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Mit JobConnect gegen die Krise: Land fördert neue Arbeitsplätze für junge SteirerInnen
Dienstag, 10. Februar 2009
Die weltweite Wirtschaftskrise verschont auch die Steiermark nicht – und sie wirkt sich zunehmend auch auf den regionalen Arbeitsmarkt aus. Am stärksten betroffen sind Jugendliche. Mit der Initiative JobConnect will das Land Steiermark Unternehmen unterstützen, die neue Jobs für Jugendliche schaffen.

Das Ende des dritten Quartals 2008 brachte eine negative Trendwende am steirischen Arbeitsmarkt: Nachdem die Arbeitslosigkeit im Laufe des Jahres 2008 gegenüber 2007 von 6,4 auf 6,1% gesunken und die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse um 2,7% gewachsen war, kehrte sich der Trend gegen Ende des dritten Quartals um. Im Dezember wurden bereits 5366 mehr Arbeitslose gezählt als im Vergleichsmonat des Vorjahres – das ist eine Zunahme von über 13%. Und im Jänner 2009 waren nahezu 18% mehr SteirerInnen arbeitslos als im Jänner 2008.

Deutlich mehr jugendliche Arbeitslose. Jugendliche sind überproportional vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen. Schon im Dezember 2009 waren um fast 22% mehr junge Frauen und Männer zwischen 15 und 25 arbeitslos als ein Jahr zuvor, das sind 1350 Personen. Im Jänner 2009 waren es bereits 27,4% mehr – insgesamt sind 7800 Personen aus dieser Altersgruppe beim Arbeitsmarktservice vorgemerkt. Einen Grund dafür nennt AMS-Steiermark-Chef Karl Heinz Snobe: „Die Unternehmen fokussieren in schwierigen Zeiten auf die effizientesten Arbeitskräfte, fertig und gut ausgebildete Menschen zwischen 20 und 30. Jugendliche sind zum einen die ersten, die gekündigt werden, wenn ein Konjunktureinbruch sich bemerkbar macht, zum anderen schaffen sie gar nicht mehr den Eintritt in den Arbeitsmarkt.“
JobConnect: Die Verbindung zum Job für junge SteierInnen. Das Land hat auf diese alarmierenden Zahlen rasch reagiert: Mit einer speziell auf besser ausgebildete junge Menschen zugeschnittenen Initiative – für andere Zielgruppen gibt es bereits entsprechende arbeitsmarktpolitische Instrumente – sollen junge SteirerInnen trotz Krise einen Arbeitsplatz bekommen. „Fast zwei Drittel der Arbeitslosen unter 27 haben zwar eine abgeschlossene Ausbildung, finden aber dennoch keinen Job. Gleichzeitig suchen viele steirische Unternehmen nach engagierten MitarbeiterInnen mit guter Ausbildung. Deshalb haben wir das Projekt JobConnect ins Leben gerufen, damit zusätzliche Beschäftigung für junge Menschen durch Lohnkostenzuschüsse ermöglicht wird“, sagt Landeshauptmann Franz Voves, und, in Anspielung auf die Unruhen in Griechenland, die von perspektivelosen Jugendlichen ausgingen: „Graz darf nicht Athen werden.“


Mit dem Förderscheck auf Arbeitsuche. Zielgruppe der Initiative des Landes sind Jugendliche bis 27 mit mittlerer und höherer Ausbildung (AHS, BMS, BHS, Uni, FH, StudienabbrecherInnen), die beim AMS vorgemerkt sind oder sich jetzt dort vormerken lassen.
Die Details des Förderungsprogrammes, das am 2. Februar einstimmig von der steirischen Landesregierung beschlossen wurde, beschreibt LH-StV. Kurt Flecker, in dessen Verantwortlichkeit arbeitsmarktpolitische Maßnahmen fallen: „Die Jugendlichen bekommen einen ,JobConnect-Scheck‘, der bis zu 500 Euro monatlich – aber maximal 25% ihres Gehaltes inklusive aller Nebenkosten – beträgt. Diese Summe wird einem Unternehmer, der den oder die InhaberIn des Schecks anstellt, sechs Monate lang ausgezahlt, sofern er ihn oder sie zumindest neun Monate lang beschäftigt – wohlgemerkt an einem neu geschaffenen Arbeitsplatz und nur bei zumindest 50%iger Beschäftigung.“ Drei Monate vor bis drei Monate nach der Anstellung darf im betreffenden Unternehmen keine Kündigung ausgesprochen worden sein; damit sollen Mitnahmeeffekte verhindert werden. Wenn das Arbeitsverhältnis zumindest ein Jahr dauert, ist ein zusätzlicher Qualifizierungszuschuss von 1000 Euro möglich.

