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KSG-Chefin Angelika Vauti-Scheucher: Dienstleisterin für Kulturschaffende
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ImageKSG-Geschäftführerin Angelika Vauti-Scheucher: „Kultur, Wirtschaft und Tourismus müssen sich auf Augenhöhe begegnen"

Seit ersten April 2007 hat Mag.a Angelika Vauti-Scheucher – bis zu diesem Zeitpunkt Leiterin des afroasiatischen Instituts – die Agenden der Geschäftsführerin der steirischen Kulturservice-GesmbH (KSG) inne. Wenige Tage danach sprach Christian Stenner mit der neuen Geschäftsführerin über ihre Auffassung von den Aufgaben der KSG – und über ihre persönlichen Kulturbegriff.

Das überdimensionale Harnoncourt-Portrait ist aus dem Geschäftsführer-Büro gewichen, die Wände sind noch kahl …
Ja, ich arbeite derzeit in einem spärlich möblierten Büro, aber das lässt ja viele Möglichkeiten offen; für meine Arbeitsfelder gilt zum Teil Ähnliches. Ich hab’ jetzt erst einmal mit MitarbeiterInnengesprächen begonnen, für die ich viel Zeit aufwenden möchte: Denn ein Unternehmen wird immer nur so gut sein, wie das Team, das es trägt, motiviert ist.

Mit dem Wechsel an der Spitze des Kulturressorts haben sich auch die Schwerpunkte der KSG verschoben.
Die KSG hat im letzten Jahr zweifellos einen Paradigmenwechsel erfahren. Ich orte einen starken Bedarf der Kulturschaffenden und Kulturinitiative an Dienstleistungen in vielen Bereichen – von der Rechtsberatung über die Beratung in Steuerangelegenheiten bis hin zur Hilfe beim Finanzmanagement; unter anderem dafür ist die KSG da. Wobei die KSG nicht alle Angebote selbst bereitstellen muss; sie kann auch als Informationsdrehscheibe fungieren, die auf bestehendes Know-how verweist. Ich denke da auch an ganz praktische Dinge wie etwa Hilfe bei der Visabeschaffung für Initiativen oder Veranstalter, die ausländische KünstlerInnen einladen wollen

Wird die KSG auch eine Rolle bei den regionalen Kulturfestivals spielen, die die Landesausstellungen ablösen?
Ja, das ist so vorgesehen, aber noch nicht im Detail erörtert – in welcher Form und in welchem Ausmaß muss noch fixiert werden. Vor allem aber wird es jetzt einmal darum gehen, das Dienstleistungsangebot der Kulturservice-GesmbH in den Regionen bekannt zu machen und zu erläutern, was die Kulturinitiativen von einer Kooperation mit der KSG haben. Das müssen dann natürlich interessante Angebote sein, die sie auch wahrnehmen können. Günstige Werbeauftritte zählen da zweifellos dazu.

Planen Sie in diesem Zusammenhang auch programmatische Festlegungen wie ihr Vorgänger, der sich 2005 mit der Dekretierung eines Carmen-Schwerpunktes nicht nur Freunde in der Kulturszene gemacht hat?
So etwas plane ich nicht. Ich halte es nicht für sinnvoll, Organisationen mit Maßnahmen zu konfrontieren, die sie dann durchführen müssen. Kulturelle Vielfalt muss von den Betroffenen selbst mitgetragen werden.

Die KSG hat unter ihrem bisherigen Geschäftsführer eine Reihe von Werbeaktivitäten im Ausland gesetzt, reicht das Budget überhaupt aus, um so etwas in sinnvollem und evaluierbarem Ausmaß zu tun?
Prinzipiell wurde die KSG auch gegründet, um steirische Kulturaktivitäten im Ausland bekannter zu machen, allerdings ist es fraglich, ob es sinnvoll ist, das Profil einer Organisation an vielen Enden gleichzeitig zu schärfen.

Die KSG wurde ursprünglich auch als Schnittstelle zwischen Kunst und Wirtschaft gesehen; dieser Bereich ihrer Tätigkeit scheint aber bis jetzt eher im Verborgenen geblüht zu haben.
Ich bin derzeit in der Evaluationsphase, was diesen Bereich betrifft. Die Kontakte der KSG in Richtung Wirtschaft sind aber zweifellos ausbaufähig. Mir ist aber wichtig, dass sich Kultur, Wirtschaft und auch Tourismus auf Augenhöhe begegnen und dass es nicht etwa eine Unterwerfung der Kultur unter die – legitimen – Interessen des Tourismus gibt. Kooperation bringt für alle drei Bereiche Mehrwert, Unterordnung nicht.

Die unvermeidliche Frage nach Ihren persönlichen kulturellen Präferenzen stelle ich – jetzt.
Ich bin von meiner Ausbildung her Philologin und hab’ von daher natürlich eine große Affinität zur Literatur, vor allem zur lateinamerikanischen. Leider ist mein Spanisch nicht gut genug, dass ich diese Romane von Marquez im Original lesen könnte. Musik brauche ich zum Ausgleich – in ihrer ganzen Vielfalt. Das kann von klassischer Musik zum Frühstück bis zum Hardrock nach Mitternacht gehen. Musik ist für mich sehr stimmungsabhängig. Was die bildende Kunst betrifft: Ich hab’ zuhause ein paar sehr schöne Originale – Fabian, Aduatz, Brettschuh.

Und wie definiert sich Ihr persönlicher Kulturbegriff?
Der ist sehr offen und grenzüberschreitend; das hängt wohl auch mit meiner bisherigen Tätigkeit zusammen. Ich bin sehr vorsichtig beim Bewerten von Qualität, weil ich immer auch mitdenke, in welchem Umfeld, unter welchen Voraussetzungen und finanziellen Gegebenheiten Kunst produziert wird.

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