Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Die Geschichte eines Sounds
Montag, 12. Januar 2009
Ratliff, Ben, Dedekind, Henning: Siegeszug eines Sounds. Innsbruck: Hannibal Verlag 2008, 262 Seiten, 26,69 Euro.

„Ich wäre gern ein Heiliger“ soll der große Musiker und Saxophonist John Coltrane einmal gesagt haben. Und tatsächlich waren Coltranes Platten auch für einen, der noch immer nicht genau erklären kann, was „modal“ eigentlich bedeutet, mehr als Tonträger. Sie waren Energie trotz der gelegentlich paranoiden Technik, Ton gewordene Intensität, aber auch rauschhaftes Ethos. Die Läden, in denen man sich die magischen Scheiben (Import) bestellen konnte, existieren heute nicht mehr, Coltranes Sound ist ziemlich vergessen. Und zu den schlimmsten Vorwürfen, die man sich machen kann – und selbst die verblassen – gehört es, John Coltrane damals 1962 in Graz nicht gehört zu haben.
Aber dann, auf der Frankfurter Buchmesse, umgeben von jeder Menge Muzak in Printform, geriet ich an „Coltrane. Siegszug eines Sounds“ von Ben Rattlif aus dem Hannibal Verlag. Ich gab es nicht mehr aus der Hand, bis sie mich zur Heimreise holten. Es mag Bücher wie das von Filtgen geben, die Coltranes Platten klarer analysieren. Aber das besondere an Ben Ratliffs Buch ist, dass es die Geschichte des Coltranes-Sounds beschreibt und auf sein so genanntes Erbe, die politischen beziehungsweise kulturpolitischen Aspekte des Jazz nach seinem Tod eingeht. Auf You Tube gab es auf Ratliffs Reaktionen wie „Why do these no-ears fools always try to tarnish genius?? Just so worthless. Coltrane, like Hendrix needs no commentary.”  Aber ich hab ja auch keine Ohren und kenntnisreiche; „amerikanisch“ geschriebene Prosa über Coltrane zu lesen, ist immer spannend.


w.h.

» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >