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„50 Vorschläge für eine gerechtere Welt – gegen Konzernmacht und Kapitalismus“
Archiv - Arbeit und Wirtschaft
Dienstag, 7. November 2006
ImagePräsentation des neuen Buches von Christian Felber Donnerstag, 30. November 2006, 19.30, ISOP, Dreihackengasse 2, Anschließend Diskussion mit Mag. Christian Felber, NAbg Mag. Werner Kogler (Grüne), NAbg. Heidrun Silhavy (SPÖ) und weiteren politischen EntscheidungsträgerInnen. Moderation: Mag. Christian Stenner, KORSO

„Die Globalisierung findet statt, ob es uns freut oder nicht" – zitiert ATTAC-Sprecher Christian Felber im Vorwort zu seinem neuen Buch den österreichischen Wirtschaftsminister Bartenstein, um dann diese Behauptung auf ihren Wahrheitsgehalt abzuklopfen. Und der ist verschwindend gering: Ja, es gibt eine Globalisierung, aber dass die Form, wie sie abläuft – unreguliert und zum nahezu alleinigen Wohl der Reichen und Mächtigen – zur einzig möglichen erklärt wird, ist bloße Chuzpe derjenigen, die von eben dieser, der neoliberalen Spielart der Globalisierung profitieren. Genau darin liegt das Hauptverdienst des Buches: Es hinterfragt die (inzwischen ohnehin schon recht angekratzten) neoliberalen Mythen und nennt wohl begründete Alternativen. So etwa am Beispiel der Staatsschulden, die in den Achtzigern des vorigen Jahrhunderts nicht etwa, wie uns unablässig eingehämmert wurde, durch allzu generöses deficit spending in die Höhe schnellten, sondern durch die Anhebung der Zinsen durch die US-Notenbank: Realzinsen, die unter dem Wirtschaftswachstum liegen, könnten nicht nur die Investitionen ankurbeln, sondern auch Staatsschulden nachhaltiger reduzieren als die statt dessen ins Werk gesetzten Einsparungen im Sozialbereich. Oder am Beispiel der Rentenreform mit dem Ziel einer Altersversorgung nach dem Kapitaldeckungsverfahren, die sich als Umverteilungsmanöver zugunsten der Arbeitgeber und der privaten Versicherungswirtschaft entpuppt – und genau das bewusst anstrebt, was als Folge der (angeblichen) demografischen Zeitbombe dem Umlageverfahren droht: Dass nämlich jede/r Aktive eine/n RenterIn erhalten muss. Die von Felber genannten Alternativen sind allesamt gut argumentiert und stammen nicht aus diversen Anti-Globalisierungs-Zirkeln, sondern von national und international renommierten ExpertInnen. Sie reichen von Forderungen, die nur auf globaler Ebene realisiert werden können – wie etwa die Schaffung eines neuen Bretton-Woods-Abkommens zur Eindämmung der internationalen Finanzspekulation – bis hin zu Alternativen, die im Rahmen des Sozialstaates realisiert werden können, wie etwa der Verbreiterung der Beitragsgrundlage für das öffentliche Gesundheitswesen. Felbers Buch ist ausgezeichnet recherchiert und verbindet detailreiches Faktenwissen mit eingängiger und dennoch nie grob agitatorischer Darstellung – und bietet eine ausgezeichnete Argumentationshilfe gegen das neoliberale Dogmengebäude.

Christian Felber: 50 Vorschläge für eine gerechtere Welt. Gegen Konzernmacht und Kapitalismus. Wien: Deuticke 2006, 335 Seiten,
20,50 Euro

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