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Mit neuer Energiekultur den Herausforderungen der Zukunft begegnen |
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Wolfgang Feigl (li.), Peter Gspaltl (re.) und Ulfert Höhne (mitte): „Die Transformation unserer Energiesysteme ist unausweichlich und muss möglichst schnell erfolgen."
Das Problem des globalen Klimawandels hat in den vergangen Monaten – nicht zuletzt durch Medienberichte und Filme wie „Eine unbequeme Wahrheit" von Al Gore – im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit zunehmend einen prominenten Platz einnehmen können. Niemand wird angesichts dieser Informationsdichte mehr ernsthaft in Frage stellen, dass durch unseren ungehemmten Ausstoß von Treibhausgasen die Anreicherung der Erdatmosphäre mit CO2 bereits so weit fortgeschritten ist, dass halbherzige Programme dagegen nur wenig ausrichten können – selbst wenn sie befolgt würden. Sollte man es dennoch schaffen, die Treibhausgasproduktion zumindest auf dem Level des Jahres 2000 einzufrieren, würde sich das Klima bis zum Ende dieses Jahrhunderts im weltweiten Durchschnitt trotzdem um ein bis zwei Grad erwärmen – mit regional freilich weitaus dramatischeren Auswirkungen. (v. li.) Georg Fuchs, Dominik Brunner und Peter Hagenauer sehen in der Förderung von Energiealternativen eine wichtige Aufgabe der Politik. Expertendiskussion zur Neugestaltung der Energieversorgung. Die angesichts dieser Herausforderung dringend notwendige Umgestaltung unserer derzeit herrschenden zentralistischen und auf fossilen Brennstoffen beruhenden Energiesysteme bildete das Thema einer Diskussionsrunde mit hochkarätigen Experten, die am 26. Februar von der oekostrom AG in Zusammenarbeit mit dem Renner Institut im Kunsthaus Weiz abgehalten wurde. Unter der Moderation des Ökostrombotschafters und Solartechnikers Ing. Wolfgang Feigl diskutierten Mag. Ulfert Höhne, Vorstand der oekostrom AG, LAbg. Peter Hagenauer (Die Grünen), Georg Fuchs (KPÖ-Landtagsclub), DI Dominik Brunner, Geschäftsführer der ELIN EBG Motoren GmbH und DI Dr. Peter Gspaltl, der im Umweltressort des Landes Steiermark für erneuerbare Energie zuständig ist. Die ebenfalls eingeladenen Vertreter der Energieversorger sagten kurzfristig ab oder blieben ohne Angabe von Gründen fern. Im Blickpunkt stand dabei vor allem, ob die Politik nicht nur willens, sondern auch in der Lage dazu ist, ihre Rolle bei der Beschleunigung der notwendigen Innovationsprozesse zu erfüllen. Denn der Stromverbrauch ist in den vergangenen zehn Jahren in Österreich um mehr als 25% gestiegen. Die Installation von Kraftwerkskapazitäten, insbesondere auf dem Sektor der erneuerbaren Energien, konnte mit dieser Entwicklung bei weitem nicht mithalten. Seit 2001 importiert Österreich daher mehr Strom als es exportiert. 2005 wurde mehr Atomstrom nach Österreich importiert, als das Kernkraftwerk Zwentendorf im Regelbetrieb produziert hätte. Etablierung neuer Energie-Kultur notwendig. In seinem Impulsreferat stellte Höhne die nackten Fakten dar: „Die Reserven in den fossilen Lagerstätten auf unserem Planeten schrumpfen. Nicht zuletzt durch die wirtschaftliche Entwicklung in China und Indien öffnet sich die Schere zwischen Verbrauch und den Fördermengen: Das führt zwangsläufig zu drastischen Preisanstiegen." Zusätzlich nimmt die Gefährdung des Klimas durch das Kohlendioxid aus der Verbrennung von im Laufe von Jahrmillionen entstandenen fossilen Energieträgern zu. Auf seinem Weg vom Umweltaktivisten zum ökologisch denkenden Unternehmer ist es das Bestreben von Höhne, Menschen zu mobilisieren, um Druck auf die