Es gibt bisher noch keine Kommentare.
16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen |
Sonntag, 14. November 2010 | |
Kommentar der Frauenbeauftragten von Maggie Jansenberger
25. November 1960: die Schwestern Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal werden nach Verfolgung und Folter vom dominikanischen Geheimdienst brutal ermordet. 25. November 1999: der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen ist von den Vereinten Nationen anerkannt. Soweit die Geschichte. Und die Aktualität heute? Werfen wir einen kurzen Blick auf vier Tageszeitungen und deren Berichterstattung der letzten vier Monate: „Martyrium für Ehefrau“, „Freund der Familie missbrauchte 12-Jährige“, „Ehefrau erwürgt“, „Prostituierte ermordet und Wohnung angezündet“, „Frau mit Benzin übergossen“, „Gaspistole an die Schläfe gesetzt“, „24-jährige Grazerin von Radfahrer überfallen“, „Sex-Attacke auf Kellnerin“, „68-Jähriger erschoss Ehefrau“, „Gehörlose vergewaltigt“. Über das tatsächliche Ausmaß von Gewalt an Frauen und Mädchen gibt es kaum exakte Zahlen. Anhaltspunkte liefern offizielle Statistiken wie etwa die polizeiliche Kriminalstatistik. Viele Gewalthandlungen werden jedoch nie öffentlich, sodass Zahlen nur einen Ausschnitt der Realität zeigen: In Österreich wird jede 5. Frau, die in einer Beziehung lebt, von ihrem Ehemann oder Lebensgefährten misshandelt. Eine von vier Frauen in Europa ist von Gewalt durch ihren jetzigen oder ehemaligen Partner betroffen. 10 bis 15 Prozent der Frauen in Industrieländern werden durch ihren aktuellen Lebenspartner zu sexuellen Handlungen gezwungen. Jede siebente Frau wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer einer Vergewaltigung oder sexuellen Nötigung. Jede dritte Frau wird im Laufe ihres Lebens Opfer von körperlicher Gewalt durch ihren Partner. JedeR fünfte EuropäerIn hat einen Freund oder Verwandten, der schon einmal eine Frau geschlagen, vergewaltigt, bedroht oder auf sonstige Weise erniedrigt hat. Und eineR von vier EuropäerInnen kennt eine Frau persönlich, die auf eine dieser Weisen Opfer häuslicher Gewalt geworden ist. Gewalt an Frauen und Mädchen ist also keine Seltenheit und sie wird geduldet: Laut Eurobarometer wird in Österreich häusliche Gewalt gegen Frauen weniger ernst genommen als im Rest Europas. Körperliche Gewalt gegen Frauen bezeichnen 76 Prozent der ÖsterreicherInnen als „sehr schwerwiegend“, aber 85 Prozent der EuropäerInnen tun dies. Gewaltandrohung ist hierzulande für 49 Prozent „sehr schwerwiegend“, europaweit für 64 Prozent. Auch psychische Gewalt, Freiheitsbeschränkung und sexuelle Gewalt werden hierzulande weniger oft als schwerwiegend bezeichnet, als man das im Rest Europas tut. Gewalt an Frauen und Mädchen wird durch historisch gewachsene Strukturen, ungleiche Machtverhältnisse und Lebenschancen, traditionelle Rollenbilder und gesellschaftliche Stereotype begünstigt und legitimiert. Daher gelten für den Europaratsausschusses zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt (CAHVIO)1 alle Maßnahmen zur Gleichstellung von Frauen und Männern und Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung als wesentliche Schritte zur Gewaltprävention. Eine Besserstellung für jene Einrichtungen, die Frauen und Mädchen Schutz, Hilfe und Unterstützung anbieten, soll ebenso Teil einer geplanten EU-Strategie sein, wie wissenschaftliche Datenerhebung, Langzeitstudien und Metaanalysen. Immerhin: 89 Prozent der ÖsterreicherInnen meinen, dass die EU sich am Kampf gegen häusliche Gewalt beteiligen soll. Gewalt an Frauen und Mädchen hat viele Gesichter: physische, sexuelle, psychische, ökonomische; sie begegnet ihnen auf sozialer und struktureller Ebene, in verschiedensten Lebensumständen und Situationen: in der Familie, am Arbeitsplatz, unter „Freunden“, … Und Gewalt betrifft Frauen jeden Alters, aller Schichten und Kulturen. 25. November bis 10. Dezember (Internationaler Tag der Menschenrechte): 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und für das Recht auf ein gewaltfreies Leben. 1 AD HOC COMMITTEE ON PREVENTING AND COMBATING VIOLENCE AGAINST WOMEN AND DOMESTIC VIOLENCE Maggie Jansenberger, Unabhängige Frauenbeauftragte der Stadt Graz maggie.jansenberger@stadt.graz.at
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich. |
< zurück | weiter > |
---|