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Volkskundemuseum: les_bi_schwules Leben
Mittwoch, 10. März 2010
Die Basis der Ausstellung „l[i]eben – uferlos und andersrum“, die am 14. Februar im Volkskundemuseum Graz eröffnet wurde, bildet das von Maria Froihofer, Elke Murlasits und Eva Taxacher herausgegebene Buch „l[i]eben und Begehren zwischen Geschlecht und Identität“. Beides sind Produkte einer zweijährigen Forschungsarbeit. 2007 wurde das Büro der Erinnerung am Universalmuseum Joanneum vom damals amtierenden Kulturlandesrat Kurt Flecker beauftragt mit dem „Grazer Doyen“ der schwulen Geschichtsschreibung Hans Peter Weingand, eine Ausstellung zur Auseinandersetzung mit les_bi_schwulem Leben und Lieben in der Steiermark zu konzipieren.
Insgesamt sei die Quellenlage zur Thematik sehr gering. Daher wurden Interviews geführt, von denen Auszüge im Buch veröffentlicht sind und an den Hörstationen in der Ausstellung zu hören sind. Außerdem werden Dokumente der historischen Entwicklung der Les_bi_schwulen Bewegung und der rechtlichen Entwicklung präsentiert. Eine der historischen Quellen erläutert Weingand: „In den ‚statistischen Rundfragen’, die 1811 gestartet wurden und die eng mit der Gründung des Joanneums vor 200 Jahren zusammenhängen, forderte Erzherzog Johann die ‚ruhige, parteylose Schilderung der Hauptleidenschaften, Meinungen, Gebrechen, Vorurtheile, Aberglauben usw.’ ein. Die Ergebnisse dieser Erhebungen gehören heute zu den wichtigsten Materialien und Quellen der steirischen Volkskunde. Auch Sexualität wurde dabei nicht ausgeblendet. So enthält beispielsweise eine Handschrift um 1820 mit dem Titel ‚Sammlung verschiedener mehrstrophiger National-Lieder nach dem Wunsche Sr. K.k. Hoheit dem Erzherzog Johann ehrfurchtsvoll zusammengetragen von Gabriel Platzl, Gehilfslehrer an der Schule zu Söchau’ 732 Vierzeiler, davon über die Hälfte explizit erotischem Inhalt.“

Wider die Schubladisierung.
Es ist sehr spannend, die Schubladen der rosafarbenen Wand im ersten Raum des Stöcklsaals zu öffnen, denn daraus kommen Töne von ABBA, YMCA oder die Stimme von Winnetouch samt Videoausschnitt aus Bully Herbigs „Der Schuh des Manitu“, rosa Plüsch oder Schriftzüge wie „Lesben sind politisch“, „Homosexualität ist heilbar“, … Die Auseinandersetzung mit les_bi_schwulem Leben und Lieben pendelt zumeist zwischen Tabuisierung und Voyorismus, Verniedlichung und Dämonisierung, grundsätzlicher Ablehnung oder empathischer Verklärung und verharrt damit in der im Cover des Buches und der in der Ausstellung dinghaft gewordenen Schubladisierung. Dieser entgegenzuwirken, ist eines der Ziele der Ausstellung und des gesamten Projektes. | dw

l[i]eben – uferlos und andersrum. Volkskundemuseum Graz, Paulustorgasse 11-13a, 8010 Graz. Ausstellungsdauer: bis 26.10.2010, Öffnungszeiten: Di – So: 9.00 – 16.00 Uhr. Info: www.museum-joanneum.at
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