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Na bravo: „Krone“ kriegt 30.000 Euro für ein „Ritterfest“ |
Montag, 13. September 2010 | |
von Christian Stenner
Die „Steirerkrone“ geifert gegen die Förderung von Integrationsarbeit – und kassiert selbst dicke Subventionen für skurrile Events und Werbeveranstaltungen in eigener Sache. Auch nach dem Tod Hans Dichands hat sich nichts geändert: Die „Krone“ betreibt weiterhin in bewährter Weise das Geschäft des Hasspredigens. Das Rezept ist bekannt: Man hetzt die Schwachen und vom Leben Gebeutelten (und jene, die sich dafür halten) auf die noch Schwächeren, das hebt das Selbstbewusstsein der ersteren und damit ihre Identifikation mit dem Blatt und steigert so den Verkauf – und enthebt sie der Notwendigkeit nachzuforschen, wo jene zu finden sind, die ihnen wirklich übel mitspielen. Die Grausbirnen könnten einem aufsteigen. Wahre Meisterschaft – sozusagen die Krone der journalistischen Schöpfung – verrät sich dann, wenn es gelingt, alle Vorurteile gleichzeitig zu bedienen, an deren Konstruktion man selbst fleißig mitgewirkt hat – wie jüngst am 1. September: Da trat der angstbangen LeserInnenschaft nämlich nicht nur ein Feindbild gegenüber (der mafiöse Roma-Bettler oder der schwarze Drogendealer), sondern sie sahen sich mit einer kompletten Verschwörung konfrontiert – quasi einer Mafia aus Kultur- und Ausländervereinen, schwarzen AsylwerberInnen, türkischen Jugendlichen und mit vollen Händen öffentliche Gelder verschwendenden PolitikerInnen. Letztere haben heuer nämlich drei Vereinen, die auf verschiedene Weise – mit Kunst-, Sport- und Arbeitsprojekten – Integrationsarbeit leisten, mit Beträgen zwischen 12.000,-- und 500,--Euro (!) unter die Arme gegriffen. Laut „Krone“-Mitarbeiter Gerald Schwaiger „kuriose Beispiele, wie leichtfertig Steuergeld hinausgeschmissen wird“; eine Diagnose, die in Krone-Edelfeder-Manier mit einem Wink mit dem Zaunpfahl verbunden wird, wie auf solches zu reagieren sei: „Die Grausbirnen könnten einem aufsteigen!“ Das Allermeiste ist ehrenamtlich. Könnten, wenn man über diese seltsame politische Auftragsarbeit, die von vorne bis hinten völlig zusammenhanglos argumentiert (was ist jetzt zu kritisieren – Subventionen an sich? Integrationsarbeit? Subventionen für Integrationsarbeit? Muss sie gratis sein und unter freiem Himmel stattfinden? Sag’s doch, Schwaiger … er bringt’s nicht heraus … muss er ja auch nicht, das Fallenlassen von Reizwörtern reicht für die publizistische Gattung der Hasspredigt) wegen der allzu offen zu Tage tretenden Wirkungsabsicht nicht doch irgendwie lachen müsste. Weniger lustig finden das naturgemäß die Betroffenen – zum Beispiel die Obfrau des im Artikel angegriffenen Kulturvereins Baodo, die bekannte Grazer Grafikerin und bildende Künstlerin Veronika Dreier, die zweifellos ein bequemeres Leben führen könnte, wenn ihr nicht die Integrationsarbeit mit jungen AsylwerberInnen zum Anliegen geworden wäre – und die muss nun mal zum großen Teil ehrenamtlich getan werden. „Allein die Miete ohne Betriebskosten für unser Lokal macht monatlich 1140,-- Euro aus“, sagt Dreier. Dabei platzen die Räume aus allen Nähten, im Vorjahr wurden über 50.000 BesucherInnen gezählt, an die 1.500 Personen kommen regelmäßig ins „Nil“. Mit Aktivitäten wie Malworkshops, Theaterprojekten und Stoffdruckworkshops holt das Baodo-Team die jungen Leute von der Straße weg in ein positives Umfeld, bietet ihnen einen Rückzugsraum, stabilisiert sie und hilft ihnen, in der österreichischen Gesellschaft Fuß zu fassen. Dreier: „Einige, die als Jugendliche bei uns aus und ein gingen, sind inzwischen österreichische Staatsbürger geworden. Kürzlich habe ich einen von ihnen wiedergetroffen, der nun schon Frau und Kind hat und einen Job – und der mir erzählt hat, wie wichtig die Zeit damals bei Baodo für ihn war.“ Recherche bei der „Krone“. Mag sein, dass dies alles in den über dem Steuergeld wachenden Augen eines Kronenzeitungs-Mitarbeiters (warum bring’ ich bloß das Wort „Journalist“ nicht über die Tasten?) noch lange keine zweimal 12.000 Euro Förderung im Jahr rechtfertigt. In diesem Fall sollte er doch einmal in der unternehmenseigenen Buchhaltung statt in jener des Landes recherchieren – da könnte er noch ganz andere Hinweise darauf finden, wie kreativ Steuergeld verwendet werden kann. Zum Beispiel einen Beleg über die Auszahlung von 30.000 Euro, mit der das Landes-Kulturressort ein so genanntes „Ritterfest“ der „Krone“ in der Grazer Innenstadt sponserte. Besonders erheiternd: Für das nach Wahrnehmung des Schreibers dieser Zeilen spärlich besuchte Ereignis reklamierte die „Krone“ im Nachhinein 70.000 BesucherInnen; ein von auswärts angereister Teilnehmer schreibt in realistischer Einschätzung auf einer einschlägigen Homepage von Mittelalter-Aficionados, die Menschenmenge auf den Straßen war „zum Teil darauf zurückführen, dass es einfach mitten in der Stadt ist und viele Leute durch Zufall und unabsichtlich da hinein gerieten und nicht wegen dem Fest gekommen waren.“ Der recherchierende Kronenzeitung-Mitarbeiter könnte beim Stöbern aber auch auf einen Einzahlungsbeleg der Stadt Graz über 97.000 Euro stoßen, mit denen die schuldenbelastete Gemeinde das „Krone“-Stadtfest sponsert, ein gigantisches Werbespektakel für ein Organ, das den geldgebenden PolitikerInnen bei jeder Gelegenheit implizit vorschlägt, sie sollten sich doch am besten selbst einsparen. Das Letzte: Wenn’s um ihr eigenes Geld geht, kann die „Krone“ allerdings auch durchaus sparsam sein. Das Foto, mit dem der Hetzartikel gegen Baodo und Co. illustriert wurde, wurde – ohne Zustimmung oder gar Entschädigung – einfach von der Homepage des Vereins runtergeladen. Nicht sinnvoll: 2 x 12.000,-- Euro Förderung für ein Jahr Integrationsarbeit. Aber:
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