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Der Draht zueinander
Dienstag, 10. Februar 2009
„Man kann nicht nicht-kommunizieren“, so das bekannteste Axiom Paul Watzlawicks.  Doch gelingt es sehr wohl zu kommunizieren, ohne dabei Substantielles zu sagen – das beweist die Handygesellschaft immer wieder aufs Neue. Gerade die Kommunikationsformen unseres Jahrhunderts ermöglichen es, ständig erreichbar zu sein; ohne Unterlass von jedem beliebigen Ort zu kommunizieren, auch wenn es eigentlich gar nichts mehr zu sagen gibt. Das Theater im Keller nimmt sich der „mobilen“ Gesellschaft und ihren Eigenheiten in einem Stück von Sergi Belbel an und hält der Informationsgesellschaft den Spiegel vor Augen.

Mobiles Leben im Blickfeld.
Die ZuschauerInnen bekommen Einblick in das „mobile“ Leben von vier Personen. Sara, eine 50-Jährige, verlassen, frustriert und mit Hang zum Zynismus, beginnt ihr mobiles Leben mit dem Geschenk ihrer Tochter: einem Handy. Rosa ist die Tochter, welche die Befindlichkeiten der Mutter über sich ergehen lassen muss – natürlich über das Netz. Claudia benutzt ihr Mobiltelefon für Geschäftliches und scheut sich nicht davor, zum Leidwesen ihrer Umgebung, sämtliche Frustrationen über ihr gescheitertes Leben und die angebliche Unfähigkeit ihrer Mitmenschen lautstark dem Gegenüber am Ende der Leitung zu erörtern. Dort befindet sich ihr Sohn – angewidert vom Verhalten der Mutter. Über die Leitungen verknüpfen sich die Leben der vier neurotischen Hauptpersonen des Stücks – bis sie schließlich völlig abseits des Netzes – aufeinander treffen und sich den Herausforderungen der direkten Kommunikation stellen müssen.  
In „Mobil“ nimmt das Mobiltelefon Funktionen abseits des Kommunikationsmittels ein – es wird zu einem Schutzschild, hinter dem sich die Charaktere vor dem persönlichen Kontakt verstecken können und zur Waffe, um über die Leitung Konflikte auszutragen. Im Laufe der Geschichte enttarnen sich die Personen und zeigen – weg von der anfänglichen Oberflächlichkeit – unterschiedliche Charakterzüge. „Mobil“ entwickelt sich erst nach und nach zu einer Charakterstudie, in der es den vier Schauspielern möglich wird, ihre Ausdruckskraft zu beweisen. Das gelingt – auch über das Netz.
\ ms

Weitere Aufführungen: 11., 12., 13. und 14. Februar im Theater im Keller, Münzgrabenstraße 35, 8010 Graz
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