Vergangenen Sommer wurden insgesamt 61 Kultureinrichtungen auf quantitative wie qualitative Merkmale evaluiert, um schließlich – in Absprache mit dem Kulturbeirat – die Förderverträge für das kommende Jahr festzusetzen. Elf Institutionen dürfen sich nunmehr über die erstmalige Erlangung eines begehrten, weil mehrjährigen Fördervertrags freuen, zehn Kultureinrichtungen werden demgegenüber von einem Fördervertrag wieder auf die jährliche Projektförderung zurückgestellt.
Drei Millionen Euro umfasst das Budget für Förderverträge aus dem Kulturbudget der Stadt Graz für das kommende Jahr; Geld, das in der Kulturszene an mehreren Orten dringend benötigt wird. Kulturstadtrat Wolfgang Riedler (SPÖ) ist sich der Problematik bewusst und bezeichnet aufgrund der „prekären Einkommenssituation vieler Grazer Kulturschaffender eine zusätzliche Indexierung der Förderbeiträge von drei bis 3,5 Prozent“ als großes Anliegen. Dieses Unterfangen sei aus dem laufenden Budget aber nicht zu berappen, so Riedler, der verspricht, bei den Budgetverhandlungen darum zu „kämpfen“.
Letzte Evaluierung 2006. Nach der letzten Evaluierung 2006, beauftragt vom damaligen Stadtrat Werner Miedl (ÖVP), entschloss sich Riedler im Frühjahr 2008 gegen Widerstände aus der Kulturszene zu einer neuerlichen Evaluierung. In einer Stellungnahme an Riedler zur „geplanten Evaluierung“ forderte die IG Kultur Steiermark unter anderem, anstatt „unnötig Geld für eine neuerliche Evaluierung auszugeben, das bereits vorhandene Wissen (Beiräte, Studien, Kulturleitbild, Interessensvertreter etc.) zu bündeln“ und ferner „die Ergebnisse der letzten Evaluierung endlich umzusetzen!“ Nach Veröffentlichung der Ergebnisse ist IG-Obmann Michael Petrowitsch „wenig überrascht“. Er begrüßt, dass es für „verdiente Kulturinitiativen“ eine „starke Erhöhung“ gibt sowie neue Verträge errichtet wurden, zeigt sich auf der anderen Seite aber auch enttäuscht darüber, dass es für andere „ebenso verdiente Initiativen“ Kürzungen gibt, die seiner Ansicht zufolge „untragbar“ sind: „Wieso etwa bei ‚Zeiger’ und ‚mur.at’ gespart werden muss, ist mir ein Rätsel“, sagt Petrowitsch.
Schwerpunkt für Tanz und Film. Die Gewinner der von den Kulturexperten Rüdiger Wischenbart und Manuela Kohl durchgeführten Evaluierung sind eindeutig auszumachen: Es handelt sich dabei durchaus um große Player, wie die „Akademie Graz“, die „Camera Austria“ und das „Theater im Bahnhof“; ihnen spricht das Ergebnis der Evaluierung eine Aufstockung des mehrjährigen Budgets zu. Zu den elf neu in die Riege der Fördervertragsnehmer aufgenommenen Initiativen zählen neben „KIG! Kultur in Graz“ auch „rotor“ und das „elevate-Festival“, das zusammen mit dem „Spring-Festival“ zukünftig einen Schwerpunkt darstellen soll, so Riedler. Auch das Festival des österreichischen Films „Diagonale“ darf sich das erste Mal über einen dreijährigen Fördervertrag freuen, der sich in diesem Fall für das Jahr 2009 mit einem Volumen von 210.000 Euro niederschlägt. Auffällig ist auch die Akzentuierung in Richtung moderner Tanz: Spartenübergreifend betrachtet gibt es für den Bereich Tanz die größten Zuwächse – der Förderbetrag wurde um 15,5% auf 89.400 Euro angehoben. Stadtrat Riedler sieht in diesen Zahlen das Resultat seiner Politik, welcher der „Schwerpunkt Tanztheater“ zu Grunde liegt. Diese Akzentuierungen seien „gut und zeugen von Interesse an der Sache“, sagt Petrowitsch, der aber gleichzeitig davor warnt, „dass andere Sparten unter Schwerpunktsetzungen leiden“. Gregor I. Stuhlpfarrer
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