Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
DJ KOLCHOS DJ SOWCHOS
Sonntag, 14. November 2010

Stornoway - Beachcomber’s Windowsill
Belle & Sebastian -  Write About Love

Nicht aus dem gleichnamigen entlegenen Winkel der schottischen Inselwelt, deren Bewohner zur Freude nicht nur der lettischen Landwirte, die das Meer trotz geografischer Nähe kaum zu sehen bekommen, sich seit Jahrhunderten dem Leerfischen der kalten Meere im Norden Europas verschrieben haben, um jene solide Grundlage für Heringsfilets in Tomatensoße (bzw. Mexico und Spinat) zu liefern, die seit Jahrzehnten zu den Bestsellern in den heimischen Nah- und Fernversorgern zählen, sondern aus dem klimatisch gemäßigteren Oxford stammen vier junge Männer, die sich seit dem Jahr 2006 unter dem Namen Stornoway einer derzeit nicht allzu hoch im Kurs stehenden Musikrichtung verschrieben haben, die vor 20 Jahren wohl das Label „Urban Folk“ verpasst bekommen hätte. Zwei bereits vor einem Jahr erschienene Singles ließen große Hoffnungen aufkommen, die nun vom Debutalbum Beachcomber’s Windowsill (4AD) nicht nur bestätigt, sondern bei weitem übertroffen werden. Es ist außerordentlich schwer, sich der magischen Anziehungskraft dieses Albums zu entziehen, die sich vom ersten Song („Zorbing“) an entfaltet und durch den sparsamen Einsatz nicht-akustischer Instrumente noch verstärkt wird. Dass sich Stornoway für die Freilandhaltung von Menschen einsetzen („We Are the Battery Human“), muss man ihnen zusätzlich zugutehalten. We were born to be free range!
Sehr wohl aus Schottland, wenn auch aus dem nicht ganz so entlegenen Glasgow, stammen Belle & Sebastian, die sich nach vierjähriger Pause wieder gefunden und mit Write About Love (Rough Trade) ein neues Album eingespielt haben. Thema ist – wie schon der Titel zart andeutet – die Liebe in all ihren Spielarten. „Make me dance, I want to surrender“ singt Sarah Martin etwa bereits im Openingtrack und spricht all jenen aus dem Herzen, die um den unbedingten Zusammenhang zwischen körperlichem und seelischem Gleichklang wissen. Wir tun das, wir tanzen etwa nur mehr um unserer großen Liebe unsere große Liebe zu gestehen. Mit Überzeugung unterstützen wir auch die eigentliche Botschaft des wunderbaren Albums: Einziges Ziel für uns alle darf nur das Erreichen maximalen Glücks sein – Kompromisse, Selbstzufriedenheit, Rückschläge oder Angst gehören überwunden. Oder, wie Dougie Anderson im Begleitfilm schwadroniert: „If you’re running out of milk for your morning macciato, go to the shop and buy more!“ In diesem Sinne: Lasst uns Milchseen anlegen!
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