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Steirische Architektur begeistert BerlinerInnen |
Archiv - Kultur | |
Sonntag, 7. Januar 2007 | |
Die Ausstellung „Sense of Architecture" zeigt Architektur aus der Steiermark in der Architektur-Metropole Berlin. Am 10. Jänner öffnet sich der Vorhang für den zweiten Akt der Schau „Sense of Architecture" im DAZ, dem Deutschen Architekturzentrum Berlin.
Die von der Kunsthistorikerin Charlotte Pöchhacker kuratierte Ausstellung, die am 7. Dezember von Kulturlandesrat LH-Stv. Kurt Flecker eröffnet wurde, basiert auf einem eineinhalbjährigen Forschungsprojekt der Kuratorin und des Filmemachers Heinz Emigholz, Professor an der Universität der Bildenden Künste Berlin.
Unmittelbare Präsenz statt entrückter Ästhetik. Paradigmatischer Architektur steirischer ArchitektInnen, aber auch in der Steiermark situierter Architektur von BaukünstlerInnen von außerhalb der Landesgrenzen – etwa Acconcis Murinsel – nähert sich Emigholz auf eine für Architekturausstellungen höchst ungewohnte Weise: Nicht sterile, nach den strengen Regeln der Architekturfotografie entzerrte Fotos repräsentieren die einzelnen Objekte, sondern Filme, die „sie im Bezug zum Leben darstellen" (Pöchhacker). Leise Bewegungen von Blättern im Wind, Regentropfen, die eine Scheibe hinunterlaufen, Vogelgezwitscher, die Schritte von PassantInnen, die Geräusche vorbeifahrender Autos … all dies vermittelt den Eindruck unmittelbarer Präsenz und nicht entrückter Ästhetik. Ergänzend und gleichzeitig kontrapunktisch werden in der ausstellung den Displays, auf welche die Filme projiziert werden, Planrollen der dargestellten Objekte gegenüber gestellt – das ermöglicht es den BesucherInnen, die sinnliche Dimension der Architektur auf sich wirken zu lassen ohne auf die sachliche und fachliche Information verzichten zu müssen. Ausstellungsdesigner Alexander Kada erläutert LH Stv. Kurt Flecker die Konzeption der Schau. Nicht ArchitektInnen, sondern Positionen und Lösungsansätze stehen im Mittelpunkt. Im „ersten Akt" der von Alexander Kada gestalteten Ausstellung wurden 29 Projekte zu den drei Themenbereichen „Öffentliche Strukturen. Handlungsdispositive", „Kulturen des Wohnens", „Architektur und Wissenschaft. Interdisziplinäre Herausforderungen" gezeigt. Die sperrigen Titel verweisen u.a. auf Projekte wie Gienckes Glashäuser des botanischen Instituts der Karl-Franzens-Universität, Liquid Sky von Pentaplan, Klaus Kadas Stadthalle, die Passerelle Simone de Beauvoir von Dieter Feichtinger oder das Haus T. von Feyferlik/Fritzer, die Palette der repräsentierten Bauwerke reicht vom Einfamilienhaus über den ins urbane Umfeld eingebetteten Wohnbau bis zum der Wissenschaft gewidmeten Zweckbau. Warum bekannte Namen wie Riess oder Szyszkowitz/Kowalski fehlen, wollen wir bei der Eröffnung anwesenden JournalistInnen von der Kuratorin wissen – zumal sie gerade im Bereich des Wohnbaus – einem Schwerpunkt des ersten Teiles – Herausragendes vorzuweisen haben. Pöchhacker beantwortet dies mit der Konzentration auf paradigmatische Beispiele: Nicht ArchitektInnen, sondern Positionen und Lösungsansätze für durch gesellschaftliche Umbrüche neu an die Architektur gestellte Fragen seien im Mittelpunkt gestanden – wobei sich gerade die steirische Architektur durch ihre radikale Herangehensweise auszeichne, „schon in den Sechzigern war die radikale Architektur stark von SteirerInnen geprägt, von Persönlichkeiten wie Domenig, Huth und Hafner." Im zweiten Akt (Themen: „Skulpturale Tendenzen und produktive Ambiguitäten"; „Urbane Ländlichkeit und neue Logiken des Landschaftsraumes" und „Transformationen und projektive Interventionen") werden die BesucherInnen mit 34 weiteren Projekten konfrontiert – vom „Grünen Laubfrosch" der Gruppe Splitterwerk, einer radikalen Lösung des Ferienhaus-Themas, über das Gemeindezentrum Unterfladnitz von Heinz Wondra bis zum Kindermuseum von fasch & fuchs. „Mit berechtigtem Selbstbewusstsein". Birgt – in Analogie zu den attischen Eulen – das Ansinnen, steirische Architektur nach Berlin zu tragen, in dieses Treibhaus einer weiter entwickelten Moderne mit all ihren plastischen Beispielen von Libeskind bis Foster, nicht den Makel provinzieller Hybris in sich? LH-STV. Flecker formulierte genau diese Bedenken bei der Eröffnung, um dann aber selbst eine optimistische Antwort darauf zu geben: Nach einem Rundgang durch die Ausstellung sei er überzeugt, dass die Werke der steirischen BaukünstlerInnen auch in diesem Ambiente „mit berechtigtem Selbstbewusstsein" präsentiert werden könnten. Aus dem DAZ verlautet Anfang Jänner, dass die Ausstellung in Berlin sehr gut ankommt. In den knappen vier Wochen seit Ausstellungsbeginn, die auch noch durch die Weihnachtsfeiertage unterbrochen waren, wurden über 800 Besucher-Innen gezählt; ein zweifellos gutes Ergebnis für eine Schau, die sich weitaus mehr an ein Fach- denn an ein Massenpublikum wendet. Christian Stenner Mit dem „Stool" in die Ausstellung Der Grazer Designer Alexander Kada, Gestalter der derzeit in Berlin zu sehenden Schau „Sense of Architecture" des Architekturlaboratoriums Steiermark, hat auch ein innovatives Sitzmöbel kreiert, das den BesucherInnen einen entspannteren Ausstellungsgenuss ermöglichen soll. „Gerade bei Videoausstellungen hat man manchmal das Bedürfnis sich zu setzen um alle Filme in voller Länge bequemer betrachten zu können", sagt Kada. Speziell für diesen Typ von Ausstellung hat er den „Stool" konzipiert, einen „Sitzstock", der rasch ausgeklappt werden kann und schon mal auch das meditative Verharren vor einem Objekt erlaubt, ohne dass sich die Stehmuskulatur verkrampft. Dem metallenen Objekt wohnt aber auch ein zweiter Gebrauchswert inne: Versehen mit dem Ausstellungslogo könnte es als sinnvolles Marketing-Instrument genutzt werden. Ein deutscher Metallbauer – ein Unternehmen, das auf Künstlersupport u.a. für die Dokumenta spezialisiert ist – wurde nun mit der Herstellung einer Kleinserie von 50 Exemplaren beauftragt, die bei „Sense of Architecture" eingesetzt werden soll; so kann auch das Interesse des Publikums an der innovativen Sitz-Idee im Reality-Check getestet werden. cs
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