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Retzhof: „Gesellschaftliche Kompetenz – Qualifikation der Zukunft“
Archiv - Bildung
Donnerstag, 7. September 2006
Image Dr. Joachim Gruber, Direktor des VBH Schloss Retzhof: „Selbstbestimmung und Selbstorganisation von Lernprozessen rücken wieder in den Mittelpunkt des Diskurses der Erwachsenenbildung“

Neue Wege geht das Landesbildungshaus Retzhof unter seinem Leiter Dr. Joachim Gruber: In einem mehrteiligen Lehrgang können Interessierte unter ExpertInnenbegleitung Kompetenzen erwerben, die der Orientierung in der komplexen Realität einer sich globalisierenden Gesellschaft dienen.

Herr Dr. Gruber, als Leiter des Landesbildungshauses Retzhof beschäftigen Sie sich unter anderem mit den aktuellen theoretischen und praktischen Ansätzen in der Erwachsenenbildung. Die Beschränkung auf hypereffiziente Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten scheint nicht mehr „state of the art“ zu sein, das lernende Subjekt rückt wieder mehr in den Mittelpunkt …
Ja, derzeit beschäftigt man sich intensiv mit den Organisationskonzepten der so genannten „Learning Centres“. Ursprünglich stammt das Modell aus dem Großbritannien der 70er Jahre. Neben reinen Selbstlernzentren gab es dabei gemischte Organisationen, wo klassische Kursangebote mit Beratung und Selbstlernphasen kombiniert wurden. Diese Konzepte werden derzeit neu entdeckt und gedacht, weil sie in ihrem Kernansatz eine sehr innovative Organisationsform zukünftiger Bildungsarbeit darstellen könnten. Nur mit dem Konsumieren von „durchgestylten“ Kursen bleibt bekanntlich die immens wichtige Fähigkeit zur Selbstbestimmung und Selbstorganisation von Lernprozessen sehr unterentwickelt.

ImageWas tut sich derzeit am Retzhof?
Ab Mitte September werden zwei pädagogische Praktikantinnen aus Slowenien im Rahmen eines EU-LEONARDO-Projektes das Retzhof-Team für ein Jahr ergänzen. Bei unseren Bemühungen zur grenzüberschreitenden Bildungs- und Vernetzungsarbeit werden wir damit wohl wieder einen beachtlichen Schritt nach vorne tun können. A propos Schritte: Für unsere Gäste haben wir im Schlosspark einen Fußparcours errichtet. Fitness für die Füße und die Wirbelsäule sozusagen. Ein gesunder Ausgleich für den Körper nach einem Seminartag, der ja oft mit langem Sitzen verbunden ist.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte verfolgen Sie in den Veranstaltungen der nächsten Monate?
Inhaltlich spielt das Thema Gesundheit und Wohlergehen in einem sehr umfassenden Sinn eine wichtige Rolle in unserem Kursprogramm. Wohlergehen bedeutet ja weit mehr als gesund sein. Uns geht es dann besonders gut, wenn wir auch unsere schöpferischen Fähigkeiten und Fertigkeiten, unsere körperliche Lebendigkeit oder unsere gesellschaftlichen Kompetenzen in einer positiven und konstruktiven Art und Weise ausleben können.

Gesellschaftliche Kompetenzen stehen auch im Mittelpunkt eines Symposiums und eines Lehrganges, die Sie initiiert haben …
Ja, aufgrund einer persönlichen Freundschaft ist es uns gelungen, den deutschen Soziologen und Sozialphilosophen Professor Oskar Negt für drei Vorträge am Retzhof zu gewinnen, die er im November im Rahmen eines pädagogischen Symposiums halten wird. Negt wird dabei Fragen behandeln, die ihn zeitlebens als Soziologe, Philosoph und Pädagogen beschäftigt haben: Was braucht der Mensch von heute und morgen an Kompetenzen und Qualifikationen, damit er in einer Welt der Umbrüche bestehen kann und darüber hinaus ein glückliches, also ein erfülltes und weitgehend selbstbestimmtes Leben führen kann?
Das Symposium ist die Auftaktveranstaltung zu einem vierteiligen Lehrgang, den wir ab März 2007 anbieten werden. In folgenden sechs gesellschaftlich relevanten Kompetenzfeldern wird man sich in diesem Lehrgang, begleitet von Fachleuten, vertiefen und weiterbilden können: Historische, technologische, ökonomische, ökologische, identitäts-/interkulturelle Kompetenz sowie Gerechtigkeitskompetenz.

