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Bedenkjahr für den „Brückenbauer“ – Hanns Koren zum 100. Geburtstag
Archiv - Kultur
Mittwoch, 15. November 2006
ImageDem steirischen Kulturpolitiker Hanns Koren (1906-1985), der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, ist das „Bedenkjahr" 2006 unter dem Titel Auszeit gewidmet. Hanns Koren hat die Kulturpolitik des Landes zu einem überparteilichen steirischen und internationalen Projekt gemacht, das weit hinaus nach Europa gestrahlt hat: Steirischer Herbst, TRIGON, Internationale Malerwochen, Forum Stadtpark, Steirische Akademie, Freilichtmuseum Stübing, Landesausstellungen, die „Gute Steirische Gaststätte" beschreiben die Spannweite, in welcher er vor dem Hintergrund eines großzügigen, aber keineswegs beliebigen Kulturbegriffes agierte.

Bruno Kreisky würdigte Hanns Koren als den „wichtigsten Kulturpolitiker der Zweiten Republik" und Rudolf Kirchschläger als „den Erzherzog Johann unserer Tage".
Koordiniert von Dr. Johannes Koren und Dr. Heimo Steps entwickelte eine Denkwerkstatt steirischer Kulturschaffender im Auftrag des Landes Steiermark ein umfassendes Programm von Veranstaltungen und Projekten im Gedenken an den legendären Ermöglicher, Kulturmotor und „Brückenbauer", wie ihn Kurt Wimmer in seinem soeben erschienenen Porträtband bezeichnet. Hier beleuchtet der Autor vor allem die Zeit von 1953 bis 1983, als der Professor für Volkskunde in verschiedenen politischen Funktionen aktiv war und schließlich, von 1957 bis 1970, als Kulturlandesrat neben den oben erwähnten Einrichtungen mit den Trigon-Biennalen den grenzüberschreitenden Dialog zwischen italienischen, jugoslawischen und österreichischen Künstlern initiierte.

Hanns Koren und seine Wirkung
Peter Wolf gestaltete für das Österreich-Bild (ORF2 am 19. November) eine von biografischen Elementen geprägte Dokumentation zum Wirken von Hanns Koren, insbesondere aber eine vorläufige Bilanz des auszeit –Programmes, auf das hier verwiesen sei:Im Gedenken an ihren Ehrenbürger wurde in der Gemeinde St. Bartholomä, in Reiteregg, ein von heimischen Künstlern gestalteter Wunder-Wanderweg installiert. Das Volkskundemuseum Graz befasst sich in der Ausstellung Heimatsache (Eröffnung am 20. November) mit dem Wissenschafter Hanns Koren. Im Steinernen Saal des Landhauses ist derzeit eine Ausstellung mit Arbeiten von Wolfgang Becksteiner unter dem Titel Ein Leben in 10 Kisten zu sehen, bestehend aus subjektiven Erinnerungen an Hanns Koren und der archivierten Information des schriftlichen Nachlasses. Drehbuch und Regie zum Film Hanns durch die Zeit (siehe Gespräche auf Seite 27) stammen von Wilhelm Hengstler; die Uraufführung findet am 5. Dezember um 19.00 Uhr im UCI Annenhofkino statt. Ein DVD- und Internet-Projekt entwickelte die Werkstadt Graz unter der Leitung von Joachim Baur: Wetterfleck, ein nach dem von Hanns Koren bevorzugten Kleidungsstück benanntes „Experiment" zum „kulturellen Klimawandel" versammelt eine Vielzahl von künstlerischen Beiträgen. Die Suche nach Beiträgen zur kulturellen Befindlichkeit macht sich auch die Imaginäre Akademie auf der Website zum Hanns-Koren-Bedenkjahr zur Aufgabe. Als work in progress sammeln Heimo Steps und KORSO-Kulturredakteur Wenzel Mraček Essays, Analysen und Gespräche von, mit und über ProtagonistInnen aus den Bereichen Kunst, Kultur und Wissenschaft.
Im Rahmen eines Festaktes in der Aula der Alten Universität, Hofgasse 14, wird an Hanns Korens Geburtstag, dem 20. November, der Hanns-Koren-Kulturpreis des Landes Steiermark an Prof. Horst Georg Haberl verliehen. Haberl war Mitarbeiter an den Trigon-Biennalen, er ist Mitbegründer der Kunstproduzentengruppe pool, war Intendant des Steirischen Herbst und Rektor der Hochschule der Bildenden Künste Saarbrücken. Die Laudatio hält Ernst M. Binder, für Live-Musik sorgt Josef Klammer.

Mehr zum Hanns Koren-Bedenkjahr unter www.hanns-koren-auszeit.at. Literatur: Kurt Wimmer: Der Brückenbauer. Hanns Koren und seine Zeit (1906-1985). Ein Portrait. Graz (Leykam Buchverlag) 2006. ISBN 3-85489-132-6
Katharina Dilena

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