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Making Woodstock |
Mittwoch, 13. Mai 2009 | |
WoWagners Gartenlaube fortschrittlichen Schrifttums - von Wolfgang Wagner Als ich am Donnerstag dem 30. April hektisch eine Bücherlieferung durchsah, hatte ich meinen Kopf eher bei der Musik, die ich an demselben Tag bei der Eröffnung der Woodstock Veranstaltung auflegen wollte. Es war nur ein kurzer Ausflug in den Laden, der aber passender Weise ausreichte, um nass geregnet zu werden. Offenbar zieht alles, was mit dem Woodstock-Phänomen zu tun hat, Regen magnetisch an. Noch passender war, dass sich in dem Bücherpaket – endlich – „Making Woodstock“ fand, das offenbar eben erschienen ist. Ich schüttelte den Kopf, wie immer, wenn ich keine Lust habe, über eine Koinzidenz nachzudenken und vergaß bis Sonntag Mittag auf das Buch, spazierte in die Stadt, kam zufällig bei meinem Laden vorbei und nahm es beiläufig – wie ich mir einredete – mit. Auf dem Heimweg fasste ich wieder ein paar Regentropfen aus. Ich verwarf die Idee, das Buch im Stadtpark zu lesen. Schließlich hatte ich nicht vor, Graz unter Wasser zu setzen. An den restlichen Tag kann ich mich nur vage erinnern, was auf gesteigertes Interesse an dem Buch schließen lässt. Immerhin schreibe ich diese Zeilen am Tag danach und mein Gedächtnis funktioniert im Regelfall ganz gut. Etwa um Mitternacht war ich bei dem Epilog auf Seite 279 angelangt und begann Trübsal zu blasen, weil das Buch schon zu Ende war. Bevor ich die Kolumne ebenfalls beende, sollte ich vielleicht ein paar Kommentare zum Inhalt des Buches machen. Der Blickwinkel, aus dem aus es abgefasst ist, ist ungewöhnlich. Die Geschichte wird von den zwei Jungunternehmern aus wohlhabendem Haus erzählt, welche das Kapital für das Festival bereitgestellt hatten, einen Großteil der Verantwortung trugen und danach auch die Ehre hatten, für die Schuldenlast, die sich durch das Festival angesammelt hatte, einzustehen. Verschwendung, Geldgier, Chaos und „Beinahe-Katastrophen“ sind allerdings nicht die einzigen Aspekte, die das Buch kennzeichnen, wir begegnen in ihm auch echten – bislang kaum – beachteten Helden des Events, wie zum Beispiel der Hog Farm Kommune. John Roberts: „Die Hog Farmer wurden am 9. August mit Lastwagen nach White Lake gefahren, wo sie sofort begannen, ihre Reisekosten abzuarbeiten, und das machten sie ganz wunderbar. Sie halfen uns den Campingbereich zu roden und herzurichten. Sie packten beim Bühnenaufbau mit an. Sie kauften riesige Mengen Reis – und verteilten ihn kostenlos an hungrige Hippies. Sie taten sich mit unserem Arzt Dr. William Abruzzi und seinem Team zusammen und erklärten den freiwilligen Helfern, wie man mit Drogenkonsumenten auf Horrortrips umgeht. Der Chef der Hog Farm ... Wavy Gravy, war ein gemütlicher, zahnloser Kerl, der sich als fantastischer Organisator, Massenbesänftiger und Bühnenansager herausstellte. Während des Festivals verbrachte er die meiste Zeit auf der Bühne. Er tröstete, wenn es regnete, und er sorgte für Frieden, wenn die Schwingungen schlechte waren, indem er alle als groovy bezeichnete. Er erzählte auch Witze, Märchen und Gutenachtgeschichten; er hatte die riesige Zuschauermenge vollkommen im Griff. In meinen Augen war er der Star der Show...Als das Festival vorbei war, blieben die Hog-Farmer noch da, um die Aufräumtrupps zu organisieren... Sie hatten in jeder Hinsicht und an allen Fronten mehr getan, als von ihnen erwartet wurde – und sie hatten vermutlich mehr als alle anderen zu dem berühmten „Woodstock-Gefühl“ beigetragen. (Vgl. S. 127 f.). Zu den Autoren: Joel Rosenmann wurde mehrere Jahre lang durch die Nachbereitung (etwa hundert Gerichtsverhandlungen und Vergleiche) des Festivals in Anspruch genommen. Trotzdem wirkte er bei der Organisation der Neuauflagen 1994 und 1999 mit. John Roberts: Zehn Jahre nach Woodstock war er schuldenfrei! Roberts starb 2001. Co-Autor Robert Pilpel drängte Roseman und Roberts ihre Geschichte zu Papier zu bringen. Er „bettelte, flehte und lektorierte“. 1974 schließlich erschien „Making Woodstock“ in den USA. Rosenman, Joel / Roberts, John / Pilpel, Robert Making Woodstock - Ein legendäres Festival und seine Geschichte (erzählt von denen, die es bezahlt haben) orange-press/Mai 2009/20,60 Eur[A] Wolfgang Wagner ist Inhaber der Buchhandlung „Wendepunkt“ in Graz.
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