Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
„Wer waren Ihre Eltern?"
Archiv - SONDERTEIL: Die ersten zehn Jahre
Image Als im Juli 1997 die erste KORSO-Ausgabe das Licht der Welt erblickte, waren die beiden Herausgeber – der im Vorjahr viel zu früh verstorbene Christian Novak und meine Wenigkeit – etwas überrascht von den Reaktionen: Neben den obligaten Glückwünschen wurden wir unablässig mit der Frage gelöchert: „Wer steckt da eigentlich dahinter?"

Dass zwei Citoyens – der eine mit journalistischer, der andere mit erwachsenenbildnerischer Vergangenheit – einfach die Nase voll hatten vom dumbing down des steirischen Medien-Mainstreams, von der Einengung des Contents auf Schmankerln und Verlautbarungen und vom regionalen Medienmonopol; dass sie darüber hinaus festgestellt hatten, dass sie mit ihrem Bedürfnis nach gehaltvollerer Berichterstattung nicht allein stehen – dass es also eine Marktnische für ein neues Medienprodukt gibt – und dass sie schließlich eigenhändig die Initiative ergriffen, dieses auch Realität werden zu lassen, war für die Mitwirkenden am steirischen Filz schlichtweg undenkbar.

Den Vogel abgeschossen hat damals eine in Kulturkreisen einflussreiche Persönlichkeit aus dem konfessionellen Bereich, die mich zu einem Treffen bat (das, wie sich herausstellte, ein wenig den Charakter einer Vorladung trug) und noch bevor die Kaffeetassen am Tisch standen, mit der offenbar drängendsten Frage herausrückte: „Wer waren eigentlich Ihre Eltern?" Weil‘s mir die Sprache verschlug, lieferte mein Gegenüber auch gleich die Erklärung für seine Neugier nach: „Sie müssen ja keine Antwort geben, aber ich denke eben in Netzwerken."´

Von Netzwerken, in die man hineingeboren wird, haben wir uns ferngehalten, ebenso von solchen, die der Machterhaltung selbst ernannter Eliten dienen; es gibt aber auch Netzwerke, denen KORSO sich zugehörig fühlt. Zum Beispiel zivilgesellschaftliche Zusammenhänge, die von den gleichen Absichten getragen sind wie auch dieses Magazin: vom Willen zur Erhaltung und zum Ausbau der Freiheit des kulturellen Ausdrucks, von der Verteidigung des Solidaritätsprinzips gegenüber der neoliberalen Wolfsgesellschaft, von der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen und vor allem von der Überzeugung, dass sich kein einziger gesellschaftlicher Bereich demokratischen Verfahren entziehen darf.

Diesen Ansprüchen hofft KORSO in den letzten zehn Jahren gerecht geworden zu sein; viele der hier abgedruckten Geburtstagswünsche lassen vermuten, dass uns dies gelungen ist. Die folgenden Seiten sind Retrospektiven gewidmet, die allerdings bei weitem nicht nur KORSO betreffen – weil nichts unspannender zu lesen ist als die Selbstbespiegelung von Medien. Feiern darf sein, aber ab heute richten wir unseren Blick wieder in die Zukunft. Ich hoffe, Sie bleiben uns auch während der nächsten zehn Jahre treu, Ihr

Christian Stenner

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