Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Caritas fordert bedarfsorientierte Existenzsicherung und individuelle Betreuung
Archiv - Soziales
Donnerstag, 7. Dezember 2006
Zwei Euro pro Tag für Essen, Kleidung, Hygieneartikel: Jeder sechste, der sich an die Caritas um finanzielle Hilfe wendet, hat nur diesen Betrag pro Tag zur Verfügung. Im Vorjahr hat die Caritas der Diözese Graz-Seckau in der Steiermark mehr als 40.000 Menschen in Not unterstützt. Die Zahl jener, die die Caritas um finanzielle Hilfe bitten, weil sie sonst nicht über die Runden kommen, ist in den letzten Jahren stark angestiegen.

 „Bis zum Ende des Jahres 2006 werden wir heuer rund 300.000 Euro an Soforthilfen vor allem für Essen, Heizen, Wohnen ausbezahlt haben – um sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor", weiß Caritasdirektor Franz Küberl.

Armutsspirale. In der Steiermark leben rund 67.000 Menschen in verfestigter Armut, weitere 83.000 sind von Armut bedroht. Besonders armutsgefährdet sind AlleinerzieherInnen, arbeitslose Menschen und Familien mit vielen Kindern. Die Armutsspirale dreht sich nach unten. Die Caritas fordert daher eine bedarfsorientierte Existenzsicherung, eine Entfilzung der Sozialbürokratie, einheitliche Standards, Rechtssicherheit und Transparenz sowie geeignete Wiedereinstiegshilfen in den Arbeitsmarkt.

Armutsbekämpfung statt Armutsverwaltung. „Eine bedarfsorientierte Existenzsicherung ist aus unserer Sicht ein wesentlicher Schritt, um unseren Sozialstaat tatsächlich armutsfest zu machen", so Küberl. Vermögens- und Einkommensverhältnisse müssten einbezogen werden. „Eine bedarfsorientierte Existenzsicherung ist also kein allgemeines Über-den-Kamm-Scheren, sondern eine gezielte Anhebung und Vereinheitlichung bestehender Leistungen."

One-desk-Prinzip statt verfilzte Sozialbürokratie. „Es geht darum, Armut nicht zu verwalten, sondern sinnvolle Strategien für den Ausstieg zu entwickeln. Als Modernisierungsschritt braucht es ein One-desk-Prinzip als Service- und Beratungsstelle für alle sozialen Fragen", fordert Küberl. Fragen der Existenzsicherung sollten ebenso behandelt werden wie Maßnahmen zur Heranführung an den Arbeitsmarkt. Prädestiniert für diese Aufgabe sei das AMS, das durch seine Bezirksstruktur gleichzeitig über die notwendige flächendeckende Infrastruktur verfüge.

Sozius – ein neues Projekt der Caritas. Arbeitslosigkeit, Sprachschwierigkeiten, drohender Wohnungsverlust, Armut sind Probleme, mit denen viele Menschen, die sich an die Caritas wenden, zu kämpfen haben. Hier setzt das Projekt „Sozius" an. „Ein Probelauf wurde bereits absolviert. Ein Freiwilliger (Pate) betreute vier Teilnehmer des Caritasprojekts Werkstart Graz nach ihrem Projektaustritt. In einer Pilotphase im ersten Halbjahr 2007 sollen 30-40 TeilnehmerInnen im Projekt Sozius die Begleitung von zehn PatInnen in Anspruch nehmen können", erklärt Otto J. Simon, freiwilliger Mitarbeiter im Projekt Sozius. Inhaltlich geht es um Hilfestellung bei der Arbeitssuche, bei der Wohnungssuche, bei Behördenwegen, bei speziellen persönlichen Defiziten usw.

Interessenten können sich über das Projekt Sozius unter der Tel: 0316/8015-272 informieren.
Spendenkonto: PSK 7.700.004, BLZ 60 000 , Kennwort: Inlandshilfe
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >