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Rektorin Schrauf: „Investition in den Sozialbereich sichert Arbeitsplätze“
Mittwoch, 13. Mai 2009
Seit 135 Jahren ist das Diakoniewerk aktiv für Menschen und gestaltet Nächstenliebe in unserer Zeit, in zeitgemäßer Form und mit professionell ausgebildeten Fachkräften. Es setzt mit derzeit ca. 2.900 MitarbeiterInnen Angebote für Menschen mit Behinderung, Menschen im Alter bzw. im Gesundheitsbereich um, ist Ausbildungsträger für Sozialberufe und führt Einrichtungen in Oberösterreich, Salzburg, Wien, Tirol und in der Steiermark. Als Mitglied der Diakonie Österreich ist das Diakoniewerk auch Teil der fünf großen Wohlfahrtsorganisationen in Österreich. Nun steht mit Rektorin Mag.a Christa Schrauf erstmals eine Frau an der Spitze des Diakoniewerkes. Mit ihr sprach Doris Wilfinger von KORSO.

Frau Rektorin Schrauf, welche Meilensteine gab es in Ihrem Berufsleben vor der Amtseinführung als Rektorin des Diakoniewerkes?
Nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Wien und Zürich kehrte ich ins Burgenland zurück und arbeitete von 1984 bis 2000 als Evangelische Pfarrerin im Südburgenland. Im September 2000 wurde ich amtsführende Pfarrerin an der Grazer Heilandskirche, der mit mehr als 6000 Mitgliedern größten evangelischen Pfarrgemeinde Österreichs. Und im Oktober 2008 begann ich meine Tätigkeit im Evangelischen Diakoniewerk  Gallneukirchen bei Linz.

Zu den Schwerpunkten des Diakoniewerkes zählen die Angebote für Menschen mit Behinderung. Wie wirkt sich aus Ihrer Sicht die aktuelle Krise auf die Beschäftigungssituation von Menschen mit Behinderung aus?
Für Menschen mit Behinderung, die nach dem Gesetz „Hilfe durch Beschäftigung“ beschäftigt sind, gibt es derzeit keine Auswirkung durch die Krise. Einen Rückgang bemerken wir im Bereich der Lohnaufträge. Bevor Firmen, die von der Krise betroffen sind, Aufträge auslagern, werden vorrangig die eigenen MitarbeiterInnen beschäftigt. Und auch im Bereich der integrativen Beschäftigung gibt es Auswirkungen. Gehen dort die Aufträge zurück, sind natürlich auch diese Angebote, die ein besonderes Engagement der Firmen brauchen, gefährdet. Zudem will die Bundesregierung im vorliegenden Budgetentwurf massive Kürzungen bei der sogenannten „Behindertenmilliarde“ vornehmen. Wurden 2008 noch 125 Mio. Euro für Menschen mit Behinderungen ausgegeben, sollen es 2009 nur mehr 84 Mio. sein.
Demgegenüber sind Arbeitsplätze im Sozialbereich derzeit krisensicher! Es wäre wünschenswert und für die Zukunft des Sozialen unabdingbar, wenn jetzt ein Konjunkturschub in diese Richtung gemacht würde. Eine Investition in den Sozialbereich sichert langfristig Arbeitsplätze, zumal in dieser Branche auch zukünftig der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften steigen wird. Dies wissen wir gesichert aus der demografischen Entwicklung. Am Beispiel der Demenzerkrankungen lässt sich dieser Bedarf drastisch vor Augen führen: derzeit gibt es ca. 100.000 Menschen mit Demenz, 2050 werden es fast dreimal so viel sein.  

Welche Visionen leiten das Diakoniewerk und wie könnten diese verwirklicht werden?
Soziale Nöte hat es zu jeder Zeit gegeben – das Diakoniewerk hat es immer als seine Aufgabe gesehen, zeitgemäße Angebote für Menschen in Not zu setzen. Dabei geht es darum, die Eigenkräfte der Menschen, die sich uns anvertrauen, zu stärken, sodass sie möglichst selbstbestimmt wieder ihre eigenen Wege gehen können. Das Diakoniewerk will auch in Zukunft Anwältin dieser Menschen sein und denen eine Stimme geben, die keine Stimme haben oder nicht gehört werden.
Ich möchte mehr Menschen ermutigen, dass sie sich für einen Sozialberuf entscheiden. Einerseits spüren wir bereits einen Engpass in diesem ständig wachsenden Bereich und andererseits gehören die Leistungen der MitarbeiterInnen in diesem Bereich  zu den  wertvollsten Beiträgen für unsere Gesellschaft! Die Betreuungs- und Pflegearbeit ist im hohen Maß sinnstiftend – das bestätigen uns auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
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