Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Bioprodukte punkten mit Geschmack und Vielfalt
Mittwoch, 11. März 2009
Die Biobranche braucht sich trotz Wirtschaftskrise keine allzu großen Sorgen um Rückgänge bei den Umsätzen zu machen.
Das beweist zumindest ein Blick auf die Indikatoren dieses in den  vergangenen Jahren beachtlich gewachsenen Sektors: Auf der europaweit größten Leistungsschau für Bioprodukte, der BioFach in Nürnberg, präsentierten in diesem Jahr über 2.900 Aussteller ihre Warenpalette. Als fünftgrößtes Kontingent auf der von rund 48.000 Besuchern frequentierten Messe zeigten sich die Österreicher auf 104 Ständen von ihren natürlichsten Seiten. Im Blickpunkt standen die Frische regional erzeugter Lebensmittel, kreative Genusskompositionen sowie das boomende Segment der Naturkosmetikprodukte.

Globale Bewegung. Beeindruckend führt ein Gang durch die riesigen Hallen des Messegeländes dem Besucher das bunte und beinahe verwirrende Angebot von exotischen und vertrauten Nahrungsmitteln aus 124 Ländern der Erde vor Augen. Ein hohes Maß an Internationalität und Innovationskraft zeichnet die BioFach als die Weltleitmesse für Bio-Produkte seit jeher aus, mit eigenen Tochterveranstaltungen ist die Messe inzwischen in Japan, den USA, Südamerika, China sowie neuerdings auch in Indien präsent. Der rapide wachsende Bedarf an Bio-Rohstoffen hat in den Erzeugerländern zu einem Umdenken geführt, das in den (sub-)tropischen Anbauregionen angesichts umweltschädigender Wirtschaftsweisen in der Vergangenheit nun auf eine wieder steigende Präferenz für naturnahe Wirtschaftsweisen hoffen lässt. So wird allein für Indien eine Zunahme der ökologisch bewirtschafteten Flächen von derzeit 340.000 ha (2007) auf über 2 Mio. ha bis 2012 prognostiziert. Aber auch als Konsumentenmärkte werden die einwohnerreichen Staaten wie Indien oder China mit ihren wachsenden Mittelschichten für westliche Erzeuger zunehmend interessant.

Bio-Lebensmittel trotzen der Krise.
„Die Nachfrage nach Biolebensmitteln ist trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen in ganz wenigen Sektoren rückläufig“, erklärt Rudolf Vierbauch, Obmann der Bio Austria, der größten Vereinigung von Biobauern in Österreich. In der Steiermark gehören diesem Netzwerk rund 2.100 bäuerliche Produzenten und Erzeugerbetriebe an, die „durch unser umfangreiches Know-how in der Beratung sowie die Organisations- und Marketingstrukturen enorm profitieren“, berichtet Herbert Kain, Obmann der Bioernte Steiermark, der eine zentrale Aufgabe „im intensiven Lobbying für den Biolandbau“ sieht. Auch wenn die Zeiten der zweistelligen Wachstumsraten vorerst vorbei sind, so gibt es doch keinen Grund mit Pessimismus in die Zukunft zu blicken, ist auch DI Erika Karner von der BIO-Koordination der AMA Marketing überzeugt. In Relation zu seiner Größe ist Österreich nach wie vor der bedeutendste Produzent von Bio-Lebensmitteln innerhalb der EU. Diese Position will man auf jeden Fall halten, betont Vierbauch, da bietet die BioFach eine ideale Plattform sich im europäischen Vergleich in Bezug auf Qualität und Produktneuheiten zu messen.

Strukturwandel im Handel. Die Ausdehnung in breitere Käuferschichten hat allerdings auch einen beträchtlichen Anteil an der anhaltenden Nachfrage nach ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln. „Bio in Form von Handelsmarken hat sich mittlerweile fest in den Regalen der Lebensmittelketten und Diskonter verankert“, analysiert Dr. Andreas Steidel, der für das Qualitätsmanagement von ja! natürlich verantwortlich ist: „Die Bedeutung der Naturkostläden geht seit geraumer Zeit zurück, das Absatzwachstum kommt über den Lebensmittelhandel zustande, der vermehrt Bio-Produkte anbietet, die stetig ausgeweitete Palette kommt dabei auch den Bedürfnissen einer anspruchsvollen Konsumentenschaft entgegen.“ Während Milchprodukte, Obst und Gemüse einen breiten Zuspruch finden, werden vor allem bei Fleisch und tierischen Produkten noch beträchtliche Nachfragezuwächse erwartet, auch wenn die Preisunterschiede zu konventionellen Produkten noch so manchen Käufer abschrecken.

Neue Chancen in der Vernetzung.
Die Grundlage für qualitätvolle Produkte bildet aber im Biolandbau nicht zuletzt das Engagement „beherzter“ Landwirte, wie der oststeirischen Initiative „Von Herzen“, die von Martin Pfeiffer und 12 Obstbauern ins Leben gerufen wurde. Heute gehören rund 100 Bio-Obstproduzenten dazu, die das komplette Sortiment der konventionellen Sorten als Bioware anbieten können, wie Pfeiffer stolz hervorhebt. War bisher heimisches Obst in den Bioregalen Mangelware, so kann in Zukunft auf Importware weitgehend verzichtet werden. Ein weiteres beachtliches Netzwerk stellt die länderübergreifende Kooperation „Biowein Steiermark“ dar: Steirische Weinbauern haben sich vor einigen Jahren mit slowenischen Winzern zu einer Vermarktungsgruppe für Biowein zusammengeschlossen. „Die Etablierung einer naturnahen Bewirtschaftungsform in Kombination mit ungekünstelten und charaktervollen Weinen liegt uns am Herzen“, sagt Dieter Dorner, der beiderseits der Grenze im Weinbau aktiv ist. Die Mühen lohnen sich, denn auch auf der Nürnberger BioFach war das Interesse am steirischen Biowein groß.

\ Josef Schiffer
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