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Seriös und viel versprechend: Theaterspielplan 2006 / 2007
Archiv - Kultur
Donnerstag, 11. Mai 2006
Ana Badora, die designierte geschäftsführende Intendantin des Grazer Schauspielhauses, hat gemeinsam mit ihrem Chefdramaturgen Oliver von Hove und der Dramaturgin Sandra Küpper den Spielplan des Schauspielhauses für die Saison 2006/2007 vorgelegt. Für die große Bühne lässt sich auf den ersten Blick ein eher seriöses als elektrisierendes Programm ausmachen.

Grillparzers „Medea", Shakespeares „Richard III.", "Der Talisman" von Nestroy, "Der Menschenfeind" von Molière, dazu Tschechow, Dürrenmatt, Schnitzler. Die Neufassung von Turrinis „Die Minderleister", Kafkas „Das Schloss" in einer Bühnenfassung und „Hirschen", eine Auftragsarbeit des allmählich omnipräsenten Franzobel, repräsentieren im Rahmen dieses Sicherheitsfahrplans wohl dosiertes Engagement bzw. Risiko. Aber das schließt natürlich großartige Theaterereignisse im großen Haus nicht aus.

Größere Ernsthaftigkeit. Die 1951 in Tschenstochau, Polen geborene Prinzipalin Badora positioniert Probebühne und Ebene 3 erfreulicherweise nicht nur Richtung Osten, sondern setzt auch auf verschärftes Risiko: „Ostmark", eine Auftragsarbeit (Uraufführung) von Adrezej Stasiuk, „Liebesruh" in der Inszenierung von Andrej Kritenko, „Tzap-Tarap" (Uraufführung) von Nicoleta Esinencu, daneben noch „Dunkel lockende Welt" von Händl Klaus, „Kaltes Land" von Reto Finger (ÖEA), „Nordost" (ÖEA) von Torsten Buchsteiner, „Sonne, Wolke, Amerika" (Auftragsarbeit ,Uraufführung) von Bernhard Studlar.

Angenehm fällt auf, dass der Zug des Vorgängers von Frau Badora zu publikumsträchtigen Produktionen größer Ernsthaftigkeit gewichen ist. Am ehesten geht noch eine „Sissi"-Inszenierung (Probebühne) von Andre Rößler in diese Richtung. Wobei es erstaunlich ist, dass sich ausgerechnet ein aus den neuen Bundesländern stammender Regisseur dieses zur österreichischen Mentalität gehörenden Stoffes annimmt. Frau Badora wird ausschließlich Eigenproduktionen präsentieren, eine Ko-Produktion mit dem steirischen herbst ist nicht geplant. Dafür wird sie die Optionen des Hauses als offizieller Kandidat der Europäischen Theaterunion wahrnehmen. Ist es provinziell, wenn man bedauert, dass sich für die vitale Grazer DramatikerInnenszene (Schrettle, Steinbuch) keine Position gefunden hat? Aber bei 19 Premieren, 5 Uraufführungen und zwei Neufassungen lässt sich einiges erwarten. Wenn das Publikum mitspielt.

W.H

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