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Aufklärung statt Wortgeklingel |
Archiv - Kultur | |
Montag, 10. Juli 2006 | |
Perspektive 52/53. hefte für zeitgenössische literatur. Graz 2006, 146 Seiten, EUR 10,-
Die einzige Avantgarde-Literaturzeitschrift der
Steiermark, die
„perspektive“, gibt wieder ein Lebenszeichen von sich, erfreuliches
Gegengewicht zur Flut symbol- und metaphernschwangerer Auf-, Ab- und
Ergüsse, die auf den heimischen Buchmarkt schwappt. Schön, dass die
vorliegende Ausgabe den Beweis führt, dass auch Lyrik weiterhin ein
Mittel der Aufklärung sein kann, etwa in Ronald Pohls „Der Achthabung
Mund. Protestantismen“ (wo liest man sonst noch Zeilen wie „schlägt
pack sich, verträgt sich die ausfuhr nicht minder mit
handels/embargo“). Die Highlights, für die allein es sich lohnt, diese
Ausgabe zu erwerben: Waltraud Seidlhofers luzide Sprachreflexionen bei
(„Textreihe, zur Ansicht“), Kerstin Kempkers Jagdgeschichte „Und abends
auf dem Entenstrich“ und Lisa Spalts „Froschkörpers
Übersetzungsgeschichte“, letztere offenbar unter Zuhilfenahme von
Internet-Übersetzungstools verfasst und mit einer überraschenden
abschließenden „Contractio zur Rechtfertigung“, die gleich auch die
Poetologie zum Text liefert. Robert Steinles „Leise nach Kroatien“ ist
eine sensible Road-Story mit einer Reihe interessanter Exkurse; nur der
Beitrag „Budapester Kondensate / Pesti Reloaded“ von Bodo
Holland-Moritz und Ralf B. Korte liest sich ein wenig länglich und
paradigmatisch dafür, dass künstlerische Strömungen, die vom Diktat des
Marktes in Nischen gedrängt wurden, Gefahr laufen, sich in
selbstreferenziellen Zirkeln zu erschöpfen. cs
KORSO verlost in Zusammenarbeit mit der Perspektive-Redaktion drei Exemplare der Perspektive beim Kulturquiz unter www.korso.at!
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