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Bildung ganz barrierefrei: Retzhof wird Muster-Bildungshaus
Mittwoch, 10. Juni 2009
Wenn am 18. Juni das neue Gästehaus des Landesbildungshauses Schloss Retzhof eröffnet wird, bedeutet dies einen großen Schritt in eine (Weiter)Bildungszukunft, die niemanden mehr ausgrenzt. Retzhof-Direktor Dr. Joachim Gruber hat allen Grund zur Freude: „Die Bauzeit von weniger als einem Jahr wurde ebenso exakt eingehalten wie der Kostenrahmen, der mit zwei Mio Euro für ein Objekt dieser Kubatur sehr gering bemessen war; das vom Architekten Ferdinand Certov geplante Gästehaus gilt bereits als Vorzeigeprojekt für sparsames und gleichzeitig höchst qualitätsvolles Bauen.“
Doch der eigentliche Grund für den Stolz des Retzhofs-Chefs ist ein anderer: Mit dem Bau des neuen Gästehauses und zusätzlichen Adaptierungsmaßnahmen im Hauptgebäude und im alten Gästehaus ist das Bildungshaus Retzhof umfassend barrierefrei – als einziges Bildungshaus Österreichs und vermutlich auch des gesamten deutschen Sprachraumes.

Die Seele lebt in den Details. „Umfassend barrierefrei heißt, dass wir wesentlich weiter gegangen sind, als die einschlägigen Ö-Normen vorschreiben“, erläutert Gruber, ganz nach dem Leitspruch des berühmten Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe: „Die Seele des Ganzen lebt in den Details.“ So kann man etwa in den 21 Einzel- und 5 Doppelzimmern  die Fernsehapparate durch einen entsprechenden Bügel auch vom Rollstuhl aus nach den Wünschen des/der Benützers/in ausrichten, in den Kleiderschränken lassen sich die Bügel absenken, auf den Nummernschildern an den Zimmertüren sind die Ziffern gut ertastbar, ebenso auf den Zimmerschlüsseln, die Betten sind ein paar Zentimeter höher als üblich, damit der ,Einstieg‘ vom Rollstuhl aus leichter fällt, in den Badezimmern sind zur Orientierungshilfe verschiedenfarbige Kacheln angebracht; natürlich sind alle Sanitäreinrichtungen behindertengerecht. Darüber hinaus wurden alle Seminarräume akustisch vermessen und mit Akustikdecken versehen, um Hörbehinderten möglichst optimale Bedingungen zu bieten; die gesamte Liegenschaft wurde mit einem Leitsystem versehen; alle Wege sind mit Stahlbändern eingefasst, um Blinden eine Orientierungshilfe zu geben – und das neue Gästehaus wurde mit dem Schloss so verbunden, dass es auch für RollstuhlfahrerInnen ohne Umweg zugänglich ist. Natürlich wurde auch auf Energieeffizienz geachtet; der Neubau entspricht diesbezüglich den strengen aktuellen Richtlinien, zudem wurde auch die oberste Geschossdecke des Schlosses gedämmt.

Inklusive Weiterbildung. Von Beginn an wurden Experten für barrierefreies Bauen beigezogen, diese waren auch in der Jury vertreten, die das nun realisierte Projekt ausgewählt hat. Das (Weiter)Bildungsangebot am Schloss Retzhof – sowohl das Retzhof-eigene Programm als auch jenes von Fremdveranstaltern – wurde schon immer auch von Menschen mit Behinderung wahrgenommen; „jetzt können wir ihnen aber noch bessere Bedingungen bieten.“ Der engagierte Leiter des Hauses vertritt das Konzept der ,Inklusiven Weiterbildung‘, die niemand von Bildungsangeboten ausschließt und damit weit über alle üblichen Integrationsansätze hinausgeht. Dazu müssen sowohl die Infrastruktur-Bedingungen als letztendlich auch die Vermittlungsmethoden an Menschen mit unterschiedlichsten Formen von Beeinträchtigungen angepasst werden.
Dass es dafür bei entsprechend gutem Willen kaum Grenzen gibt, zeigt Gruber anhand des Hochseil-Klettergartens: Zum einen kann er bei entsprechender Betreuung auch von Rollstuhlkindern benützt werden, zum anderen soll nun auch ein Kletterseilgarten errichtet werden, der in einer Höhe von 40 cm die gleichen Aktivitäten erlaubt wie auf sieben Meter Höhe. „Damit können auch ältere, ängstlichere oder eben Menschen mit Behinderung ihren Spaß an diesem Sportgerät haben“, freut sich Gruber.

Eröffnungsfest
Schloss Retzhof, 8430 Leitring/ Wagna
18. Juni, Beginn 13:00

Programm
-    Eröffnung durch LRin Drin Bettina Vollath
-    Danach Fest bei freiem Eintritt
-    Getränke und Gegrilltes
-    Klettern im neu errichteten Hochseilgarten (unter Aufsicht) für Kinder und Erwachsene
-    Musik: HardWorker (Jugend am Werk)
-    Pantomime: McBee
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