Just because they are beautiful |
Dienstag, 10. Februar 2009 | |
Braucht es wirklich mehr Gründe, um eine vom Aussterben bedrohte Tierart zu schützen, fragt sich die kalifornische Videokünstlerin Diana Thater.
Sie hat für ihre Installation im Mefou-Nationalpark in Kamerun westliche Flachlandgorillas beobachtet und gefilmt. Ihr derzeitiger Bestand wird auf nur noch 94.000 geschätzt. Entstanden sind Bilder von fundamentaler Schönheit, lustige, berührende Aufnahmen von Gorillas und ihren BetreuerInnen. Bei den Tieren handelt es sich um Waisen, deren Familien abgeschlachtet wurden – so genanntes „Bush-Meat“, also Busch-Fleisch, ist immer noch ein gutes Geschäft. Zu klein, um für die illegalen Fleischhändler interessant zu sein, wurden sie von Hand aufgezogen und sind nun in Gehegen geschützt. Von uns und vor uns. Der Naturraum im Kunstraum und der Kontakt mit unseren Verwandten. Diana Thaters Installationen entstehen mit dem Raum und so funktioniert Space 01 als bewegtes Raumbild – gebäudeadäquate, raumgreifende Projektionen transformieren den Kunstraum, ohne ihn dominieren zu wollen, in einen Naturraum, der uns als grellgrüner Urwald umgibt. Die collagierten Projektionen zeigen neben warmherzigen Bildern der Betreuer Rachel und Apollinaire im Umgang mit den Gorillakindern auch Interviews ohne Ton, denn das Naturfilmgenre und was es an Inhalten transportiert, ist uns ausreichend bekannt. Vielmehr geht es um die Interaktion der Gorillas. So wird der Wissenschaftler während des Interviews von einem Gorilla im Gehege in seiner Gestik und Mimik imitiert. Wendet er sich dem Gorilla zu, verhält sich dieser sich ganz normal. Auch die Körpersprache eines Betreuers, der ein rangelndes Gorillapaar wie ein wachender Vater aus den Augenwinkeln beobachtet, ist Diana Thater wichtig. In die Projektion verwoben wird die Gegenbeobachtung durch das Alphamännchen, das Diana Thater gegenüber auf einem Aussichtsposten sitzt und sie keine Sekunde aus den Augen lässt. Die Künstlerin vermittelt so ein Bild von intelligenten Tieren, kaum Furcht einflößend, sondern vielmehr harmlose Vegetarier, die über die Projektionen mit uns Kontakt aufnehmen und eine gemeinsame Ebene entstehen lassen. Dennoch macht der Zaun, der immer wieder im Bild auftaucht, deutlich, dass es sich um ein Idyll mit Grenzen handelt, die auch die Künstlerin nicht retuschieren kann und will. Letztlich ist es der Besucher, der das Werk für sich vollenden und sich seiner Verantwortung auf dieser Welt bewusst werden soll. Besonders jener gegenüber seinen nächsten Verwandten.
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