Politik auszuüben: „Die Ergebnisse der Klimaforschung sprechen eine deutliche Sprache, und das Schicksal der Menschheit wird sich in den nächsten zehn Jahren entscheiden." Die oekostrom AG erzeugt nicht nur Ökostrom aus eigenen Wind- und Kleinwasserkraftwerken sowie Biogas- und Photovoltaikanlagen, sondern tritt auch als Anbieter von Strom aus ökologischer Erzeugung auf, der als einziger mit dem Umweltzeichen des Bundesministeriums für Umwelt ausgezeichnet ist. Daneben will man den Kunden, darunter auch zahlreichen gewerblichen Unternehmen, helfen, ihre Effizienz bei der Energieverwendung durch Schulungsprogramme zu verbessern. Hat die Politik genug MUT? Die Antwort der Umwelt- und Energiepolitik auf die Herausforderung besteht in wortreichen Bekenntnissen sowie der Etablierung von Programmen wie MUT (Masterplan zur Umwelttechnik), ihre Glaubwürdigkeit wurde jedoch durch die missglückte Novelle des Ökostromgesetzes nicht nur in den Augen der Ökostromerzeuger stark beeinträchtigt, räumte Gspaltl vom Ressort des Umweltlandesrates ein. Er verwies auf den kürzlich präsentierten Landesenergieplan, der konkrete Schritte auf dem Weg zur Energieautonomie der Steiermark festschreibt. Für den Grünen Hagenauer sind die Maßnahmen nicht weitreichend genug, vor allem der geplante Bau eines 800 MW-Gaskraftwerkes im Süden von Graz sei wenig sinnvoll, da zentralistische Strukturen längst nicht mehr zeitgemäß seien: „Damit werden 20 Prozent des CO2-Ausstoßes der Steiermark verursacht und mit der dabei anfallenden Fernwärme könnte man theoretisch alle Wohnhäuser des Bundeslandes beheizen." Den Umweltgedanken zu predigen helfe allein nicht. Die Politik müsse aus ihrer Schreckensstarre aufwachen. Fuchs kritisierte, dass die Energie Steiermark von der Landespolitik nicht mehr gesteuert werden könne und zitierte Beispiele für den hohen Anteil der Ökostromerzeugung in verschiedenen deutschen Bundesländern. Regionale Energiesysteme schaffen neue Chancen. Direktor Brunner der ELIN EBG Motoren GmbH sieht in der Dezentralisierung der Energiesysteme enorme Potenziale für die wirtschaftliche Entwicklung in der Steiermark. Der Bedarf an Windkraftwerken steigt nicht nur in Europa, sondern auch in den aufstrebenden Industrienationen wie China, da sie ohne großen Genehmigungs- und Planungsaufwand binnen weniger Monate errichtet werden können. Die im Privatbesitz befindliche ELIN EBG, die sich bereits seit vielen Jahren unter anderem auf Generatoren für Windkraftwerke spezialisiert hat, erzielt mit 300 Mitarbeitern einen jährlichen Umsatz von rund 75 Mio. Euro und beliefert bekannte Hersteller wie Nordex, Vestas und Suzlon. Bei der derzeit bestehenden Nachfrage könnten die Produktionskapazitäten spielend verdoppelt werden, wodurch viele Arbeitsplätze in einer ohnehin strukturschwachen Region geschaffen würden, erklärte Brunner, wenn es eine tragfähige Förderung durch die Politik gäbe. Die Politik müsse endlich die Potenziale der Ökotechnik erfassen und den Mut haben, in innovative Technologien zu investieren und nicht mehr auf saturierte Sektoren wie die herkömmliche Autoindustrie setzen, betonte auch Hagenauer. In der abschließenden Diskussion waren sich die Teilnehmer weitgehend darin einig, dass Österreich seine einstige Vorreiterrolle auf dem Gebiet der Bioenergien nur durch ein Ökostromgesetz nach deutschem Vorbild und kräftige Investitionen in die Umwelttechnologien wiedergewinnen kann, statt mit dem Kauf von Zertifikaten viele Millionen Euro teure Klimaschutz-Projekte außerhalb Österreichs zu finanzieren. Josef Schiffer
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