Der Immobilienentwickler ASSET ONE musste sein ambitioniertes Bauprojekt in bester Salzburger Stadtlage auf Eis legen. Mit den Planungsaktivitäten für Graz-Reininghaus sei man trotzdem „auf Schiene“, wenngleich die Kreditklemme Sorgen bereite.
In den Grundbüchern des Bezirksgerichts West am Grazer Grieskai ist das Sachvermögen der ASSET ONE Gruppe penibel aufgelistet: Die Einlagezahlen 94, 97, 109, 116, 126, 630 sowie 1655 und 1656 samt Grundstücksnummern der Katastralgemeinden Gries (63105), Baierdorf (63109) und Wetzelsdorf (63128) weisen im Falle von exakt 545.150 m2 die ASSET ONE Projektentwicklungs GmbH als Eigentümer aus. Bereits im Jahr 2005 hatte die ASSET ONE Gruppe nach der Übernahme der ehemals staatlichen Brau AG durch den holländischen Heineken Konzern sämtliche „nicht betriebsnotwendige“ Immobilien – mehr als 2,5 Millionen Quadratmeter, teilweise in besten Stadtlagen in Graz, Linz, Salzburg und Schwechat – als Nachfolgerin der Brau Union Immobilien Holding übernommen. Kolportierter Kaufpreis: 238 Millionen Euro. Abgewickelt wurde der Deal von PR-Profi Ernst Scholdan, der der Brau AG schon während der Übernahme durch den holländischen Multi als Consulter beratend zur Seite stand, sich mittlerweile aber aus dem operativen Geschäft der ASSET ONE Gruppe zurückgezogen hat. Nachdem 2006 ein Gutteil der Immobilien an die CA Immo – einen der Big Player auf der Landkarte der österreichischen Immobilienanlagengesellschaften – verkauft wurde, ist Graz-Reininghaus neben der „Sternbrauerei“ in Salzburg das prestigeträchtigste Projekt innerhalb des Portfolios der ASSET ONE Gruppe. Dass die Unternehmensgruppe von der Wirtschaftskrise betroffen ist, verwundert kaum. Für die weitere Entwicklung von Graz-Reininghaus – das im Vollausbau 12.000 bis 20.000 „BenutzerInnen“ Lebensraum und/oder Arbeitsplatz bieten soll – sei es eine Voraussetzung, „dass sich Zug um Zug unterschiedliche Investoren niederlassen“, sagt Roland Koppensteiner, Vorstandsvorsitzender der ASSET ONE. Aufgrund der Kreditklemme, die potenzielle Investoren einschränkt, seien die nächsten Schritte nur „schwer planbar“. Zweifel an der Liquidität der Unternehmensgruppe wischt Koppensteiner vom Tisch: „Wir sind sehr solide finanziert.“ Den Schätzwert aller Liegenschaften gibt Koppensteiner mit 190 Millonen Euro an, wenngleich er einräumt, dass Einzelbilanzen involvierter Einzelunternehmen „sehr erklärungsbedürftig“ seien. So schrieb die Muttergesellschaft des schwer durchschaubaren Firmengeflechts, in dem sich zumindest acht miteinander verbundene Unternehmen lediglich drei Postadressen in Wien, Graz und Salzburg teilen, laut aktueller Bilanz per 30.06.2008 ein Minus von mehr als acht Millionen Euro.
Kreditklemme. Ungemach bereitet der ASSET ONE zudem das Salzburger Bauprojekt – die Realisierung des Prestigebaus „Sternbrauerei“ steht gegenwärtig auf der Kippe: Seit Ostern sind die Bauarbeiten ausgesetzt, die dereinst engagierte Baufirma Felbermayer ist mittlerweile abgezogen, von Außenständen in beträchtlicher Höhe ist in der Branche die Rede. Christoph Gademayr, Geschäftsführer der Salzburger „ASSET ONE“-Dependance, bestätigt, dass sich Geldgeber zurückgezogen hätten: „Die Verträge waren unterschriftsreif. Dann hat die Kreditklemme voll zugeschlagen. Ich hätte nie gedacht, dass es selbst bankennahe Unternehmen so erwischt.“ Rückblende: Im September 2007 startete die ASSET ONE Salzburg den Umbau der ehemaligen Sternbrauerei in bester Salzburger Stadtlage. Inmitten der „Riedenburg“ im historischen Stadtkern mit Blick auf den Mönchsberg sollte auf mehr als 20.000 m2 ein ehrgeiziges Vorzeigeprojekt entstehen, das sowohl luxuriöse Penthousewohnungen ab 100 Quadratmetern als auch Büros, Boutiquen und Gastronomiebetriebe beherbergen sollte. Kostenpunkt pro Quadratmeter: 3500 bis 9000 Euro. Auch beim davor veranstalteten Architekturwettbewerb wurde geklotzt und nicht gekleckert, reüssieren konnte schlussendlich das renommierte Büro Hariri&Hariri Architecture New York (Honorarbudget: 400.000 Euro). Der Startschuss für die Bauarbeiten war aber gleichzeitig auch der Beginn einer Flut von AnrainerInneneinsprüchen gegen das Projekt, die unter anderem die außergewöhnlichen Bauhöhen von bis zu 25 Metern – das Objekt befindet sich im erweiterten Altstadtschutzgebiet – zum Inhalt