Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Temporäre Konfrontationen
Mittwoch, 10. März 2010
Der afrikanische Kulturverein BAODO und SchülerInnen aus den Meisterklassen der HTBLVA Graz Ortweinschule nutzten die Galerie Kon-temporär über mehrere Wochen für ein gemeinsames Kunstprojekt. Im Spiegel Afrikas“ ist ein von Künstlerin Veronika Dreier kuratorisch begleiteter Dialog, der sich die Bilderwelt afrikanischer KünstlerInnen zum Ausgangspunkt nahm. Die vorwiegend österreichischen KünstlerInnen aus der Ortweinschule haben ihre persönlichen Eindrücke und Traditionen in diese Bilderwelt miteingebracht und zeigen in der Ausstellung, dass beiderseitige Integration über Kunst immer noch am besten zu funktionieren scheint. Über 25 Teilnehmer haben vor einigen Wochen miteinander zu arbeiten begonnen. Alle Arbeiten sind in der Galerie und im Dialog mit den anderen Teilnehmern entstanden.
Materialien von Draht bis Asche. Von Möbeln über Schmuck bis hin zu Fotografie, Malerei und raumgreifenden Installationen gehen die zahlreichen Beiträge. Durch ein menschengroßes Mobile als Symbol für die Bewegung der Menschen auch über Grenzen hinweg, führt der Weg in den Ausstellungsraum und weiter zu Kulturen und Trachten im selbst gebastelten Tisch-Kaleidoskop (Tanja Fröhlich, mit Spiegelungen von Michael Egbuna und Linda Riedl).  Oder zu einer Spiegelreflexion über Eigen- und Fremdwahrnehmung – zu einem „allgemeinen“ Gesicht fragmentarisch zusammengesetzt (Johanna Lamprecht). Der Zeichentisch mit dem Titel „Menschenrechte für Fische“ von Jana Grabner wurde dabei zu einer Art Knotenpunkt des Dialogs. Die von allen Künstlern geschaffenen Postkarten sollen mit ihrem Verkaufserlös Menschenrechtsorganisationen unterstützen. Dahinter fertigt in seinem „Salon Automobil“ Bruno Toya kleine Autos aus Biegedraht, die wie die echten Vorbilder auf automatischen Drehscheiben präsentiert werden.
Mitreißend die Videoarbeit „Marathon“ von Michael Krischan und Simon Wackerle, als innerer Monolog eines Flüchtenden, berührend „In memoriam Omar Kabar“ von Tomasz Molis: Holzasche bildet den Schattenriss eines Menschen, von dem seine Freunde seit 1993 nichts mehr gehört haben. Mitten in der Nacht wurde der Künstler und Holzschnitzer aus dem Senegal von der Fremdenpolizei in seiner Grazer Wohnung abgeholt.
Als Erinnerung an die gemeinsam verbrachte Zeit der Workshopteilnehmer sind auch bunte Gemeinschaftsbilder und eine Vielzahl kleiner Ton-Köpfe in die Ausstellung eingeflossen. „Wer am Fuß des anderen steht, kann sich selber nicht bewegen“ hat jemand als Sprichwort auf die Wand gepinselt. Miteinander geht es besser. Und bunter.
Die Ausstellung „Im Spiegel Afrikas“ ist bis 16. April in der Galerie Kon-temporär am Griesplatz 10 zu sehen.
| Eva Pichler
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