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Heinz Trenczak bringt Aniada A Noar ins Kino
Montag, 12. Januar 2009
Am Donnerstag, den 22. Jänner um 18 Uhr findet im Schubert Kino die Uraufführung von Heinz Trenczaks Film „Noarnfülm – 25 Jahre Aniada A Noar“ mit Grußworten von LHStv Dr. Kurt Flecker und einer Einführung von Dieter Dorner statt. Anlass für mehrere „Stories“, wobei das zwei meistens schon zuviel für eine gute Zeitungsgeschichte sind. Da ist einmal die Geschichte des nicht mehr ganz jungen Grazer Regisseurs Heinz Trenczak, der, weil er sich weigert „normal“ Matura zu machen, Cellist wird, sich mit Orff beschäftigt und dann Musik unter anderem beim berühmten Mauricio Kagel studiert. Nach ersten filmischen Erfahrungen bei Kagel geht Trenczak bei Klaus Wildenhahn, dem bedeutenden Dokumentarfilmer, in die Lehre, um später als Musikredakteur des WDR selber Filme zu drehen. Mit Jean-Luc Godard als ästhetisch-politischen Fixpunkt und konfrontiert mit einem öffentlich-rechtlichen Fernsehsystem, das seinen Bildungsauftrag zusehends gegen den Flirt mit der Quote tauscht, entschließt sich Heinz Trenczak eher todesmutig von Köln zurück nach Graz zu gehen. Mit Vierzig wird er „freier Filmemacher“, gerät in eine der üblichen Krisen und wünscht sich von seiner Mutter eine Videokamera zum Geburtstag. Seither sind neben einer internationalen Lehr- und Vortragstätigkeit zahlreiche Filme – darunter „Granny’s Videos“, „Zuhören/Aufhören“ oder „Theaterglühen“ über Peter Turrini – entstanden, von denen der „Noarnfülm“ der vorläufig letzte ist. Klaus Wildenhahns Dokumentationen, mit der von einer 16mm-Kamera unabhängigen, aber synchronen Tonaufzeichnung – damals eine revolutionäre technische Neuerung – nahmen die billig gedrehten Videofilme vorweg. Und die Geduld des Dokumentarfilmers wirkt ebenso, wie Godards Diktum, dass jede Kamerafahrt eine moralische Entscheidung ist, bis in Trenczaks persönlichste Filme wie „Granny’s Videos“, dem Denkmal über seine Mutter. Dass sich Trenczak entweder als Regisseur oder als Regisseur/Kameramann besonders auf Musik- bzw. Kulturthemen konzentriert, wundert bei seiner Ausbildung nicht.

Die zweite Story über „Aniada a Noa“ ist ausnahmsweise nicht zuviel.
Mit den Musikern hat Trenczak die Richtigen gefunden. Seinem eigensinnigen Lebenslauf entsprechen die, eigenwilligen, um nicht zu sagen, anarchischen Karrieren und das steirische Stehvermögen der Musiker Andreas Safer, Michael Krusche, Rupert Pfundner und Wolfgang Moitz.
Trenczaks Fokussierung auf die Region entspricht die moderne Auseinandersetzung der Musiker mit Motiven der Volksmusik. Die Klammern mit den Abkürzungen für Instrumente sind bei „Aniada a Noar“ schwierig anzubringen, weil jeder der Musiker alles Mögliche spielt. Die Truppe, ursprünglich aus Rupert Pfundners „Folkfriends“ entstanden, wird gelegentlich mit Reinhard Ziegerhofer und Gabriel Froihofer auch zu „Polka Potente“ erweitert. Trenczak filmte die Companeros über ein Jahr bei ihrer Guatemala-Tournee, bei heimischen Auftritten, im Studio, beim Organisieren und beim Kochen, immer wieder beim Kochen. Dazwischen Erzählungen der Musiker über sich selber und die Kluft zwischen Brotberuf und Kunst. Wer blendende Blitz-Schnitte oder bombastische Bühnenshows sucht, wird weniger auf seine Kosten kommen. Aber über „das Handwerk des Lebens als Musiker“ vor dem Hintergrund der steirischen Landschaft und eine sich darin entwickelnde Mentalitätsgeschichte erfährt man eine ganze Menge. Eine der interessantesten Stationen dieses Roadmovies sind die Überlegungen von Wilfried Scheutz („4-Xang“), der bei  der CD von „Polka Potente“ für die „Regie“ verantwortlich zeichnete, zu dem Problem, Volksmusik ohne sie zu verraten, rhythmisch anzureichern. Trenczak bindet die Vielzahl dieser Themen visuell, weil er mit seiner kleinen Kamera immer dabei ist. Seine große Erfahrung zusammen mit dem ausgezeichneten Cutter Arthur Summereder ergeben – sieht man von dem gelegentlich sparsamen Licht ab – einen technisch sehr viel aufwändiger erscheinenden  Film, als man von solch kleiner Produktion erwarten würde.
Der „Noarnfilm“ (Umschlag Gerald Brettschuh) spielt seine 25 Euro mühelos ein. Zu beziehen bei Extraplatte und im guten Fachhandel.

Wilhelm Hengstler

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» 2 Kommentare
1"-"
am Freitag, 16. Januar 2009 14:39von heinz trenczak
bitte den nachnamen in der headline korrigieren: trenczak (kein ck am ende).
2Kommentar
am Dienstag, 3. Februar 2009 12:11von anke
super- und nun auf nach bolivien!
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