Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Plädoyer für eine post-kapitalistische Gesellschaft
Montag, 10. November 2008
Immanuel Wallerstein: UTOPISTIK. Historische Alternativen des 21. Jahrhunderts. Wien: Promedia Verlag 2008. 120 Seiten, 9,90 Euro. Utopistik statt Utopie fordert der weltberühmte Soziologe Immanuel Wallerstein und distanziert sich gleich zu Beginn seines Textes vom Begriff der Utopie, in deren Namen das gesamte 20. Jahrhundert hindurch Verbrechen und Unrecht geschehen sind. Stattdessen legt der Autor seine historischen Erkenntnisse über die vergangenen 500 Jahre kapitalistisches Weltsystem einer Analyse der aktuellen Zeitenwende zugrunde. Seine „historischen Alternativen“ basieren auf Beobachtungen lang andauernder ökonomischer Strukturen.
Wallersteins These lautet: die Welt befindet sich im Zeitalter des Übergangs. Eine strukturelle Krise hat zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Zentren der Weltwirtschaft erreicht. Die von der mächtigsten Militärmacht USA und den Profiteuren der Weltwirtschaft dominierten Beziehungen zwischen Nord und Süd sind gerade dabei, ihr Gleichgewicht zu verlieren und ins Chaos zu stürzen. Die liberalistische Ideologie, das moderne, für die Kapitalverwertung unabdingbare Staatensystem sowie die Wohlfahrtsprojekte für die Zentren der Weltwirtschaft sind in die Krise geraten. Sämtliche Stützpfeiler dieses „modernen Weltsystems“ weisen seit Beginn der 1970er Jahre einen Abwärtstrend auf, der sich mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion noch beschleunigt hat. Liberalismus und Wohlfahrtsstaat haben, nachdem sie die Erwartungen für die übergroße Mehrheit der Menschheit nicht erfüllen konnten, ihre Glaubwürdigkeit verloren. Radikalismen und Fundamentalismen beherrschen zur Zeit das gesellschaftliche Bild im Norden wie im Süden und tragen zur Demontage der staatlichen Strukturen bei. Die Schwächung des Staates, ist Wallerstein überzeugt, führt die großen Akkumulateure direkt in die Krise.
gis

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