hatten. Höhepunkt der Auseinandersetzungen: Die ASSET ONE Salzburg engagierte angesichts der Probleme mit den AnrainerInnen just Helmut Hüttinger als Rechtsvertreter. Hüttinger, im Brotberuf Jurist, sitzt allerdings für die Salzburger Bürgerliste als Klubobmann der grünen Fraktion im Salzburger Gemeinderat und ist damit nach Planungsstadtrat Johann Padutsch die Nummer zwei der Salzburger Grünen, die Ende der 1970er Jahre selbst aus einer Bürgerbewegung heraus entstanden sind. Im Auftrag der ASSET ONE schrieb er den AnrainerInnen einen Brief, indem sich auch folgende Passage fand: „Ich bin beauftragt worden, Schadenersatzansprüche gegen Personen zu prüfen, die die Rechtswirksamkeit der Baugenehmigung mit rechtlich und sachlich vollkommen haltlosen Argumenten mutwillig verzögern.“ Nunmehr mokierten sich neben den AnrainerInnen auch politische MitbewerberInnen: Sie förderten Hüttinger zum Rücktritt auf, dieser hätte in seiner Doppelfunktion als Anwalt und politischer Entscheidungsträger für eine „befremdliche Optik“ gesorgt, noch dazu sei Hüttingers „Chef“, Planungsstadtrat Padutsch, von Anfang an maßgeblich in den aufwändigen Ausbau rund um das alte Brau-Gelände eingebunden gewesen. Doch auch nachdem auf diesen Nebenschauplätzen Ruhe eingekehrt ist, scheint die Verwandlung der Sternbrauerei-Ruinen in High-End-Nobelquartie abermals gefährdet. Schuld daran: die Kreditklemme. Pikant: Noch im Jänner, als erste Gerüchte um Liquiditätsprobleme des Salzburger Bauprojekts die Runde machten, beharrte ASSET ONE gegenüber KORSO darauf, dass lediglich „rechtliche Gründe“ für die Bauverzögerung verantwortlich seien. Mittlerweile hört sich das anders an: Man habe zwar alle Baugenehmigungen in petto, allerdings sei man „aufgrund aktueller Entwicklungen gezwungen, den Projektplan für den Bau der Sternbrauerei neu aufzusetzen“, erklärt Koppensteiner. Der konjunkturelle Einbruch ist auch in diesem Fall ein Stolperstein für den Developer: „Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise erschwert nun zwar den raschen Erfolg mit interessierten Partnern, es gibt jedoch konkrete Verhandlungen“, sagt Koppensteiner.
Steigerung der Liquididät. Zur Zukunft der Sternbrauerei ließ der Geschäftsführer des Salzburger ASSET ONE Ableger Christoph Gadermayr Ende April im Wirtschaftsblatt nichts offen: „Es entspricht zwar nicht unserem Geschäftsmodell, aber womöglich finanzieren, bauen und makeln wir die Wohnungen selbst.“ Man wolle das 2006 groß präsentierte Stadtteilquartier auf keinen Fall sterben lassen. Mittlerweile hält sich allerdings hartnäckig das Gerücht, wonach die ASSET ONE die Sternbrauerei hinter den Kulissen lieber heute als morgen loswerden möchte. „Die Sternbrauerei wurde erst unlängst sowohl der PORR AG als auch der STRABAG AG angeboten”, weiß Erich Wagner, seit knapp 30 Jahren mit einem renommierten Architekturbüro in Salzburg vertreten, aufgrund seiner Kontakte in der Branche zu berichten. In der Konzernzentrale in Graz ließ man sich auch auf Nachfrage zu keinem eindeutigen Dementi hinreißen: „Wir waren und sind mit interessierten Projektpartnern im Gespräch”, heißt es lapidar. Unbestritten ist jedenfalls, dass man zur Steigerung der Liquididät neue Wege beschreiten muss: Vorstandsvorsitzender Koppensteiner bestätigt, dass die Liegenschaft in Graz-Puntigam – immerhin auch 440.000 m2 groß – „aktiv am Markt angeboten“ wird. Für Graz-Reininghaus sei die ASSET ONE „in all ihrem Tun bemüht, einen ganzheitlichen Entwicklungsrahmen über das gesamte Gebiet zu legen“. Von der Stadt Graz, mit der Mitte März mittels Gemeinderatsbeschlusses gemeinsame Planungs- und Konkretisierungsschritte vereinbart wurden, wünscht man sich in Zukunft eine „weitere Intensivierung des gemeinsamen Auftretens“ in Richtung einer „bestmöglichen Bewerbung des Standorts“ sowie „konkrete Setzungen“. Als dementsprechende Aktivitäten nennt Koppensteiner beispielsweise die „Ansiedlung von Verwaltungseinrichtungen“. Der nunmehr ressortverantwortliche Bürgermeister Siegfried Nagl versprüht ebenfalls Zuversicht: „Ich in überzeugt, dass das Projekt Reininghausgründe zu einem guten Ende geführt wird.“ Ein gutes Ende setzt allerdings potente Investoren voraus – und dafür sind die Zeiten nicht günstig. | Gregor I. Stuhlpfarrer
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