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„… jemanden gesehen, der nicht da war“ – 2Meta im Medienkunstlabor
Dienstag, 9. September 2008
An Beispielen der Porträtmalerei, vor allem des 19. Jahrhunderts, wird vielfach auf ein merkwürdiges Phänomen hingewiesen, dass nämlich die gemalten Augen der Porträtierten den Bewegungen der Betrachter folgten. Die eigene Erfahrung dagegen zeigt, dass dieser Effekt, beabsichtigt oder nicht, an den meisten realistisch gemalten Abbildern zu beobachten ist.

In der auch schon historischen theoretischen Auseinandersetzung um technische Bildmedien seit Erfindung der Fotografie besteht die zentrale Frage nach der Subjekt/Objekt-Beziehung und damit nach der Autorschaft des resultierenden Bildes, die in die Findung von Begriffen wie automatischer, automatisierter oder technischer Blick mündete, denen die Rolle des Subjekts, des Autors, nachgestellt wird. Zuerst also blickt der technische Apparat, dann blickt der Mensch und in Metaposition dachten beispielsweise Günther Anders, Vilém Flusser und Jean Baudrillard über dieses Verhältnis nach.
Das rumänische Künstlerduo 2Meta – das sind Maria Manolescu und Romelo Pervolovici, hier in Zusammenarbeit mit dem Programmierer Andrei Gheorghe – geht in seinem Projekt für das Grazer Medienkunstlabor zunächst davon aus, dass in Ausstellungen üblicherweise Besucher auf die Exponate blicken. I’ve seen someone that wasn’t there dagegen ist eine interaktive Installation, in der unzählige Augenpaare als Projektion an den Wänden nicht nur auf die Besucher blicken, sondern deren Bewegung auch tatsächlich folgen. Der Titel des Projekts müsste sich nun auf die Position des menschlichen Betrachters beziehen, der Augen sieht, die jedenfalls nur als Projektion real erscheinen, während offenbar die Illusion vermittelt werden soll, man fühlte sich von diesen Augen beobachtet. Die allerdings sind nur bewegte Bilder und die Überlegung, dass man im öffentlichen Raum mittels zahlloser Überwachungskameras, Aufzeichnungsverfahren und vielleicht vor Monitoren sitzenden Wachpersonals tatsächlich beobachtet ist, bleibt dem eigenen Meta-Denken überlassen.

In I’ve seen someone that wasn’t there von 2Meta im Medienkunstlabor im Kunsthaus Graz kann man sich noch bis zum 14. September sehen lassen. Informationen unter www.medienkunstlabor.at.

Wenzel Mraček

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