Kommentar der Frauenbeauftragten - von Maggie Jansenberger Das Land verfällt in Urlaubs-, Ferien und Sommerlethargie und uns regieren ab sofort gänzlich die Eventmanager mit ihrem gnadenlos positiven Fun- & Actionprogramm, wobei sie sich mit Agenturen verbrüdern, die nur allzu gerne Studentinnen vermitteln, die mühsam Ferienjobs suchten, damit die sich allerorts dürftig gekleidet,, dafür aber reichlich lächelnd mit Prominenten und Halbprominenten ablichten lassen müssen,
um neben schlechter Bezahlung auch noch den Undank in Form eines Klapses auf das Hinterteil hinnehmen zu müssen, wobei die ältlichen Herren aus Wirtschaft, Politik und Sport, ob in Loden oder Zwirn, schon mal ihre Situiertheit vergessen, und die anfeuernden MedienvertreterInnen uns diese Akte der Frauenverachtung als Seitenblicke verkaufen, obwohl es doch tiefe Einblicke sind, auf ein Land, dessen intellektuelles Niveau sich bei steigendem Promillepegel jenem der Erdnüsse annähert, die zwecks Steigerung des Alkoholkonsums an allen Theken zu finden sind, auf ein Land, wo Nepotismus durch greise Zeitungsbesitzer eine neue Bedeutung bekommt und wo die Qualifikation von Frauen deren Seite-Drei- oder Seite-Sieben-Tauglichkeit meint, und sich der Kreis der Verbrüderung aus Eventmanagern, Promis, Politik und Medien derart schließt, dass frau glauben könnte, das wahre Vorbild ist und bleibt ein italienischer Regierungschef, und die einzige Frau, vor die sie Respekt haben, hatte mal ein Schotterwerk, und die andere Frau soll nachdenken, wie sie mit zwei Kindern noch Führungspositionen ausüben kann, zumal diese Partei ja ohnehin schon so viele Frauen hat, aber die waren schon immer anders, wenn nicht sogar andersrum, was Loden-, Leinen- und Zwirnträger gleichermaßen verstört, denn Frauen sollten als Ehefrauen, Freundinnen und Kumpel den Männern unter die Arme greifen, damit sie endlich neue Männer werden können, wobei sich beobachten lässt, dass bei solcherlei Thekengesprächen der besagte anatomische Zugriffspunkt für Frauen bei diesen Männern immer tiefer rutscht, je tiefer der Blick ins Glas, bei dem es einerlei ist, ob es sich um ein Bierkrügel oder ein Cocktailglas handelt, ob im Wirtshaus oder beim After-Work-Chillout getrunken, der Inhalt bleibt trotz veränderter Verpackung der gleiche und die Studentin, die vielleicht noch vor vierzehn Tagen Seminararbeiten über „Anlehnungen der theoretischen Astrophysik an die Plasmaphysik“ geschrieben hat, wird unter gaffenden Blicken in den Ausschnitt zum Freiwild für Dorfkaiser und Wirtschaftszampanos erklärt, deren desillusionierter charmanter Begleitung nur den Blick abzuwenden übrig bleibt, und sie soll sich entweder gefälligst nicht so anstellen oder sich einen anderen Job suchen, wenn sie nicht bereit ist, die Spielregeln ein und den Mund zu zu halten, denn Macht ist nun mal erotisch und wenn sie’s noch nicht weiß, dann muss sie’s eben noch lernen, und die Benotung erteilen die Fotografen von Hochglanzmagazinen genauso wie die vom Dorfblatt, damit sie erst gar nicht so weit kommt, eine Idee von ihren Rechten zu haben, und womöglich noch für gleiche Arbeit gleiches Geld zu verlangen, wobei die Anwesenden ohnehin dieselben Akteure mit besten Kontakten sind, die derlei politische Forderungen abzuwürgen verstehen, und wenn eineR, egal ob bei urbanen Fêtes oder ruralen Kirtagen, dann davon träumt dass diese Deix’schen Karikaturen vom geistigen Format ihrer Tageszeitung endlich abtreten, dann … wünsche ich Ihnen – bar jeder Genussfeindlichkeit und jedes Kulturpessimismus – einfach einen erholsamen Sommer!
Maggie Jansenberger, Unabhängige Frauenbeauftragte der Stadt Graz, maggie.jansenberger@stadt.graz.at
» 1 Kommentar
1"Mag." am Sonntag, 6. September 2009 19:03
Wir habenzwar noch einen weiten Weg zur Gleichberechtigung vor uns, aber solche Artikel geben zumindest Hoffnung. Danke und weiter so!
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