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Resteverwertung auf hohem Niveau |
Montag, 19. Juli 2010 | |
Im Grazer Kunstverein befragen die beiden in Wien lebenden KünstlerInnen Benjamin Hirte und Lone Haugaard Madsen die Welt des Dinglichen im Verhältnis zum erklärten Kunstwerk.
Was eigentlich die Parameter sind, die eine künstlerische Skulptur ausmachen, ist nicht so ohne weiteres festzuschreiben. Zu vielfältig scheinen die Möglichkeiten. Noch schwieriger gestaltet sich die Frage, was sich als „schön“ zeigen lässt. Vielleicht sind es gerade Konzepte, die sich ganz am Rande dieser Grenze aufhalten und die diesen Skulpturenbegriff nochmals aufweiten. Wenn Lone Haugaard Madsen sich bewusst auf Fundstücke fixiert, aus dem Lager der Institutionen, in denen sie ausstellt, oder auf Reste, die in den Ateliers ihrer Künstlerkollegen in der Mülltonne landen würden. Nur daraus und mit den zur Verfügung stehenden Räumen resultieren ihre feinsinnigen Raumbilder. Wenn sie „mit was an Farben übrig war“ ihre Leinwand-Arbeiten bestreitet oder die Plakate der letzten Ausstellung übermalt, liegt die Kunstfertigkeit in der Improvisation und einer Gabe für fundstückabhängige Kombinationen. Auch bei Benjamin Hirte ist das Material der Skulptur ein Entlehntes, in seinen Skulpturen geht er häufig von Grundformen wie Hocker, Tisch, Gestell oder Paravent aus. Und auch hier sind es Gebrauchsformen, ihrer Inhalte entleerte oder neu kombinierte Objekte, die sich erst in der Ausstellung ihre Bezüge konstruieren. Ein gefundenes Hockergestell wird mit einer gefundenen Sitzfläche zum Arne-Jakobsen-Designstuhl geformt und um seine Lehne beschnitten, Negativformen von Gipsabgüssen oder gebrochene Pinselgläser mit Farbrand überführen den künstlerischen Produktionsprozess als befremdliches Element in den ergebnisverwöhnten, reinen Ausstellungsraum. Der Dominanz von schniekem Innenraum-Design wird der lebhafte, künstlerische Prozess der Komposition mittels gefundener Form zur Antipode. Und das ist gut so. | ep Die Ausstellung ist noch bis 13. August im Grazer Kunstverein im Palais Trauttmansdorff zu sehen.
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