Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Musik im Fließen der Zeit - Ensemble Zeitfluss
Mittwoch, 13. Mai 2009

Kloos up - von Luise Kloos

Wenn es eine Erfolgsgeschichte zu schreiben gibt, dann ist meistens die Geschichte schon an ihrem Ende oder die Künstlerinnen und Künstler stehen an Ihrem Höhepunkt. Ich schreibe hier von einer Erfolgsgeschichte, die an ihrem Anfang steht, die Erwartungen dürfen also groß sein. Die Rede ist vom Ensemble Zeitfluss.

Es wurde von drei engagierten Musikern gegründet, die das Vakuum der Zeit fühlten. Man wollte eine Brücke von großen internationalen Komponisten zu den zeitgenössischen spannen. Die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts ist ein spannendes Kapitel Musikgeschichte. In dieser Aufführungsweise, wie es das Ensemble pflegt, blieb es einem großen Publikum bisher weitgehend verschlossen. Zu selten finden sich Werke namhafter Komponisten dieser Zeit auf den Spielplänen der Grazer Musiktreibenden. Mit dem im Oktober 2003 gegründeten Ensemble Zeitfluss wollten der Dirigent Edo Micic, der Komponist Kiawash SahebNassagh und der Saxophonist Clemens Maria Frühstück diesem kulturellen Rückstand entgegenwirken. Alle drei sind vielfach ausgezeichnete und preisgekrönte Musiker, die sich über das Ensemble Zeitfluss hinaus bereits große Anerkennung erworben haben. Die herausragende Leistung des Ensembles ist es, dass sie vor Ort die neuen Talente suchen. Sie sind sich der kreativen musikalischen Kraft der Stadt Graz bewusst und beginnen nun, diese in die Welt hinauszutragen. Qualität zählt.
Ziel des Ensemble Zeitfluss ist, Werke großer internationaler Komponisten des 20. Jahrhunderts, denen heimischer gegenüberzustellen. Ein Anliegen des Ensembles ist, die spannende Entwicklung zeitgenössischer Musik und ihre –  der breiten Öffentlichkeit zumeist verborgene – Schönheit, hörbar zu machen. Das Ensemble Zeitfluss will vergessene, wenig gespielte und unbekannte Werke gegenwärtiger Musik zur Aufführung bringen. Das Programmkonzept soll mit ausgewählten Werken bedeutender Komponisten, von denen einige aus dem aktuellen Musikleben fast verbannt wurden, ein breites Publikum ansprechen. Diese Werke werden neu in Auftrag gegebenen Kompositionen gegenübergestellt. Und hier beginnt nun das Experiment, das Risiko. Man hört sich genau um, man kennt sich aus, man spricht mit den jungen unbekannten Komponistinnen und Komponisten, man beauftragt sie schließlich. So gab es begeisternde und interessante Uraufführungen mit Werken von Anselm Schaufler, Klaus Lang, Peter Lackner, Peter Ablinger, Klaus Dorfegger, Elisabeth Harnik, Georg Friedrich Haas, Henrik Sande, Orestis Toufektsis, Gerhard Nierhaus, Gerd Noack, Kiawash Sahebnassag, Daniel Mayer, Gerhard Krammer, Clemens Nachtmann, Vjekoslav Njezic, Gerhard Stäbler, Christian Klein, Dimitri Papageorgiu und viele andere mehr. Höhepunkte waren unter anderem die Uraufführung 2008 des Kanons für A, Ω & Gsellmanns Weltmaschine in der Nähe von Feldbach von Peter Lackner sowie die Uraufführung Bauernhimmel IV im Europäischen Parlament in Brüssel 2009 von Anselm Schaufler. Die Stadtoper von Peter Ablinger wurde von den beiden Dirigenten Edo Micic und Nassir Heidarian mit großem Erfolg beim steirischen herbst 2005 dirigiert. Sie führten das zweigeteilte Ensemble Zeitfluss Graz gekonnt und elegant durch diese Stadtkomposition und brachten sie zum Pulsieren. Edo Micic arbeitet sehr behutsam mit seinem Ensemble. Es ist ein Vergnügen zu hören und zu sehen, wie die Stücke unter seiner Führung entstehen, wie ihm die ausgezeichneten Musikerinnen und Musiker folgen. Das Ensemble Zeitfluss hat sich zu einem unvergleichlichen, individuellen und Identität stiftenden Klangkörper entwickelt, das nun am Sprung zur internationalen Karriere steht.

Nächstes Konzert:
Mittwoch 17.6.2009, 19:45 Minoritensaal Graz, Zeitflusssolisten - Sequenzen
Luciano Berio - Sequenza IXa für Klarinette (1980), Hubert Salmhofer, Klarinette
Luciano Berio - Sequenza VIIb für Sopransaxophon, Clemens Frühstück, Saxophon
Luciano Berio - Sequenza XIII für Akkordeon (1995), Janne Rättyä, Akkordeon
Luciano Berio - Sequenza XIV für Cello (2002), Andrea Molnar, Cello
Klaus Lang - rote asche (UA)
www.ensemble-zeitfluss.com
Autorin: www.luisekloos.at
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