Es gibt bisher noch keine Kommentare.
„Die Auslöschung geht weiter, die slowenische Regierung löst das Problem nicht“ |
Archiv - Eine Welt | |
Sonntag, 7. Januar 2007 | |
Jäh zerbarst auch für eine breitere internationale Öffentlichkeit das Bild vom EU-Vorzeigeland Slowenien, nachdem am 28. Oktober eine erregte Menschenmenge bei dem Dorf Ambrus südöstlich von Ljubljana die dortige Ansiedlung der über 30-köpfigen Roma-Familie Strojan zu stürmen versucht hatte. Aber nicht nur Roma sind in unserem südlichen Nachbarland aus essenziell ethnischen Gründen unter Druck.
Der „Fall" Strojan: Diskriminierung oder schlichtweg Rassismus? Zwar verhinderten Sicherheitskräfte die Stürmung der Ansiedlung, doch der herbeigeeilte Innenminister Dragutin Mate verfügte die vorläufige Delogierung der Familie von ihrem eigenen Grundstück ins Flüchtlingslager Postojna. In stundenlangen Verhandlungen habe er diesen von beiden Seiten akzeptierten (sic!) „Kompromiss" erzielt, hieß es. Dem widerspricht Zoran Grm, bei dem Treffen anwesender Roma-Vertreter aus Novo Mesto (wo übrigens im Mai 2005 der Unterrichtsminister an einer Schule getrennten Unterricht für slowenische und für Roma-Kinder angeordnet hatte): „Es gab keine Verhandlungen", sagte Grm, „der Minister hatte seine Entscheidung getroffen, bevor er eintraf." Überall, wo sich dann ein für die Familie Strojan akzeptables Ausweichquartier fand, bildeten sich Bürgerwehren, um ihre Ansiedlung zu verhindern; derzeit ist sie in einem Vorort von Ljubljana untergebracht. Ihr Anwesen bei Ambrus wurde am 21. Dezember abgerissen. Das habe nichts mit Politik zu tun, heuchelte Umweltminister Janez Podobnik, es sei nur der Vollzug eines schon vor Jahren ausgestellten Abbruchbescheids, denn die Ansiedlung sei illegal in einem Wasserschutzgebiet errichtet worden. „Das ist nur ein Vorwand", so der Volksanwalt für Menschenrechte, Matjaz Hanzek, schon vorher in einem Standard-Interview (online 21.11.06) zu derartigen Vorwürfen. Diese so plötzliche Exekution des Bescheids war keine Bekräftigung des Rechtsstaats, sondern Zurückweichen vor einem Mob, aus dem es (wie berichtet wird) „Tod den Zigeunern!" und – auf Deutsch! – „Zigeuner raus!" brüllte, also vielmehr „das Ende des Rechtsstaats" (Hanzek). Der Volksanwalt spricht von „Diskriminierungen" der Roma und sie betreffender „Xenophobie" im slowenischen Alltagsleben, er vermied aber das für Ambrus passendere Wort „Rassismus". Werner Sauer
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich. |
< zurück | weiter > |
---|