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Frauenpolitik über den Internationalen Frauentag hinaus
Archiv - Politik
Freitag, 10. März 2006
ImageBrigitte Hinteregger ist unabhängige Frauenbeauftragte der Stadt Graz

Mit Brigitte Hinteregger sprach KORSO über den „Internationalen Frauentag" und ihre Forderungen an die Politik.


Welche Bedeutung hat der Internationale Frauentag in Ihrer Arbeit als Unabhängige Frauenbeauftragte?
Weltweit sind Frauen von verschiedenen Formen von Gewalt und Diskriminierungen betroffen.

In vielen Ländern sind Vergewaltigung, Missbrauch, Zwangsehe und aber auch Missachtung und Ignoranz gegenüber Frauen üblich und wird allgemein toleriert, wenn nicht gar ausdrücklich entschuldigt. Gewalt findet in einem System statt, das Frauen, Mädchen, Lesben, und Transgender-Personen strukturell benachteiligt und ihnen die Macht über sich selbst entzieht. Gewalt hält das System aufrecht. Gewalt hat und ist System.
Mit meinem Team setze ich mich auf 4 Ebenen für eine geschlechtergerechte Gesellschaft ein: Auf individueller Ebene für Information und (Rechts)Beratung von Mädchen und Frauen.

Auf kommunaler Ebene versuchen wir eine Schnittstellenfunktion zwischen Bürgerinnen, Verwaltung und Politik herzustellen. Auf regionaler und überregionaler Ebene setzen wir uns für den Abbau von Frauen- und Mädchendiskriminierenden Denkstrukturen ein. Und auf gesellschaftlicher Ebene arbeiten wir an einer Erstellung einer Gesellschaftsanalyse nach feministischen Gesichtspunkten.

Für den Internationalen Frauentag engagieren wir uns gemeinsam mit dem 8. März Komitee. Das Engagement reicht aber weit über den Frauentag hinaus. Viele unserer Initiativen geschehen auch in Kooperation mit dem Grazer Frauenrat.


Als Unabhängige Frauenbeauftragte sehen Sie Ihre Aufgabe auch in einer Schnittstellenfunktion zwischen Bürgerinnen, Verwaltung und Politik. Welche Forderungen stellen Sie an die Politikerinnen und Politiker?

Als Frauenbeauftragte und als Aktivistin, die für Menschenrechte, die ja auch Frauenrechte sind, eintritt, sehe ich es als meine Pflicht eine Politik, die Frauen durch strukturelle Gewalt, u.a. auch in Form einer heterosexistischen Gesellschaftsordnung, zum Schweigen bringt und sie aus vielen Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Leben ausschließt, aufzuzeigen und zu verurteilen. Strukturelle Gewalt bedeutet, dass Menschen durch gesellschaftliche Strukturen in der Entfaltung ihres Menschseins behindert werden. Sie richtet sich nicht gegen einzelne, sondern gegen Angehörige unterschiedlichster gesellschaftlicher Gruppen zum Beispiel gegen Frauen, Behinderte, oder MigrantInnen.

Meine konkreten Forderungen sind unter anderem die Maßnahmenumsetzung zur Angleichung der Lohnschere zwischen Frauen und Männern und zwischen Berufsgruppen, ein gleichberechtigter Zugang zum Arbeitsmarkt für alle, einschließlich MigrantInnen, Flüchtlinge und AsylwerberInnen. Weiters fordere ich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – auch für Männer, qualitätsvolle, flächendeckende und leistbare Kinderbetreuungseinrichtungen für jedes Kind, eigenständige, existenzsichernde Altersversorgung von Frauen, eine Geschlechter- und sozialgerechte Budgetpolitik, das Recht auf freie Gestaltung des eigenen Lebens und Wahl der eigenen Lebensform und einen flächendeckenden Ausbau von Frauen- und Mädcheneinrichtungen, ausreichende Finanzierung sowie eine gesetzliche Absicherung.

Um mich für diese Forderungen im Namen der Frauen einsetzen zu können und als Unabhängige Frauenbeauftragte qualitätsvolle Arbeit leisten zu können, muss ich allerdings noch eine Forderung an die Politikerinnen und Politiker hinzufügen und zwar die längerfristige Absicherung der Stelle der Frauenbeauftragten und die Aufstockung der finanziellen und personellen Ressourcen. Derzeit teilen wir uns gemeinsam im Team, wir sind 5 Frauen, 42 bezahlte Wochenstunden.


Kontakt:

Brigitte Hinteregger, Unabhängige Frauenbeauftragte Graz

Team:
Susanna Ecker, Johanna Ilkow, Judith Schallmeiner, Martina Kump, Caro Pucher
Tummelplatz 9, A-8010 Graz,

Tel.:
0316/872-4660



» 4 Kommentare
1"Weltfrauentag - Schwachsinn?"
am Donnerstag, 1. Januar 1970 00:33von Gast
Als ob es nichts wichtigeres gäbe als einen "Weltrauentag" zu feiern!  
 
Helft lieber den Menschen! 
Helft Arbeit zu schaffen! 
Helft Familien! 
Helft Zukunft zu ermöglichen! 
"Feiert danach" 
 
Niemand ist wichtiger als der Mensch und seine Umwelt! Nicht eine Gruppe, nicht einzelne Individien - sondern das Ganze. Offensichtlich fehlt bei vielen Menschen der Weitblick für die Gesamtheit.
2"Schwachsinn??"
am Donnerstag, 1. Januar 1970 00:33von Gast
Wer feiert schon den Weltfrauentag?? Der internationale Frauentag soll schlicht daran erinnern, dass Frauen nach wie vor eine schlechtere Stellung in der Gesellschaft haben, soll Missstände aufzeigen und dazu beitragen Verbesserungen anzuregen. Alle Punkte die sie erwähnen sind eins zu eins Frauenthemen. Aber in einem Punkt gebe ich Ihnen recht: Zu feiern gibts noch lange nichts.
3Kommentar
am Donnerstag, 1. Januar 1970 00:33von Gast
Oh ja, feiern! Was ist wichtiger als das? Jeder Tag ein Fest - jeder Tag ist Weltfrauentag. Und: Das Leben ist ein Fest. Frauen feiert, was das Zeug hält! 
 
Zum Thema helfen: Helft lieber Menschen?? Sagt das doch lieber mal den Männern!  
 
Außerdem: Sind Frauen etwa keine Menschen?  
 
"Man" ist wohl ein Verdränger und ignoriert die Realität und in diesem Fall die gesellschaftlichen Benachteiligungen der Frauen. Mensch, "man" meint noch immer Mensch (!) und mit Mensch meint "man" eben Mann. Sprache ist Welt. 
 
Wir wollen gleiche Rechte und die Hälfte der Welt - und das mit großer Lust auf das individuelle weibliche und männliche Anders-Sein. Dafür haben wir noch keine Worte. 
 
 
 
4"Feiern, was das Zeug hält!!"
am Donnerstag, 1. Januar 1970 00:33von Gast
Und zwar JETZT. Wann dann?
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