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bfi Steiermark: Weiterbildungsbedarf unter KindergärtnerInnen
Freitag, 18. Dezember 2009
Die Einführung des verpflichtenden Kindergartenjahres unterstreicht es: Gerade die ersten Lebensjahre gehören zu den kritischen Phasen für die geistige und emotionale Entwicklung des Kindes. Und obwohl auf den KindergärtnerInnen große soziale, pädagogische und entwicklungsbezogene Verantwortung liegt, ist der Berufsstand in puncto Ausbildung, Status und Bezahlung am unteren Ende der pädagogischen Institutionalisierungen angesiedelt. Ein wichtiges Kapitel dabei: die Weiterbildung.
Um die Qualität im Vorschulbereich garantieren zu können, müssen Bildungs- und Weiterbildungsinhalte für  das Fachpersonal auf dem neuesten Stand sein.
Das Leonardo-Da-Vinci-Projekt „DCT Daycare“, an dem sich das bfi Steiermark seit 2007 beteiligt und dessen Aufgabe es auch ist, einen internationalen Innovationstransfer zu sichern, erforscht dieses Gebiet auf europäischer Ebene und erhebt die Qualitätsstandards der Weiterbildungsangebote für das Personal in Kinderbetreuungseinrichtungen. In Zusammenarbeit mit PartnerInnenn aus neun Ländern wurden über 100 ProbandInnen in Österreich zu diesem Thema befragt.

Kritik und Wünsche an die Weiterbildung.
Die Befragung brachte einige Defizite im Bereich der Weiterbildung für KindergartenpädagogInnen zu Tage. Selten aktuelle und in der Praxis kaum umsetzbare Thematiken der Kindergartenpädagogik, fragliche Kompetenz der Vortragenden und mangelhafte Organisation der Fortbildungseinheiten wurden bemängelt. Auch zu hohe Kosten, wenig Unterstützung durch die ArbeitgeberInnen und kein Nutzen für eine etwaige berufliche Verbesserung entpuppten sich als Barrieren in Bezug auf Weiterbildung.
Die Umfrage zeigt aber auch, dass Weiterbildungsveranstaltungen als Plattform zum Erfahrungsaustausch mit KollegInnen genutzt werden, was als besonders wertvoll und wichtig empfunden wird. Auf dieser Ebene werden Themen wie Schwerpunktänderungen in der Arbeit mit Kindern besprochen, die in den Weiterbildungsangeboten oft nicht vorkommen. Ob ein Seminar als interessant bewertet wird, hängt sehr stark von den TrainerInnen ab. Praxisbezogene Beispiele werden positiv bewertet, gleiches gilt für Unterlagen, die in der Arbeit einsetzbar sind. Neue Themen und Forschungsergebnisse aber auch Supervision, Coaching und Stärkung des Selbstwertgefühls, Kommunikationsseminare sowie Zeit zur Reflexion der eigenen Arbeit sind Punkte, die positiv bewertet werden und auf der Trainingswunschliste ganz oben stehen.

Weiterbildung in Zukunft - eine Frage des Geldes. Ein generelles Problem stellt die Finanzierung der Weiterbildungsmaßnahmen dar. Die Befragten wünschen sich mehr finanzielle Unterstützung in diesem Bereich, um sich Fortbildungen überhaupt leisten zu können und machen gleichzeitig klar: Nur durch ausreichenden Einsatz finanzieller Mittel kann es zu einer qualitativ hochwertigen Ausbildung kommen. Dass diese auch notwendig sein wird, macht die Frage nach den herausfordernden Themen der Zukunft deutlich. Beinahe die Hälfte der Befragten geben an, dass soziale Probleme innerhalb von Familien absolute Priorität in Weiterbildungskonzepten haben sollten. Der Großteil der befragten KindergärtnerInnen beobachtet eine steigende Tendenz problematischer Verhältnisse im familiären Umfeld der Kinder, wie Elternarbeitslosigkeit, zunehmende Armut, schwierige Trennungs- und Scheidungsprozesse, soziale Verwahrlosung von Kindern und nicht ausreichende Integration bzw. keine professionellen Integrationskonzepte für Kinder mit Migrationshintergrund.
Beinahe ebenso viele Befragte sind der Ansicht, dass Stress und Arbeitsbelastung hoch relevante Themen in zukünftigen Fortbildungsmaßnahmen sein werden. Arbeitszeitkürzungen, weniger Vorbereitungszeit, längere Öffnungszeiten der Einrichtungen und ein gleichbleibendes Gehalt sind - das zeigen die Befragungsergebnisse - Punkte, die Burnout-Prophylaxe, Zeitmanagement, Sozialmanagement, Supervision, Selbstreflexion sowie Unterstützung bei zunehmender Bürokratie und Administration zu unverzichtbaren Inhalten für Weiterbildungsmaßnahmen machen sollten.
Insgesamt fordern die Befragten gezielte Ausbildungen für KindergartenpädagogInnen mit hochwertigen Inhalten und großem qualitativen Wert, einen nationalen Bildungsplan, ein fundiertes Bildungsangebot, die Stärkung der Fachkompetenzen und eine größere öffentliche Anerkennung.

Nähere Informationen zu dieser Befragung erhalten Sie am bfi Steiermark: Michaela Meier, Bildungszentrum Graz West, Eggenberger Allee 15, 8020 Graz; Tel.: +43 (0) 5 7270 DW 2203; E-Mail: michaela.meier@bfi-stmk.at
» 1 Kommentar
1Kommentar
am Samstag, 16. Januar 2010 21:22von Edith Dohr
Ich wundere mich nicht darüber, dass Ki-Ga-PädagogInnen noch immer "nichts" für die von ihnen geleistete Arbeit verdienen, welche sich aus mindestens 5 verschieden Berufen "zusammensetzt". Würde es endlich SOLITARITÄT unter den Ki-Ga-Päd.untereinander, sowie auch unter den Päd. und BetreuerInnen geben, könnte eine Initiative gestartet werd., die ein Gespräch mit Ki-Ga-Erhaltern, PolitikerInnen und den "Betroffenen", sprich an der Basis Arbeitenden möglich machen würde. Kommentare v. PolitikerInnen bei der Eröffnung v. Kindereinrichtungen kann ich erst dann ernst nehmen, wenn auf diese Worte Taten folgen. Kinder sind PolitikerInnen eher "lästig", sie haben noch keine Wählerstimme, sind also f.Wahlen "nutzlos",kosten dem Staat viel Geld, Kinder sagen unverblümt die Wahrheit und können noch nicht selbst f.ihre Belange eintreten-sind also fast chancenlos,gehört zu werden."Kinder an d.Macht"
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