Bewerbungscoaching und soziale Absicherung. Um die Chancen der Betroffenen auf einen Arbeitsplatz zu erhöhen, wird ihnen zudem ein Bewerbungscoaching durch das gemeinnützige Unternehmen itworks in einem eigens dafür eingerichteten Bewerbungsbüro angeboten. Findet der/die Jugendliche trotz dieser Unterstützung nicht innerhalb von sechs Monaten einen Job, so hat er/sie die Möglichkeit in das Projekt gate25 einzusteigen, wenn er bisher noch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld erworben hat. Diese Möglichkeit besteht auch für jene Jugendliche, die nach Beendigung des geförderten Dienstverhältnisses keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld erworben haben – das gilt insbesondere für Jugendliche über 25, die ja zur Begründung eines solchen Anspruches zumindest 12 Monate gearbeitet haben müssen (für Unter-25-Jährige reichen 28 Wochen). Gate25 ist ein seit ca. zwei Jahren laufendes Arbeitskräfteüberlassungsprojekt für Jugendliche mit dem Ziel der Integration in den Arbeitsmarkt und nicht zuletzt der sozialen Absicherung – das gilt auch für JobConnect: „Jugendliche zumindest so lange zu beschäftigen, dass ihnen der Zugang zum Sozialversicherungssystem geöffnet wird, ist eines der wichtigsten Ziele des Projektes“, betont Flecker. Insgesamt 800 Jugendliche, schätzt der Sozial- und Arbeitsreferent der Landesregierung, werden via JobConnect einen Arbeitsplatz finden.

Gut aufgenommen. AMS-Chef Snobe begrüßt das Programm JobConnect als „wichtige zusätzliche Ressource“, die Zielgruppe der Unter-27-Jährigen sei besonders wichtig, weil die Erfahrung von Arbeitslosigkeit bzw. Nicht-Akzeptanz am Arbeitsmarkt schädlich für die persönliche Entwicklung und langfristig auch sozial destabilisierend sei. Von Seiten des Wirtschaftsressorts betont Wirtschafts- und Innovationslandesrat Christian Buchmann: „In Zeiten der wirtschaftlichen Anspannung stehen wir – bei allen Auffassungsunterschieden z.B. in Fragen des Strompreises – zu gemeinsamen sinnvollen Maßnahmen. Ich freue mich, dass JobConnect für Jugendliche Beschäftigung schafft, und freue mich auch, dass die Haftungspakete des Wirtschaftsressorts in der Regierung einstimmig beschlossen worden sind.“ Für den steirischen Unternehmer und Unternehmervertreter LAbg. Kommerzialrat Franz Schleich ist JOBConnect eine Chance für Betriebe, trotz Krise junge, innovative Leute einzustellen und so auch neue Ideen in die Unternehmen zu bringen. Und Mag. Peter Lackner von der Wirtschaftskammer sieht JobConnect als Teil eines Bündels an Instrumenten, die helfen, flexibel auf die Krise zu reagieren –  gerade jetzt gelte es, „Kreativität zu beweisen und zuzulassen und verschiedenste Maßnahmen auszuprobieren.“

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 JobConnect auf einen Blick

Zielgruppe: Jugendliche bis 27 mit mittlerer und höherer Ausbildung (AHS, BMS, BHS, Uni, FH, StudienabbrecherInnen), die sich beim AMS vormerken lassen
Förderung:
•    Bewerbungscoaching
•    25% der Lohnkosten inkl. Nebenkosten, max. 500,-- / Monat für die Dauer eines halben Jahres (werden direkt an den Arbeitgeber bezahlt) bei einem Beschäftigungsverhältnis von zumindest 50% und neun Monaten
•    Zusätzlicher Zuschuss für eine bedarfsorientierte Qualifikation (bei einer anerkannten Bildungsinstitution) von max. 1000,--, wenn das Beschäftigungsverhältnis zumindest ein Jahr dauert
•    Wenn der/die Jugendliche innerhalb von sechs Monaten keinen Arbeitgeber findet, kann er/sie bei gate25 beschäftigt werden, sofern er/sie bisher noch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld erworben hat. Diese gilt auch für jene Jugendliche zwischen 25 und 27, deren gefördertes Dienstverhältnis nach neun Monaten endet.

Alle Informationen werden auf dem (während dem Projektverlauf interaktiven) Webportal www.jobconnect.at bereit gestellt.
Zentrale Ansprechpartnerin für InteressentInnen ist Sabine Schickerbauer, Tel. 0316/90612-10, erreichbar auch über info@jobconnect.at

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