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DJ KOLCHOS DJ SOWCHOS
Dienstag, 5. Oktober 2010
Einer Band wurde an dieser Stelle schon mehrfach gehuldigt, und zwar nicht nur in den späten 1980er-Jahren, sondern auch vor kurzem, konkret im Juli des letzten Jahres. Wir rekapitulieren also: The Vaselines waren eine kommerziell mäßig erfolgreiche und nicht allzu langlebige, dafür aber musikalisch äußerst bemerkenswerte Band aus Glasgow, die zwischen 1986 und 1990 zwei Singles und eine LP (auf rosarotem Vinyl!) veröffentlichte, um dann von der Bildfläche zu verschwinden. Kurt Cobain wurde stark von ihnen beeinflusst und coverte mehrere Nummern. Jetzt haben Eugene Kelly und Frances McKee wieder zusammen- und gemeinsam ins Studio gefunden und legen – nach gut zwanzigjähriger Pause – ihr zweites Album vor. Sex with an X (Subpop) heißt das gute Stück und bietet großartige und altersweise Musik. Orgiastischer 60er-Rock, Rückkopplungswahnsinn und Punk sind nur mehr spärlich vertreten, die dominierenden Folk- und Elektropopelemente verdeutlichen aber das unglaubliche Songwritertalent der beiden umso mehr.
Auf das Komponieren von neuen Songs musste sich Beach Boy Brian Wilson, der diesen Sommer 68 Jahre alt wurde, nicht konzentrieren. Die erste von zwei Auftragsarbeiten für das Disney-Label Pearl Series nennt sich Brian Wilson Reimagines Gershwin und stellt, wie im Titel dezent angedeutet, eine Sammlung von 13 Songs von George und Ira Gershwin dar, die teilweise den Rang musikalischer Wahrzeichen New Yorks einnehmen. Deren Neuinterpretation durch den Westküstenbuben Wilson vermag allerdings die angesichts der Herausforderung durchaus berechtigte Neugier nicht zu befriedigen: Viel mehr als eine Zusammenstellung größtenteils auch in Europa wohlgelittener Melodien mit Wilson-typischem Anstrich stellen die zweifellos nicht ohne Liebe zum Detail in Szene gesetzte Arrangements nicht dar. Brian Wilsons Stimme ist von den Zuständen, die er in den vergangenen Jahrzehnten durchlaufen hat, nicht unberührt geblieben, dabei aber noch deutlich als Monument musikalischer Wellness-Therapeutik erlebbar. Wem dieses Werk zu konventionell ist, dem sei das wenig beachtete Juwel Porgy der New Yorker Formation When People Were Shorter and Lived Near the Water (Shimmy Disc, 1991) ans Herz gelegt. Diese gewagte und unbekümmerte Neuinterpretation von Porgy and Bess im Geiste der psychedelischen Wiedererweckung wird dem Titel des Wilson-Albums eher gerecht.
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