklärt MR DI Franz Neuwirth vom Bundesdenkmalamt, „dazu bedarf es der gesetzlichen Grundlagen des GAEG und des Bundesdenkmalgesetzes." Das vor einigen Jahren fixierte „Wiener Memorandum" hält zwar fest, dass sich eine bewohnte Altstadt lebendig entwickeln soll, jedoch sei es die Frage, ob etwa „fünf oder zehn Gebäude wie das Kunsthaus noch als eine echte Bereicherung des historischen Stadtbildes empfunden würden". Außerdem seien die Pufferzonen vielfach zu knapp dimensioniert. Die Bürgerinitiativen bemängeln außerdem, dass klare Bestandswidmungen ebenso wie Höhenbegrenzungen von neuen Gebäuden im Plan fehlen. In dieselbe Kerbe schlägt der Jurist Dr. Franz Benda, der in seinen Forschungen zum Thema ein abflauendes Interesse an Altstadterhaltung konstatiert und den Hauptgrund für die Gefährdung der Altstadt „in der Übermacht einiger Baubonzen" sieht. Das Argument, dass die Weiterentwicklung der Stadt nicht gehemmt werden dürfe, lehnt er ab, denn „in Wirklichkeit macht die Altstadt nur einen ganz geringen Teil des gesamten Stadtgebietes von gerade mal 1,1 Prozent aus". Leitbilder für die Gestaltung des urbanen Raums gefordert. Dafür dass eine Stadt bei der Gestaltung des historischen urbanen Raumes prinzipiell andere Strategien verfolgen kann, plädiert Landeskonservator HR Dr. Friedrich Bouvier am Präzedenzfall Pfauengarten. Das an den Karmeliterplatz grenzende Gelände, das über der alten Stadtmaueranlage liegt, wurde Ende 2000 von der Stadt Graz um damals ca. 50 Millionen Schilling (3,63 Mio. Euro) vom Land Steiermark erworben. Zugleich mit der Baugenehmigung für die 2005 fertig gestellte Tiefgarage, die chronisch an mangelnder Auslastung kränkelt, wurde dem Betreiber die Verbauung der darüber liegenden Fläche mit einer Hotelanlage zugesagt. Noch in diesem Jahr soll ein Wettbewerb für den Hotelkomplex ausgeschrieben werden. Die Baubewilligung samt Widmung war jedoch ursprünglich nur für das nie umgesetzte Trigon-Museum vergeben worden, das großteils unterirdisch angelegt werden sollte. Chance für echte Gestaltung vertan? Bouvier favorisiert dagegen einen Entwurf von DI Ingrid Grubauer und DI Maria Hauser, der die gestalterische Einbindung dieses Geländes in die historischen Wehranlagen mit Zugang zum Stadtpark aufzeigt. Eine Wasserfläche entlang der im 16. Jahrhundert errichteten Befestigungsanlage, die Burgtor und Paulustor verbinden und die charakteristische Bastei-Anlage der Stadt in ihrer ursprünglichen Form erlebbar machen soll, bilden das zentrale Element dieser Studie. „Es ist bezeichnend für die Prioritäten der städtischen Politik", kritisiert Bouvier, „dass solche vorbildhaften Lösungen, wie sie in vielen italienischen Städten verwirklicht wurden, hierzulande scheinbar nicht umsetzbar ist." Es sei vielleicht aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen, die Flächenwidmung für den Pfauengarten nicht zurückzunehmen, räumt Planungs-Stadtrat Dr. Gerhard Rüsch ein, der betont, damals noch nicht in verantwortlicher Position gewesen zu sein. Man könne aber jetzt den Investor, der „in gutem Glauben investiert" habe, durch eine Änderung der Flächenwidmung nicht mehr vor den Kopf stoßen. Außerdem könne es sich die Stadt ohnehin nicht leisten, die Summe zur Ablösung der Flächen für das Alternativprojekt aufzubringen. Josef Schiffer
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