ImageNoch eine persönliche Frage: Welche Fachliteratur lesen Sie derzeit?
„Learning Centres. Neue Organisationskonzepte zum lebenslangen Lernen in Europa“, herausgegeben von Stang/Hesse. Besondere Lesefreude bereitet mir aber derzeit das Buch von Frank McCourt, der mit seinem Erstlingswerk „Die Asche meiner Mutter“ weltberühmt wurde. In seinem jüngsten Werk „Tag und Nacht und auch im Sommer“ erzählt er von seinem Lehrerleben an New Yorker Schulen, wo er gelernt hat, seine ZuhörerInnen ernst zu nehmen, wenn man sie erreichen und ihre Herzen gewinnen will.

Anmeldungen und Infos zum Lehrgang „Gesellschaftliche Kompetenz – Qualifikation der Zukunft“
www.retzhof.at
retzhof@stmk.gv.at

Das neue Retzhof Programmheft September bis Dezember 2006 Gratis Kursprogramm anfordern unter retzhof@stmk.gv.at oder unter www.retzhof.at



Auswahl von Veranstaltungen im Bildungshaus Schloss Retzhof 2006
  • Aron Saltiel singt und spielt „Die Suche nach der verlorenen Prinzessin“. Geschichten und gemeinsam gesungene Lieder von Rebbe Nachman von Bratzlaw (Dienstag, 19. September 2006, 19.30 Uhr)
  • Lesung und Buchpräsentation der Lyrikerin Gertrude Flucher (Freitag, 22. September 2006, 19.30 Uhr im Arkadenhof von Schloss Retzhof).
  • Vernissage „Farbe Strich Papier“. Malwerkstatt Graz, Jugend am Werk Steiermark (Samstag, 23. September 2006, 17.00 Uhr)
  • Vernissage „ST–ART“. Junge KünstlerInnen des Künstlerbundes Graz (Donnerstag, 5. Oktober 2006, 19.00 Uhr)
  • Aus der Konzertreihe: Ein Schloss schwimmt in Musik – „Grenzenlos Vokal“ (Freitag, 6. Oktober 2006, 19.30 Uhr im Arkadenhof von Schloss Retzhof)
  • Benefiz Kunstauktion zu Gunsten der neuen Orgel für die Stadtpfarrkirche Leibnitz (Mittwoch, 11. Oktober 2006, 19.00 Uhr)
  • Ausstellung: „Erinnerungen an die Kindheit - Bären, Puppen, Eisenbahn & Spielzeug“ (26. Oktober 2006, Nationalfeiertag, 10.00 bis 17.00 Uhr)
  • Pädagogisches Symposium mit Prof. DDr. Oskar Negt: Gesellschaftliche Kompetenz – Qualifikation der Zukunft! (Freitag, 10. November, 18.00 Uhr bis Samstag, 11. November 2006, 17.00 Uhr)
  • Der Retzhofer Kunsthandwerksmarkt (Sonntag, 3. Dezember 2006, 10.00 bis 17.00 Uhr im Arkadenhof von Schloss Retzhof)
  • Vernissage KÖRPERleben. Werke von Friederike Schwab & Arthur Kaltenbeck (Freitag, 8. Dezember 2006, 19.00 Uhr)

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