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Projekt zur Gewaltprävention für steirische Lehrlinge zieht positive Bilanz
Archiv - Soziales
Sonntag, 10. Dezember 2006
ImageGewaltprävention macht (Berufs-)Schule: Albert Kaufmann (WK), Christian Ehetreiber, LR Bettina Vollath, Berufsschulinspektor Michael Pichler, Franz Kremser (AK), Bettina Ramp und Claudia Rath-Silberhorn (hi. Reihe von li.) zusammen mit den LBS-LehrerInnen und ihren Schülern (vorne).

Die Anzahl von Jugendkrawallen, rassistischen Übergriffen und extremistisch motivierten Vandalenakten ist vielerorts in Europa wieder im Zunehmen begriffen. Einen wichtigen Beitrag gegen diese bedrohliche Entwicklung leistet die steirische ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus mit gewaltpräventiver Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Für das von ihr seit sechs Jahren betreute Projekt „Menschenrechtsarbeit an den steirischen Landesberufsschulen", das ein speziell abgestimmtes Angebot an die Lehrlinge und LBS-Lehrer-Innen richtet, wurde nun eine äußerst positive Zwischenbilanz gezogen.

Toleranz und Verständnis für andere Kulturen fördern. In den österreichischen Berufsschulen kommen persönlichkeitsbildende Inhalte leider oft zu kurz. In der zu knapp bemessenen Berufsschulzeit von knapp neun Wochen liegt die Ursache für die von Bildungsexperten immer wieder diagnostizierte strukturelle Benachteiligung von BerufsschülerInnen gegenüber Jugendlichen anderer Schultypen.
Die Steiermark ist das einzige Bundesland, in dem das Bildungsressort des Landes gemeinsam mit den Sozialpartnern sowie einer Fachstelle für Gewaltprävention und Antirassismusarbeit ein flächendeckendes Projektangebot für die Lehrlinge an den Landesberufsschulen anbietet. Von Seiten der Landespolitik ist man sich der hervorragenden Tragweite dieses Themas sehr wohl bewusst, betonte Bildungslandesrätin Dr.in Bettina Vollath: „Projekte wie dieses liegen mir sehr am Herzen, denn die Menschenrechtsarbeit an den Berufsschulen hebt nicht nur das Selbstbewusstsein der Lehrlinge, sondern schafft ein positives Bewusstsein für die Menschen anderer Kultur und Sprache."
Unter dem Motto „Projekte von Jugendlichen für Jugendliche" können die Lehrlinge aus einem reichhaltigen und erlebnisorientierten Bildungsangebot mit über 80 Workshops auswählen. „Die Zielsetzung dieses Projekts", erklärte Mag. Christian Ehetreiber, Geschäftsführer der ARGE, „besteht in erster Linie in der Sensibilisierung der Lehrlinge für die Themen Gewalt, Rassismus und Menschenrechtsverletzungen".

Sozialpartner für aktive Gewaltprävention. „Wir wollen die steirischen Lehrlinge die zahlreichen Gefahren, denen die demokratische Gesellschaftsverfassung in Europa ausgesetzt ist, bewusst machen und sie zu couragierten Gatekeepern gegen die Renaissance von Gewalt und Rassismus qualifizieren", erklärte Vollath übereinstimmend mit den Vertretern der Sozialpartner Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer Steiermark.
Mag. Albert Kaufmann (AK) betonte, dass das Projekt an den Berufsschulen nach den „aktuellsten sozialpädagogischen Überlegungen" gestaltet sei und fügte hinzu, dass „man bei der Diskussion jedoch nicht übersehen darf, dass unter den Lehrlingen die Gewaltbereitschaft prinzipiell nicht ausgeprägter ist, als unter den Schülern weiterführender Schulen".
Dir. Franz Kremser (WK), Leiter der Lehrlingsheime, erklärte, dass die Ursachen für die Zunahme von Gewalt oft in der Beziehungsarmut der Jugendlichen zu suchen sei: „Hier besteht an der Berufsschule die vielleicht letzte Möglichkeit durch pädagogische Maßnahmen positiv formend auf die Jugendlichen einzuwirken. Denn neben Bildung und Wissen sind gerade Sozialkompetenz und Teamfähigkeit ganz wichtige Faktoren im zukünftigen Berufsleben der jungen Menschen."

Modularer Aufbau erlaubt individuellen Unterricht. Das Gesamtprojekt für die Berufsschulen besteht aus den drei Modulen Informations- und Beratungstour, Workshops für Lehrlinge (im Ausmaß von sechs bis zwölf Unterrichtseinheiten) sowie Didaktik-Seminare für LBS-LehrerInnen. „Ein wichtiger Punkt des Programms ist die Entwicklung von Kritikfähigkeit und eigenverantwortlichem Handeln im sozialen Miteinander", erklären die von Seite der ARGE für das Projekt verantwortlichen Mitarbeiterinnen Mag. Bettina Ramp und Claudia Rath-Silberhorn.
Besonders guten Anklang bei den Lehrlingen finden die Projektmodule „Musik und Gewalt", „Outdoor- und Erlebnispädagogik" und die „Dialogarbeit mit steirischen ZeitzeugInnen". Die außerschulischen Workshops entfalten ihre hohe Wirksamkeit in Verknüpfung mit den persönlichkeitsbildenden Fächern der LBS, betonen auch die beteiligten LBS-Lehrer Ing. Horst Wuthe (Knittelfeld) und Dir. Grete Edelsbrunner (Mureck) unisono mit ihren SchülerInnen. In Anbetracht der fast durchwegs positiven Rückmeldungen der Lehrlinge wie auch der LBS-LehrerInnen appelliert ARGE-GF Ehetreiber daher an alle drei Fördergeber, die Kontinuität des wichtigen Lehrlingsprojekts auch in den kommenden Jahren durch einen mehrjährigen Förderungsvertrag sicherzustellen.
Josef Schiffer

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